Im Jahr 2008 veröffentlicht und seitdem in vier Hardcover-Auflagen verkauft ist jetzt der Roman „Der Dorfschulmeister“ des Hohenloher Autors Dr. Gerd Friedrich als Taschenbuch erschienen.
“Der Dorfschulmeister” war und ist nicht das erste Buch des in Bad Mergentheim beheimateten Autors, aber sein erster Roman, den er mittlerweile um einen Folgeband mit dem Titel „Fräulein Lehrerin“ ergänzt hat. In diesem erzählt er die Geschichte von Sophie, der Tochter des Dorfschulmeisters, die zu den ersten Lehrerinnen im Württemberg des 19. Jahrhunderts gehörte. Historische Romane also.. Mit dem Thema Geschichte der Pädagogik beschäftigte sich Dr. Gerd Friederich aber nicht erst, als er „Der Dorfschulmeister schrieb. Schon seit nunmehr 45 Jahren, ist dies „sein“ Thema. Er hat dazu schon einige Schriften und Bücher verfasst. Schulgeschichte war nicht zuletzt einstens sein Promotionsthema.
Natürlich stimmen in einem historischen Roman die geschichtlichen Fakten, auch wenn die Geschichte selbst frei erfunden ist – frei erfunden wie die Hohenloher Orte “Eisenbronn” und “Winterhausen”, in denen ein großer Teil des Romanes spielt
Seinen Romanhelden Hansjörg Rössner lässt Gerd Friederich in jenem rasanten
Zeitraum rund um die bürgerliche Revolution des 19. Jahrhunderts agieren, jenen 15 Jahren zwischen 1842 und 1859 in denen aus dem verschlafenen, rein bäuerlichen Württemberg in weiten Teilen ein Land mit Industrien und Reisemöglichkeiten, mit Erfindern und geistigen Vordenkern wird.
Hansjörg Rössner, so will es sein Vater, Großbauer in einem oberschwäbischen Dorf, soll Schulmeister werden und nicht den väterlichen Hof übernehmen. Ein Schock für den knapp 14-jährigen, der gerade seine Schulzeit abschließt. Zuerst widerwillig, dann immer interessierter schlägt Hansjörg den vom Vater gewollten Berufsweg ein, besucht ein Seminar am Fuße der Schwäbischen Alb, übernimmt Hilfslehrerstellen. Dorfschulmeister war in jenen Jahren nichts, was ein Universitätsstudium voraussetzte. Es war ein ganz normaler Lehrberuf. Und Zeugnisse bekamen nicht die Schüler - solche gab es in Württemberg erst ab 1909 -, sondern alle zwei Jahre die Lehrer.
Hansjörg Rössner nimmt seinen Beruf ernst, bildet sich weiter. Er ist den ganzheitlichen Erziehungsmethoden des Johann Heinrich Pestalozzi zugetan und versucht diese als Junglehrer in seiner ersten Lehrerstelle auf den Fildern umzusetzen. Doch die konservativen Kirchenoberen - und die waren damals die Dienstherren aller Dorfschulmeister, die zugleich immer auch Kirchendiener, Mesner, Vorsänger, Organisten und erst zuletzt auch Lehrer waren - sie versetzten Rössner in den Wirren der Revolution 1848/49 ins Hohenlohische, jenes im Jahr 1803 von Württemberg annektierte Gebiet, das eigentlich zum fränkischen Sprachraum gehört, und wo die Leute so ganz und gar nicht „schwäbisch“ ticken.
Hier kommt wohl auch etwas Autobiographie in Friederichs Buch, denn 120 Jahre später in den Jahren der Studentenrevolten war er Junglehrer im Hohenlohischen. Auch er hatte damals Kirchenobere als Dienstherren, denn er war am kirchlichen Aufbaugymnasium in Michelbach an der Bilz beschäftigt.
Der Roman “Der Dorfschulmeister” versetzt die Leser in das Leben vor 150 Jahren und die Zeit der Anfänge unseres heutigen Schulwesens. Und beides, das damalige, wie das heutige Schulwesen kennt der Autor aus dem Efef. Schließlich wurde aus dem Jungelehrer im Schloss zu Michelbach in den 30 Jahren danach ein leitender Schulamtsdirektor, der von der Deutschordensstadt Bad Mergentheim aus einen großen Bereich Hohenlohes unter seinen Fittichen hatte. So ist der im Ruhestand geschriebene Roman vielleicht auch so etwas wie ein Resumé des eigenen Berufslebens, faktisch stimmig wie ein Sachbuch zwar, aber doch fiktiv und spannend wie ein Krimi.
Gerd Friedrich „Der Dorfschullehrer“ 1. Auflage der Taschenbuchausgabe
416 Seiten € 14.90 erschienen im Silberburg Verlag
ISBN: 978-3-8425-1466-9
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