Am 17. Juli lud die Rhenag, Rheinische Energie Aktiengesellschaft, zur Jahrespressekonferenz ins Dienstleistungszentrum Siegburg. Dort gaben deren beiden Vorstände Dr. Kurt Rommel und Dr. Hans-Jürgen Weck Einblicke in die zukünftige Strategie des Unternehmens. Anschließend stellten sich beide den Fragen der Presse.
Im Fokus: Elektromobilität weiter ausbauen
Den Fokus legten beide Vorstände dabei insbesondere auf den Umstieg auf Elektromobilität. Dabei stehe nach ihren Worten insbesondere ein Wandel im Bereich Verkehr im Mittelpunkt. Um dies realisieren zu können, müsse es zu einer Wende in der Energienutzung kommen. An deren erforderlichen beschleunigten Umsetzung wolle man als zentraler Treiber, „als Vorreiter“, wie sich Dr. Weck ausdrückte, für die Antriebsart der Elektromobilität in der Rhein-Sieg-Region mitarbeiten. Rommel und Weck brachten in diesem Zusammenhang zum Ausdruck, man gehe davon aus, dass die Elektromobilität in den nächsten zwei bis fünf Jahren deutlich „an Fahrt aufnehmen“ werde. Dies wolle man aktiv begleiten, positioniere sich daher bereits seit Jahren in diesem Zukunftsmarkt, wobei der geographische Fokus (selbstverständlich) auf der Region Rhein-Sieg liege.
Wichtiger Baustein: Ladeinfrastruktur
Wesentlicher Faktor beim Umstieg auf Elektromobilität sei das Vorhandensein entsprechender Ladeinfrastruktur. Dennoch reichten die Überlegungen zum Umstieg auf Elektromobilität neben dem Ausbau der öffentlicher Ladeinfrastruktur über eine komfortablere Ladetechnik für den Kunden an Arbeitsplatz und -parkplatz und dem heimischen Umfeld bis hin zum Ausbau von eCar-Sharing Angeboten. Letzteres soll vor allem dazu dienen E-Mobilität zwischenzeitlich wie auch langfristig auch für die Kunden/Menschen erlebbar zu machen.
In diesem Zusammenhang wurde darauf verwiesen, dass im Rhein-Sieg-Kreis derzeit 21 öffentliche Ladesäulen des Unternehmens in Betrieb seien – 11 in Siegburg, 6 in Niederkassel, 4 Hennef. Damit sei diese Dichte an Ladesäulen derzeit die größte bundesweit. In Kürze werden am Standort Siegburg zwei weitere sogenannte Schnellladesäulen installiert werden, eine in der Bachstraße (an der Verwaltung des Unternehmens) und eine in der Wilhelm-Oswald-Straße (Dienstleistungszentrum, gegenüber Kaufland). Diese Schnellladestationen mit bis zu 160Kw Ladeleistung sollen es ermöglichen, in nur sechs Minuten den Strom für 100 Kilometer Reichweite zu laden.
Neue Ladetechniken bringen Mobilität voran
Neben der Bereitstellung öffentlicher Ladeinfrastruktur schreite nach Darstellung der beiden Vorstände aber auch die Ladetechnik für den privaten Anwender in großen Schritten voran. Demnach stehe die zweite Generation der neuen eBoxen vor der Auslieferung (wobei das Unternehmen den eigentlich den für die Flugzeug- und Fahrzeugbranche typischen Begriff des „Roll-Out“ benutzte). Die zweite Generation Generation soll nicht nur kompakter (bis zu 40% kleiner als ihre Vorgänger-Box) sein, sondern auch stärker (Ladeleistung bis zu 22Kw), smarter (Vernetzbarkeit mit digitalen Services) und nicht zuletzt auch im Produktdesign attraktiver sein.
Vor einigen Tagen wurde auch das eCar-Sharing installiert, deren Ausschreibung die Rhenag gewinnen konnte. Insgesamt acht Fahrzeuge verschiedener Hersteller will die Stadt anschaffen, dazu drei zusätzliche Ladesäulen sowie weitere sogenannte Wallboxen für die eCar-Sharing-Flotte errichten. Die Rhenag stellt hierfür die Buchungsplattform, verwaltet die Fahrzeuge und übernimmt die Abrechnung. Wenngleich die Stadt/die Verwaltung der eigentliche „Ankernutzer“ der eCar-Sharing-Flotte ist und in der Verwaltungszeit exklusives Nutzungsrecht genießen, können die Bürger außerhalb der Verwaltungszeiten fünf der acht Fahrzeuge nutzen.
Unternehmen selbst als Vorbild
Um aber nicht nur „Wasser zu predigen und selbst Wein zu trinken“, also den Umstieg auf Elektromobilität zwar zu fordern, selbst aber nichts dafür zu tun, arbeitet das Unternehmen aktiv an einer Umstellung seines eigenen Fuhrparks. Mittlerweile fahren in der Unternehmensflotte 15 sogenannte „Voll-Stromer“ und sieben Hybridfahrzeuge, also sowohl Strom betriebene, als auch mit einem kleinen Benzintank. Letzteres erhöht die Reichweite und ermöglicht derzeit sicherlich noch eine bessere Planung zur Anfahrt einer nächsten Stromlademöglichkeit.
An den eigenen Liegenschaften verfügt das Unternehmen über sechs eigene Ladesäulen sowie 29 Wallboxen, 13 weitere sollen in Vorbereitung sein. Auch die eigenen Mitarbeiter nutzten nicht nur intensiv das interne eCar-Sharing, sieben seien sogar privat auf Elektromobiliät umgestiegen.
Projekt Sektorkopplung
Nach Darstellung der beiden Vorstände solle man aber sicher nicht nur die Elektromobilität ausschließlich im Auge behalten, sondern auch eine Sektorkopplung, also der Hausenergieversorgung mit der Mobilität. Hier baue man das Angebot ebenso aus wie operative Ressourcen. Im Fokus stünden hier vier Faktoren, erstens Photovoltaik und Speicher, zweitens Wärme, drittens Elektromobilität und viertens Reststromversorgung.
Im Bereich Photovoltaik und Speicher mache man Aktionsangebote mit dem Ziel des Kunden-Eigenverbrauchs ebenso wie bei der Umsetzung/Realisierung über einen eigenen Fachbetrieb. Im Bereich `Wärme´ wären moderne, auch regenerative, Wärmelösungen, ein Angebot, zu deren Umsetzung man ebenso über einen unternehmenseigenen Heizungsfachbetrieb anbieten könnte. Im dritten Standbein der Sektorkopplung, der Elektromobilität, böte man ein alltagstaugliches Paket in Verbindung mit der Einbindung in das Hausenergie-Management sowie die Installation der entsprechenden Ladetechnik (Wallbox) zuhause an. Dabei könne der Strom tagsüber über die Solarkollektoren „gewonnen“ und in Speichern gelagert, über Nacht dann damit das Fahrzeug über die Wallbox am Stellplatz „betankt“ werden. Sollte die Energieversorgung von Haushalt und Mobilität dennoch nicht ausreichen, würde das Unternehmen die Reststromversorgung über den vierten Bereich absichern, und das ganzjährig.
Einen weiteren Aspekt stellte die Darstellung des Innovationsprojekts „bidirektionales Lademanagement“ dar. An diesem ist das Unternehmen als Teil des überregionalen Konsortialprojekts als Pilotanwender im Rahmen des Testflottenbetriebs beteiligt. Projektstart des Innovationsprojekts war Mai 2019, die Laufzeit soll drei Jahre betragen. Im Mittelpunkt des Projekts soll die perspektivisch zukünftige höhere Zahl an Elektrofahrzeugen stehen, welche netzdienlich in das Energiesystem eingebunden werden und im Falle von höherem Bedarf im Netz ihre Ladekapazität auch wieder in dieses zurück einspeisen können soll, um die allgemeine Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Solar-Cloud
Im Rahmen der Jahrespressekonferenz auch angesprochen wurde der Aufbau einer sogenannten Solar-Cloud. In diese würde der Solarstrom erzeugende Kunde seine überschüssig erzeugte Energie einspeisen, und bei Bedarf, etwa im Winter oder an „dunklen Tagen“ abrufen. Der Vorteil für den Kunden bestünde in der Solar-Cloud darin, dass für ihn keine Anschaffungs- und Betriebskosten entstünden und er in Abhängigkeit von seinem Jahresbedarf unterschiedliche Cloud-Größen wählen könnte. Derzeit, so die beiden Vorstände, liefen die abschließenden Vorbereitungen, der Start der Vermarktung sei ab Ende September (2019) avisiert. |