Wandern geht die Ortsgruppe Mainhardt des Schwäbischen Albvereins öfters, zwei, drei Mal im Monat. Die letzte Wanderung im Juni aber nimmt alljährlich ein besonderes Ende: an einem Backhäusle.
Wieviele dieser steinernen Öfen zum Brot- und Kuchenbacken aus früherer Zeit gibt es eigentlich noch im Mainhardter Wald ? Seid 35 Jahren veranstaltet der Schwäbisch Albverein zum Abschluss seiner Sommerwanderung das Backofenfest, aber noch nie am selben Backhäusle. Es gebe 52 Wohnplätze, vom einzelnen Hof über kleine Weiler bis hin zu großen Dörfern im Mainhardter Markungsgebiet, sagte Helmut Fischer, Vorsitzender der Ortsgruppe Mainhardt. „Und ich kenne noch vier oder fünf Backhäusle, wo wir noch nie waren“ – ohne dass die betreffenden Eigentümer bislang eine Ahnung davon hätten, dass der Verein sie ins Auge gefasst habe. „Manche kommen ja, weil sie das wissen, dass wir uns für den Erhalt der Backhäusletradition einsetzen, auch direkt zu uns und bieten uns das Fest an“ So wie am vergangenen Wochenende die Familie Anja und Bernd Schanzenbach in einem der neueren Siedlungsgebiete, etwas außerhalb von Geißelhardt.
Wie kommt ein Backhäusle in so eine Gegend? Stammen die nicht alle aus dem Mittelalter? Nun das Geißelhardter Backhäusle der Schanzenbachs – sie betreiben im Nebenerwerb einen Pferdehof – wurde vor drei Jahren aufgebaut - wieder aufgebaut. Es kam ganz wie die Gebäude im Hohenloher Freilandmuseum als Translozierung vom Nachbarort Gailsbach, wo es Anjas Großmutter ihrer Enkelin vermacht und zu treuen Händen übergeben hatte. „ Es gibt aber“, erzählt Helmut Fischer, auch Leute, die haben ein solches Backhaus bei sich auf dem Grundstück, nutzen es aber nicht, weil sie nicht wissen, wie’s funktioniert.
Im Prinzip ganz einfach. Feuer in der Backkammer machen mit trockenem Holz natürlich. Abgebrannte Asche herauskehren bis auf einige kleine glühende Reste, die man an die Seite kehrt. Dann der Hitzetest: Zeitungsseite ausgebreitet in den Ofen legen. Fängt sie Feuer ist es zu heiß, wird sie nur braun ohne zu brennen, ist die Temperatur richtig fürs Backen, 300 bis 320 Grad.
In Geißelhardt übernahm diese Tätigkeit der langjährige Backhäusle-Bäcker des Albvereins, Günter Fick aus Lachweiler. Nein. Er ist kein gelernter Bäcker, hat sich das selber beigebracht. Und sein Backhäusler bei sich zu Hause ist auch kein altes, sondern war ein Bausatz aus dem Baumarkt. Auch sein Wissen übers Backen ist kein Ererbtes, sondern selbst beigebracht durch Versuch und Irrtum, verkohlte Brotlaibe, zu kurz gebackene Blechkuchen, die Pizza, die vom Backschieber rutsche, weil man damit eben nicht wackeln darf, wenn man die Ware aus dem heißen Ofen holt. „Für mich war das Backhäusle Grund, dem Albverein beizutreten, denn diese alte Tradition zu erhalten, ist es wert!“
Alte Tradition ist auch, was in Geißelhardt – und nicht nur da, sondern all die Male davor auch – gebacken wurde: Salzkuchen, Zwiebelkuchen und Klumpenkuchen.
Klumpen? Na ja, das, was entsteht, wenn man sauere und süße Sahne zusammenbringt und drei Tage stehen lässt. Vorsicht! Das funktioniert nur mit frischer Milch vom Bauern, nicht mit dem, was man pasteurisiert im Supermarkt kaufen kann. Und weil das so ist, gibt es ein altes Mainhardter Albvereinsrezept von Frida Schank, an deren Backhaus man 1981 das erste Fest abgehalten hat: Quark, Creme Fraiche, etwas Griesbrei, Eischnee und Eigelb getrennt das ganze verfeinert mit Zucker, Zitrone und Rosinen, auf einem süßen Hefeteig, frisch aus dem Backhäusle noch warm: lecker!!
Rund 500 Gäste fanden das auch und kamen am Sonntag nach Geißelhardt. Nicht alle waren gewandert: Nur acht Leute hatten sich am Mainhardter Rathaus aufgemacht, um unter Führung von Volker Heeb über Stock, Aschenhütte, Ziegelbronn und Lachweiler zum diesjährigen Backhäuslefest zu wandern. Angekommen sind sie gerade rechtzeitig, als der Musikverein Gailsbach begann aufzuspielen. Es ist zwar ein kleines Fest, ohne großen Rummel, aber ein bisschen Unterhaltung muss schon sein.
|
