Auf dem Grundstück der Lössewitzer Damm-Mühle hat eine junge Unternehmerin den Landhandel übernommen. Sie züchtet auch seltene Hühner.
Calvörde-Lössewitz l „Es ist ein Glücksfall, dass wir mit Familie Preuße Menschen gefunden haben, die unsere Damm-Mühle mit dem Landhandel und mit vielen kreativen Vorhaben weiter am Leben halten“, sagt Müllermeister Hubertus Nitzschke, der gemeinsam mit seiner Frau Brigitte die Schlüssel der Mühle an die junge Familie übergab.
Rückblick: Im Frühjahr schloss die letzte produzierende gewerbliche Mühle im Landkreis Börde. In der Motormühle wurde 104 Jahre Korn gemahlen. Der Diplom-Ingenieur ist mit Herz und Seele Müller. Sein Großonkel hatte am 1. August 1914 die heutige Motormühle mit einem Sauggasmotor in Betrieb genommen. Am 1. Januar 1988 übernahm Hubertus Nitzschke die Mühle von seinem Vater, dem Müllermeister Kurt Nitzschke.
2013 feierten Nitzschkes das 25-jährige Bestehen des Mühlenbetriebes. Und natürlich hat der Müller mit Ehefrau Brigitte eine Frau und – wie im Märchen vom gestiefelten Kater – auch drei Söhne. Keiner der drei wollte aber die Nachfolge übernehmen. „Das Mühlengrundstück ist nun aus Altersgründen verkauft. Alles hat seine Zeit“, erklärt Nitzschke und gesteht, dass ihm die Entscheidung damals nicht leicht gefallen war. Um so größer ist seine Freude, eine motivierte Familie gefunden zu haben.
Familie entdeckt Grundstück durch Zufall
Familie Preuße hat viele Ideen, um das etwa 8 000 Quadratmeter große Grundstück zu beleben. Dabei war es ein Zufall, dass der alte und die neue Mühlenbesitzerin Bianca Preuße zueinander gefunden haben. „Ich komme ursprünglich aus Braunschweig und mein Mann aus Neuenhofe. Mein Schwiegervater wohnt im altmärkischen Kremkau. Um ihn zu besuchen sind wir regelmäßig an der Damm-Mühle vorbei gefahren“, schildert die gelernte Zierpflanzengärtnerin. Dann stand das Schild ,Mühle zu verkaufen‘ vor dem Grundstück. „Wir haben lange überlegt. Dann kam der Entschluss, dass wir es einfach versuchen“, erinnert sich Bianca Preuße.
Haupteinnahmequelle soll der Landhandel, den es auch schon vorher gab, sein. „Wir verkaufen Futter für Klein- und Großtiere“, schildert die 32-Jährige. Sie hat sich mit der Zucht von Dominikaner, der ältesten amerikanischen Hühnerrasse, einen Kindheitstraum erfüllt. „Ich wollte schon immer Hühner. Aber wir hatten in Braunschweig nie den Platz dazu“, beschreibt die Züchterin und nimmt eines der 21 frisch geschlüpften Küken auf die Hand.
Reichlich Platz bietet das Areal, um ein weiteres geplantes Vorhaben, eine Reitstation, zu verwirklichen „Für Leute, die von hier aus in den Drömling reiten, richten wir eine Ferienwohnung ein. Platz genug haben wir auch für einen Pferdestall“, sagt die junge Unternehmerin und zeigt auf die Scheune samt mehreren Nebengebäuden.
Dobermann soll Wachdienst übernehmen
Ihr Gatte Thomas Preuße packt mit an. „Als Immobilienmakler und Versicherungsfachmann möchte ich mir auf dem Gelände ein Büro einrichten“, erklärt Preuße, der zurzeit noch als Krankenpfleger auf der Intensivstation im Klinikum Braunschweig arbeitet.
„Ich mag unser neues Zuhause, denn hier darf ich einen Hund haben“, erklärt die achtjährige Lorine und zeigt auf das neue vierbeinige Mitglied der Familie. Cronos ist ein junger Dobermann, der später den Wachdienst übernehmen soll. Außerdem zählen noch drei Katzen zur Familie. Lorine besucht die Grundschule „Am Wald“ in Wegenstedt. Extra für das Schulkind wurde eine Bushaltestelle eingerichtet.
Weil die große Eröffnungsparty wegen der Corona-Pandemie ausfällt, soll es 2021 eine Feier zum einjährigen Bestehen geben. Die Corona-Krise hat für Familie Preuße auch positive Auswirkungen. „Die Leute fahren jetzt nicht in den Urlaub, sondern halten sich selbst Tiere, versorgen sich selbst. Viele finden zur Natur zurück“, weiß Bianca Preuße. |