BREDSTEDT (NfI). Erinnerung ist das geistige Wiedererleben vergangener Erlebnisse und Erfahrungen. Neben dem individuellen und persönlichen gibt es das kollektive Gedächtnis, das Erinnern einer Gruppe oder eines Volkes. Dies ist an „Speichermedien“ gebunden, an bestimmte „Orte“, so Diplom-Soziologe Harry Kunz, in seinem Vortrag „Erinnerungsorte in Nordfriesland“ im Nordfriisk Instituut, zu dem dessen Direktor Prof. Dr. Thomas Steensen im voll besetzten Versammlungssaal ein lebhaft interessiertes Publikum begrüßen konnte. Der Abend war Teil der vom Nordfriisk Instituut ausgerichteten und von der Nord-Ostsee Sparkasse sowie der Spar- und Leihkasse zu Bredstedt AG geförderten Reihe 19. Nordfriesisches Sommer-Institut.
Die Büste von Heinrich von Stephan in Westerland auf Sylt ist ein solcher Ort, so Harry Kunz, der seit 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bredstedter Instituts tätig ist. Sie erinnert an den Organisator des deutschen und des internationalen Postwesens in der Zeit des Kaiserreichs, der als Sommerfrischler nach Sylt kam und dafür sorgte, dass auch die Insel schnell und gründlich in die sich entfaltenden Kommunikationsnetze einbezogen wurde.
Die Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll, so ein weiteres Beispiel, erinnert nicht nur an den aus Langenhorn stammenden bedeutenden Philosophen und Pädagogen Paulsen, sondern auch an die Kulturströmung des Heimatschutzes und seiner typischen Architektur. Weiter berichtete der Referent von Denkmälern, Sagen, „Redenden Grabsteinen“ sowie vom Margarethenberg, einer Erhebung östlich des Stollbergs in Bordelum, dessen Name auf die Hinrichtung der Mörderin Margarethe Hansen im Jahre 1831 zurückgeht.
Ein besonders schöner Erinnerungsort, so Kunz abschließend, ist der vier Hektar große Hochdorfer Garten in Tating, der im 18. Jahrhundert im Stil eines französischen Parks angelegt wurde und den die Familie Richardsen-Bruchwitz – eine eigens aufgemauerte „Schlossruine“ inklusive – im englischen Stil des 19. Jahrhunderts erweiterte. Die vorgestellten Beispiele entstammen dem Buch „Erinnerungsorte in Nordfriesland“, dessen Druck Harry Kunz derzeit vorbereitet. |