Zur Aufführung der drei „Gambensonaten“ J.S.Bachs (BWV 1027-29) am Sonntag, 3. Dez. 2017,
hatte Kantor Dmitri Grigoriev genau den richtigen, nämlich einen der besten Barock-Cellisten Europas eingeladen: den aus Schweden stammenden Wahl-Berliner Ludwig Frankmar.
Das Barock-Cello, das hier den Platz der üblichen Viola da Gamba einnahm, unterscheidet sich von einem einfachen Cello in Größe und Form, hauptsächlich durch die Saitenbespannung, mit der das Instrument der historischen Aufführungspraxis Rechnung trägt. Frankmar verwendet hierfür Darmsaiten, die mit einem metallischen Material umsponnen sind. Durch die Umspinnung des Saitenkerns wird die Saite schwerer, klingt damit tiefer und spricht leichter an.
Kaum vorstellbar, dass die Geschwindigkeit und Präzision, die bei den schnellen Sätzen der Sonaten gefordert ist, anders erreichbar wäre, noch dazu gepaart mit dem besonders weichen Klang.
Die Sonaten in G-Dur, in g-Moll und in D-Dur zählen zu Bachs bekanntesten Kammermusikwerken. Sie sind fast durchweg kontrapunktisch gesetzt, d.h., Cello und beide Stimmen der Begleitung - hier die von Dmitri Grigoriev gespielte Truhenorgel - sind gleichberechtigt am dreistimmigen Satz beteiligt. Die beiden schnellen Sätze der G-Dur-Sonate stellen Fugen dar.
Herrlich, wie der Cellist mit der Behendigkeit eines Geigers die beiden Allegro-Sätze meisterte; immer wieder erstaunlich die Ausdrucksfähigkeit der Truhenorgel (und die Vielseitigkeit des Organisten), die hier bei „gedacktem" Register eine leisere Klangfarbe annahm und sich so dem zarteren Barock-Celloklang anpasste.
Dann wieder die Lebhaftigkeit des „Vivace“ der g-Moll-Sonate (eigentlich die dritte der Reihe, aber aufgrund ihrer Sonderstellung mit nur drei Sätzen hier in die Mitte platziert). Das Unisonothema dieses ersten Satzes lässt an das 3. Brandenburgische Konzert denken. Eindrucksvoll, wie beide Instrumente sich sogar am Ende dieses bewegten Satzes passgenau in einem betonten Ritardando trafen. Im Mittelsatz, dem Adagio, bewegend die schlichte Bassstimme, die fast archaisch klingt. Der Schlusssatz ist wieder eine Fuge, empfindsam vorgetragen und mit der Präzision eines Uhrwerks gemeinsam beendet.
Enorme Sicherheit beider Musiker im Zusammenspiel sowie spürbare Freude am Miteinander im jeweils eigenen, kontrastierenden Thema machten das Konzert zu einem wahren Hörgenuss. Die große Akustik der Erlöserkirche tat ein Übriges. Dabei strahlten die drei Sonaten eine dem Advent angemessene Besinnlichkeit aus, die dem handverlesenen Publikum freudigen Applaus entlockte. Mit der Wiederholung des ersten Allegro aus der D-Dur-Sonate als Zugabe bedankten sich die Musiker.
Bellis Klee Rosenthal |