Jehovas Zeugen erinnern:
Das „Photo-Drama der Schöpfung“ – eine echte Pionierleistung der Bibelforscher in der Geschichte des Films
Bei dem „Photo-Drama“ handelte es sich um eine vierteilige Vorführung von insgesamt acht Stunden Dauer. Hierbei wurden Filme und handkolorierte Lichtbilder kombiniert und mit Ton synchronisiert. Außerdem waren Aufnahmen von 96 kurzen biblischen Vorträgen zu hören, gelesen von einem Sprecher, dessen Stimme zu den bekanntesten der damaligen Zeit gehörte. Zur Untermalung erklang auch klassische Musik. Bei den geübten Filmvorführern war Präzision gefragt, um 3.000 Meter Film, 25 Schellackplatten und 500 Glasbilder aufeinander abzustimmen. Diese eindrucksvolle Vorstellung führte die Zuschauer von der Zeit der Schöpfung bis zum Ende des Milleniums. In den 1890er Jahren trat der Stummfilm ins Leben der Menschen. Als 1912 die Vorbereitungen für das „Photo-Drama“ von Charles Taze Russell mutig vorangetrieben wurden, steckte die Filmindustrie also noch in den Kinderschuhen. Er hatte erkannt, dass man durch das Medium Film die Wahrheit der Bibel auf eine Art vermitteln konnte, wie es Papier allein niemals schaffen würde.
Als das „Photo-Drama“ Anfang 1914 zum ersten Mal aufgeführt wurde konnten die Bibelforscher nicht ahnen, daß es ein echter Renner werden würde. Es wurde schon bis Ende 1914 in den Vereinigten Staaten in über 80 verschiedenen Städten vorgeführt. Es war eine echte Herausforderung, diese 80 Termine einzuhalten. Warum? Das lag zum einen daran, daß die Zugverbindungen nicht immer so günstig waren und man konnte nicht immer Säle zu den anvisierten Daten mieten. Dennoch war Ende 1914 das „Photo-Drama“ in Nordamerika, Europa und Australien vor einem Publikum von insgesamt 9 Millionen Zuschauern gezeigt worden. Dies konnte geschehen, weil es 20 vierteilige Sätze von dem „Photo-Drama“ gab. Das Ereignis wurde in der Presse angekündigt und durch Plakate in Schaufenstern und in Fenstern von Privatwohnungen. Zusätzlich wurden Hunderttausende Flugblätter verteilt. Einige Theaterbesitzer verlangten zwar Geld für die Platzreservierung, aber die Bibelforscher verlangten nie Eintrittsgeld. Und es wurden auch keine Kollekten durchgeführt. In den Vereinigten Staaten meldete die Presse, daß es landesweit wöchentlich von Hunderttausenden gesehen wurde.
In Großbritannien waren das Opernhaus und die Royal Albert Hall in London zum Bersten voll mit Leuten, die die vierteilige Aufführung von je zwei Stunden Dauer sehen wollten. In einem halben Jahr wurden in 98 Städten auf den Britischen Inseln 1.226.000 Zuschauer verzeichnet. In Deutschland und der Schweiz waren die Säle voll besetzt, zum Beispiel wurde das „Photo-Drama“ im Hippodrom in Frankfurt am Main aufgeführt und im Dezember 1914 im Volksbildungsheim. Im Hippodrom mußte die Halle sogar polizeilich gesperrt werden, so viele Menschen drängten sich, um Einlaß zu gewinnen. Im April 1914 waren dann Barmen, Dresden und Elberfeld an der Reihe. Vom 1. bis zum 23. November 1914 zeigte die Barmer Bibelforscher-Vereinigung das „Photo-Drama“ zweimal täglich in der „Philharmonie“ in Berlin vor einem überfüllten Haus und das insgesamt fünfmal. Wochenlang wurde es auch in Düsseldorf und in Essen gezeigt. In ganz Deutschland wurde das Schöpfungsdrama bis Ende Mai 1932 über 680.000 Mal an 209 Vorführorten gezeigt.
Auf der anderen Seite war die Geistlichkeit davon überhaupt nicht begeistert. Manche wetterten öffentlich gegen das „Photo-Drama“. Man versuchten auf hinterhältige Art Menschen daran zu hindern, sich das „Photo-Drama“ anzusehen. Trotzdem waren die Theater proppevoll, denn zum ersten Mal konnten die Zuschauer „sprechende Bilder“ sehen. Mit Hilfe von Zeitrafferaufnahmen erlebten die Zuschauer zum Beispiel, wie sich ein Küken aus einem Ei den Weg ins Leben pickt oder wie sich eine edle Blüte entfaltet. Beim Filmen der biblischen Szenen waren Hunderte von Personen und sogar Tiere beteiligt. In einem Bericht von 1913 hieß es: „In dem Tonfilm kam ein Großteil des Tierbestands eines der größten Zoos zum Einsatz, um Noahs Rolle in dem Spektakel zu untermalen“. Der Autor und Filmhistoriker Tim Dirks beschrieb das „Photo-Drama“ als die „erste bedeutende Filmvorführung, die Filmstreifen, bunte Glasbilder und synchronisierten Ton miteinander verband“. In anderen Filmen hatte man zwar schon manche dieser Techniken verwendet, doch nicht alle in einer einzigen Produktion. Filmhistorisch betrachtet ist das „Photo-Drama der Schöpfung“ einer der innovativsten Filme seiner Zeit.
Die Uraufführung des „Photo-Dramas“ fand am 11. Januar 1914 in New York statt. Sieben Monate später brach der Krieg aus, der als 1. Weltkrieg in die Geschichte eingehen sollte. Doch rund um den Globus ließen es sich die Menschen nicht nehmen, weiter das „Photo-Drama“ zu besuchen. Im Jahr 1922 wurde der Film überarbeitet und von nun an „Heureka-Drama“ genannt, eine verkürzte Version des „Photo-Dramas“. Die gesamten Produktionskosten betrugen 300.000 Dollar. Als Ergänzung wurde auch ein Buch mit den Bildern unter dem Namen „Photo-Drama der Schöpfung“ herausgebracht.
Durch das „Photo-Drama der Schöpfung“ haben die Bibelforscher (Jehovas Zeugen) einen großen Teil zur Entstehung des Films beigetragen. Sie haben einen entscheidenden Schritt zur Entwicklung des Ton- und Farbfilms beigetragen. Mancher Filmproduzent wäre sogar noch heute froh, wenn er die Zuschauerzahlen erreichen würde, die das „Photo-Drama“ schon von 1914 an erzielt hatte. |
