Nidda – Nach den Kreiskongressen in Büdingen wurden nun drei Kongresse in Nidda geplant. Tagungsort war zum ersten Mal das Bürgerhaus. Der erste fand vom 14. bis 16. Mai 1971 statt. Den öffentlichen Vortrag hielt Heinz Bruckmann als Beauftragter der Wachtturm-Gesellschaft. Sein Thema lautete: „Warum der Geist der Rebellion?“. Adi Böhm, Lokalredakteur des „Büdinger Kreis-Anzeiger“ schrieb am 19. Mai 1971 in einem Artikel: „Zur Frage „Worin besteht der Geist der Rebellion?“ verwies der Redner auf den Sündenfall im Paradies, der die erste Rebellion des Menschen darstelle. Die Ursachen der weltweiten Rebellion aber seien im Elternhaus zu finden, das die Kinder nicht mehr Respekt und Gehorsam lehre und damit die Grundlagen für die Rebellion lege, außerdem mit dem eigenen Verhalten ein schlechtes Beispiel gebe“.
In dem Artikel wies Böhm darauf hin, daß am Abschlußtag 1.505 Besucher gezählt wurden und sprach von einem Rekordbesuch für das Bürgerhaus seit seinem Bestehen. Am Sonntagvormittag wurden im Hotel Haus Sonnenberg in Schotten 26 neue Zeugen im Wasser getauft. Der Artikel schloß mit den Worten: „Die Zeugen Jehovas lobten in der Abschlußversammlung die sehr gute Aufnahme in Nidda und die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie hatten im übrigen mit ihrem Kongreß ein Musterbeispiel guter Organisation geliefert. 21 Abteilungen mit etwa 400 Helfern sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Treffens, richteten einen Küchendienst ein, Erste Hilfe, einen Baby-Dienst, besorgten im weitem Umkreis rund 300 Quartiere. Alle Gäste wurden selbst verpflegt“.
Der zweite Kongreß sollte vom 30. bis 31. Dezember 1972 stattfinden. Der öffentliche Vortrag hatte diesmal das Thema: „Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?“ und wurde von Bezirksprediger Siegfried Erdmann gehalten. Im Artikel von Adi Böhm hieß es am 6. Januar 1973 im „Büdinger Kreis-Anzeiger“ unter der Überschrift „Der Tod ist der Beweis für die Auferstehung“: „Im Hauptvortrag wies der Redner auf den Anbruch der tausendjährigen Friedensherrschaft und den Beginn des ewigen Lebens hin…Der Mensch spüre selbst, daß mit dem diesem Leben nicht alles vorbei sei, und er habe im Laufe der Zeiten nach vielen Lehren gesucht, die ihm einen Weiterbestand versprachen. In der Bibel aber sei mit Sicherheit verkündet, daß Gott in Zukunft viele Menschen wieder auferwecken werde und sein Sohn werde die lebendig machen, die er dazu ausersehe.“,. Für Jehovas Zeugen sei der Tod der Beweis dafür, daß es eine Auferstehung wirklich gebe.
Auch wurde wieder auf die gute Organisation des Kongresses hingewiesen: „Im Verlauf dieses Kongresses wurde an 18 neuen Zeugen die Taufe vollzogen. Im Bürgerhaus war wieder eine bewundernswerte Organisation aufgebaut worden, die 17 Abteilungen umfaßte“.
Der dritte Kongreß warf schon seine Schatten voraus. Dieser fand am 1. und 2. Juni 1974 statt. Das Motto des Kongresses lautete: „Liebt einander inbrünstig von Herzen“. Terry Dugan hielt als Vertreter der Wachtturm-Gesellschaft den Hauptvortrag „Blicke dem göttlichen Sieg mit Zuversicht entgegen“.
Lokalredakteur Adi Böhm schrieb über den Vortrag: „Der Redner sagte, wer heute die Dinge aufmerksam verfolge, der sollte etwas unternehmen, denn die Einsetzung des Königreiches Gottes erfolge nach den Worten Jesu ‚zu einer Stunde, da Ihr es nicht denkt‘. Dem Sieg über das gegenwärtige böse System sollte aber mit Zuversicht entgegengesehen werden, denn Gott habe auch versprochen, diejenigen nicht im Stich zu lassen, die an ihn glauben. Wem das Verhältnis zu Gott als das Wichtigste erscheine, der solle jetzt alles tun, um sein Leben mit seinem Willen völlig in Übereinstimmung zu bringen“.
Im Anfang des Artikels stellte Böhm wieder folgendes fest: „Es wurden genau 956 Besucher gezählt und darauf kann man sich fest verlassen, denn die Organisation dieser Glaubensgemeinschaft ist vorbildlich“.
Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb am 29. Mai 1974 in einer Ankündigung des Kongresses: „Wie der Nachrichtendienst der Zeugen Jehovas mitteilt, wird es wegen der großen Zunahme an Predigern (allein in den letzten sieben Jahren wurden weltweit 949 842 Personen getauft) immer schwieriger, geeignete Kongreßstätten zu finden, die solch große Besucherzahlen aufnehmen können. So wissen die Zeugen Jehovas auch nicht, wann einmal das Bürgerhaus in Nidda für einen ihrer Kongresse dieser Art zu klein sein wird. Die Zeugen Jehovas bezeichnen sich selbst als die „größten Kongreßveranstalter der Welt“, denn in aller Welt werden wöchentlich Dutzende solcher Kongresse veranstaltet, wozu auch internationale Kongresse gehören“.
Daß das Bürgerhaus in Nidda für Kongresse solcher Art zu klein werden würde, war keine Übertreibung. Denn schon sehr bald sorgten Jehovas Zeugen für den Bau eigener Kongreßsäle zum Beispiel in Kaiserslautern, Büchenbach, München, Gelsenkirchen, Möllbergen, Trappenkamp, Reutlingen, Glauchau, Velten und Meckenheim. Diese werden gewöhnlich an den meisten Wochenenden parallel benutzt und können jeweils bis zu einigen Tausend Besucher aufnehmen.
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