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Bierhoff vs. DFB - Sündenfall im eigenen Haus |
10.04.2010 01:14:50 |
Die gescheiterten Vertragsverhandlungen zwischen der Entourage um Bundestrainer Joachim Löw und dem DFB bergen aus Sicht des Duisburger Spielerberaters, Rechtsanwalts und Steuerberaters Dr. Thomas Steeger zusätzlichen Sprengstoff. Denn der Zwist mit Teammanager Oliver Bierhoff hat die Verantwortlichen in Frankfurt in ein neues, öffentlich bislang kaum beachtetes Dilemma manövriert: So erinnern die überzogenen Forderungen des ranghohen DFB-Funktionärs in frappierender Weise an das, wofür Zwanziger & Co. in der Vergangenheit ausnahmslos die Schwarzen Schafe der Spielervermittlerszene kritisiert haben. Sollte der DFB trotz dieses Umstands hierbei auf Selbstkritik verzichten, so könnte der ohnehin angeschlagene Verband weiter an Glaubwürdigkeit verlieren. Ein Nachtrag zur Diskussion.
Duisburg/NRW – „Es ist zwar begrüßenswert, dass der DFB die Verhandlungen mit Oliver Bierhoff bis auf Weiteres abgebrochen hat. Bedenklich aber bleibt, dass jetzt ausgerechnet ein führender DFB-Mitarbeiter seinen eigenen Verband mit Forderungen konfrontiert hat, wie man sie bislang nur von windigen Spielervermittlern her kannte“, urteilt der DFB-lizenzierte Spielerberater, Rechtsanwalt und Steuerberater Dr. Thomas Steeger, dessen Duisburger Agentur Dr. Steeger Sportmanagement auf einen
seriösen Umgang mit Profifußballern und Vereinen setzt. In der Beraterszene ist dies allerdings nicht die Regel.
So kritisiert der DFB mit einigem Recht, dass nicht wenige Spielervermittler – und hier insbesondere die unlizenzierten Geschäftemacher der „Szene“ – ausschließlich in die eigene Tasche wirtschaften, auf die Vereingeschicke Einfluss zu nehmen versuchen und neben hohen Gehältern noch saftige Handgelder fordern. „Viele dieser Forderungen sind unverhältnismäßig und weder tolerierbar noch erfüllbar“, pflichtet Steeger den Frankfurter DFB-Granden bei. Der Ruf der gesamten Beraterbranche ist durch derlei Geschäftsgebaren nachhaltig beschädigt, und in den Medien wird kaum mehr zwischen legalen und illegalen Akteuren unterschieden.
Umfangreicher Forderungskatalog
Daher sei er auch relativ entsetzt gewesen, als Anfang 2010 immer neue Details aus Bierhoffs umfangreichem Forderungskatalog durchsickerten, so Steeger weiter. Medienberichten zufolge beinhaltete dieser unter anderem ein Veto-Recht bei der Besetzung des Bundestrainerpostens, Sonderzahlungen bei Vertragsunterschrift sowie Vermarktungsrechte an der deutschen Nationalelf für die Agentur projekt b, an der Bierhoff laut BILD mit rund 75 Prozent beteiligt ist – um nur einige der strittigen Punkte zu nennen. Kein Wunder also, dass es Zwanziger & Co. irgendwann zu viel wurde. Die Verhandlungen wurden kurzerhand auf die Zeit nach der WM in Südafrika verschoben. Bierhoffs Zukunft beim DFB scheint derzeit ungewiss.
„Davon abgesehen, dass es unweigerlich zu Interessenkonflikten geführt hätte, wenn der Teammanager der deutschen Nationalelf als Teilinhaber einer Agentur gleichzeitig Dienstleister des DFB gewesen wäre, ist auch der gesamte Vorgang ein denkbar schlechtes Vorbild für die in Deutschland tätigen Berater und die von ihnen betreuten Sportler“, betont Steeger. Seine Sorge: Wie soll ein seriöser Berater seinem Spieler künftig klarmachen, dass er bei Vertragsverhandlungen nur angemessene Forderungen geltend zu machen hat, wenn ein hoher DFB-Repräsentant wie Bierhoff mit derart schlechtem Beispiel vorangeht?
Vage Verlautbarungen aus Frankfurt
„Es wäre fatal, wenn der DFB jetzt nicht unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass er ein solches Verhalten nicht nur bei Spielervermittlern missbilligt, sondern auch bei eigenen Angestellten. Ansonsten würde sich der Verdacht aufdrängen, dass hierbei mit zweierlei Maß gemessen wird“, fürchtet Steeger. Die bislang eher vagen Verlautbarungen aus Frankfurt zum „Sündenfall im eigenen Haus“ reichten da nicht aus.
„Meines Erachtens täte der DFB also gut daran, dem seriösen Kern der Beraterbranche endlich auch einmal den Rücken zu stärken“, fordert Steeger. Denn eins ist für ihn unstrittig: Da der Fußballsport längst ein hochkomplexer Wirtschaftszweig mit einer Vielzahl unterschiedlicher Interessen ist, sind Vereine und Sportler heute in besonderem Maße auf die Kontinuität und Qualität von Beratungsleistungen angewiesen. Alles andere sei Augenwischerei. „Wenn der DFB nicht weiter an Glaubwürdigkeit verlieren möchte, muss er konsequenter als bisher Selbstkritik üben“, schließt Steeger. „Denn es kann und darf nicht sein, dass die Beraterbranche durch einseitige und undifferenzierte Kritik noch weiter in Schieflage gerät – am Ende profitieren davon immer nur die Schwarzen Schafe.“ |
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