Sonntag, 15 Uhr, im Rombergpark nahe des Torhauses
„Oberkörper nach oben, Rücken gerade, Sehne bis zur Nase ziehen“, ruft Bogenlehrer Lennart Brink-Abeler (20) den beiden Anfängerschützen Andre und Ramona Kilian zu. Sie, um die 30, bringen den Bogen auf Position, spannen die Sehne, zielen und … daneben. Der Papptruthahn an der Strohwand wurde verfehlt. „Macht nichts“, sagt Andre, „nächstes Mal treffen wir – bestimmt.“ Das Herner Ehepaar gehört zur sechsköpfigen Anfängergruppe, die bei der Pfeil- und Bogenwelt im Rombergpark gegenüber dem Torhaus wie jeden Sonntag ihren Schnupperkursus draußen absolviert. Und es geht hoch her auf dem naturbelassenen Gelände, da, wo sich früher eine Bienenzucht befand. Pfeile schwirren durch die Luft auf die Strohmauern, wobei man durchaus schwer verletzt werden könnte. Deshalb: Vor dem Schießen immer das Kommando „Bitte alle zurücktreten“. Auch aus dem angrenzenden Wald – wenn ein Geschoss mal das Ziel verfehlt. Aber: Geübten Schützen passiere das sehr selten, wie der Leiter der Bogenwelt Michael Handick verrät. Er hat sich mit seinem ungewöhnlichen Gewerbe als Naturbursche einen Traum erfüllt. Der 42jährige: „Eigentlich wurde die Idee, sowas zu machen, aus der Not geboren. Ich war arbeitsloser Sozialpädagoge, suchte ein passendes Betätigungsfeld.“ Und da er autodidaktisch schon seit frühester Jugend mit Pfeil und Bogen hantierte, ergab sich der Sprung in die damit verbundene Selbständigkeit wie von selbst. Jetzt lebt er davon, nimmt mit seinen Fortgeschrittenen an Schießwettbewerben teil, lässt sie gerne im Wald an der Hohensyburg, auf dem anderen Trainingsgelände, den Bogen spannen. „Das hat etwas ungemein Befreiendes, erfordert viel Körperkoordination“, so Handick. Und, das hat er in seinem alten Beruf gelernt: Jeder ist was Besonderes, hat ganz spezielle Fähigkeiten inne.
Seit vier Jahren schwirren die Pfeile unter Michael Handicks Leitung in Dortmund durch die Luft. Das Sozialpädagogenpaar Kilian wird nach eigenen Angaben wiederkommen, um zu schießen, denn es hat ihnen gefallen „mal was ganz anderes zu machen“. Zwölf Euro haben sie für den Schnupperkurs bezahlt, Kinder zahlen acht. Eine Investition, die sich für jeden begeisterten Bogenschützen jeden Alters und jeden sozialen Standes lohnt und für jeden, der es werden will. Fünfzig feste Mitglieder gibt’s schon, ca. hundert kommen ab und zu vorbei. Eine verchworene Sportgemeinschaft, die eine Nische für sich entdeckte.
Infos unter Tel.: 0231/57 22 90 –
Web: www.pfeilundbogenwelt.de
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