Adnan Jawadi ist 36 Jahre alt und ein tunesischer Bootsflüchtling. Für etliche tausend Euro floh er 2012 vor Armut und Gefängnis, wo ihm Folter drohten, von Tunesien mit einem Schlepper-Schlauchboot übers Mittelmeer ins italienische Lampedusa, welches er knapp überlebte."Das war mehr Abenteuer, als ich mein ganzes Leben bräuchte", sagt Adnan.
In Tunesien war Adnan verheiratet. Die Ehe scheiterte. So trat er seine Flucht nach Europa an - gemeinsam mit seinem Bruder - um seine Familie mit Geld zu unterstützen. Vor der italienischen Küste lief das Schlauchboot, teils besetzt mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen, mit Wasser voll. Buchstäblich in letzter Sekunde wurden sie von der Küstenwache an Land gezogen ...
Adnans Blick wird traurig: "Im Flüchtlingslager in Lampedusa starb mein Bruder." Er wollte dem Camp entkomm und schluckte Batterien, um vom Krankenhaus abzuhauen. Es misslang. Er verstarb, wieder zurück im Lager - auch aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung.
Adnan konnte dem Camp entgehen. 40-Kilometer-Fußmärsche waren keine Seltenheit. Rowdies wollten ihn mit Benzin übergießen und anzünden. Adnan wehrt sich. Er flieht - auf sich allein gestellt - nach Bologna. Dann weiter, mit dem Fernbus, nach Frankreich und Luxemburg.
"Überall, wo ich war, bin ich ein bisschen geblieben, habe mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten", sagt Adnan Jawadi. Dadurch spricht er Italienisch, Englisch, Französisch, Arabisch - und jetzt auch Deutsch. Denn: 2016 kam er nach Deutschland, wissbegierig und gelehrig, wurde hier beim Schwarzfahren und Schlägereien erwischt. Und kam schließlich in die Forensik für abnorme Straftäter nach Lippstadt-Eickelborn. "Eine harte Zeit - aber auch eine Chance", sagt Adnan.
Jetzt ist er im offenen Maßregelvollzug in der LWL-Klinik Dortmund-Aplerbeck - längerfristig. Wiederum eine Chance. Indes droht ihm die Abschiebung. "Das wäre eine Katastrophe", meint Adnan. Er ist gut integriert, spricht fließend Deutsch. Freiheit ist sein einziger Wunsch. "Und stabiles Leben in Deutschland. Vielleicht wollen sich die Rechtsanwälte Meister & Partner aus Gelsenkirchen seines Falls annehmen. Adnan Jawadi: "Ich brauche keine Abenteuer mehr." |