Erst glaubten alle an ein Unglück und an technisches Versagen, doch seit gestern ist klar, der Pilot des Germanwings-Fluges 4U9525 brachte die Maschine absichtlich zum abstürzen.
(SB) Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und kaum jemand konnte glauben, was der französische Staatsanwalt Brice Robin da am gestrigen Donnerstag vor versammelter Weltpresse von sich gab. Andreas L, der Co-Pilot der Maschine, soll den Airbus A320 absichtlich zum Absturz gebracht haben. 150 Menschen starben. Darunter auch viele Kinder.
Medienberichten zu Folge, suchte der Pilot der Maschine zunächst und während des Fluges über den französischen Alpen die Toilette auf und wurde bei dieser Gelegenheit vom Co-Piloten Andreas L. ausgesperrt. Nach Rückkehr von der Toilette verwehrte der Co-Pilot seinem Kollegen den Zutritt zum Cockpit. Die Tür blieb verschlossen, das Flugzeug stürzte ab. Co-Pilot Andreas L. wollte offenbar sterben und riss 150 Menschenleben mit sich in den Tod. Darunter auch 75 Deutsche.
Wie ist das möglich?
Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa - Carsten Spohr - klärt auf. Im Interview mit der ARD am Donnerstag Abend teilte er mit, dass auf deutschen Lufthansa Maschinen - und anders als in den USA - keine Zwei-Mann-Regel für´s Cockpit vorgesehen ist. Das bedeutet, es besteht bislang keine Pflicht, dass stets auch zwei Personen im Cockpit anwesend sein müssen, wonach die Maschine auch unter Kontrolle nur einer einzigen Person geflogen werden darf. Hätte es eine solche Regel gegeben, würden diese 150 Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit jetzt noch leben, bemängeln Kritiker.
Frage also ist: Wie kann es sein, dass eine der renommiertesten Fluggesellschaften der Welt, es nicht zur Regel macht, dass stets zwei Personen im Cockpit anwesend sein müssen? So wie das in den USA schon Gang und Gäbe ist? Warum stellt sich ein Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa ins Fernsehen und behauptet - Zitat: "Kein Sicherheitssystem der Welt hätte dieses Unglück verhindern können"? (Quelle: ARD / Tagesschau vom 26.3.). Diese Aussage darf man zu Recht wohl anzweifeln. Denn hätte es diese Pflicht gegeben, wäre der Co-Pilot auch nicht allein im Cockpit gewesen und hätte somit auch nicht den Schalter zur Endveriegelung des Cockpits betätigen können. Er hätte (dann) zumindest eine zweite Person von seinem Vorhaben überzeugen müssen und das ist mit Sicherheit schwierig, zumal auch viele Kinder mit an Bord waren und eine derartige Gewissenlosigkeit schier unvorstellbar ist.
Abhilfe in Zukunft?
Eine umgehende Änderung der Regularien wäre das Mindeste, was die Lufthansa jetzt noch tun kann. Tut sie das nicht, nimmt sie fahrlässig auch weitere Risiken in Kauf. Denn - wie inzwischen bekannt ist, war der Co-Pilot Andreas L. beim Luftfahrtbundesamt kein unbeschriebenes Blatt. Von einer „schweren depressiven Episode“ ist die Rede, wegen der er schon vor Jahren seine Ausbildung unterbrechen musste. Zeitweise sei er sogar "flugunfähig" gewesen, das berichtet FOCUS MAGAZIN unter Berufung auf Quellen der BILD-Zeitung.
http://www.focus.de/panorama/welt/er-steuerte-den-airbus-in-die-felsen-vermerk-in-akte-zeigt-andreas-l-hatte-massive-psychologische-probleme_id_4573954.html
Zudem trage die Akte des Andreas L. einen speziellen Vermerk "SIC". Das bedeutet, Andreas L. musste sich regelmäßig einer ärtzlichen Kontrolle unterziehen, ein Vorgang, den es so - nach Maßgabe des Lufthansa-Vorstandes eigentlich gar nicht geben dürfte, denn eine dauerhafte, regelmäßige Untersuchung, der im Dienst stehenden Lufthansa-Piloten, war und ist bislang nicht vorgesehen, berichten auch andere Luftfahrt-Experten.
Wie es dennoch dazu kommen konnte, dass ein offenbar psychisch vorbelasteter Pilot ins Cockpit einer Lufthansa-Maschine gelangen konnte, ist zur Stunde noch völlig unklar. Gesichert ist nur, der Mann hatte offenbar psychische Probleme, die vor Jahren schon diagnostiziert wurden. Angeblich war er sogar krankgeschrieben, als er die Maschine aktuell steuerte. ( Quelle: http://www.nordkurier.de/aus-aller-welt/copilot-war-am-flugtag-krankgeschrieben-2713906503.html )
- Pilot war angeblich krankgeschrieben -
Weiteren Berichten zu Folge gibt es bislang keine generellen, regelmäßigen Untersuchungen der Lufthansa-Piloten. Die gäbe es nur einmal und zwar zu Beginn der Ausbildung, dann aber nie wieder. Demnach untersucht niemand dauerhaft und regelmäßig den Gemütszustand der bei Lufthansa und anderen Fluggesellschaften tätigen Piloten. Kritiker halten das für im hohen Maße fahrlässig. Denn schließlich sind gerade auch Piloten hohen Belastungen ausgesetzt und sind damit geradezu anfällig für Burn-Out und ähnliche Erkrankungen. Dass offenbar niemand die Kontrolle hierüber auch dauerhaft übernimmt, ist eigentlich ein Skandal.
Unbegreiflich auch, dass Menschen mit einer psychischen Vorerkrankung ein solches Flugzeug überhaupt noch lenken dürfen. Das Statement des Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa - Carsten Spohr - dazu lautet nur: "Wir müssen erst abwarten, bis wir alle Informationen haben" und man wolle sich nun erst mal auf die Trauerarbeit für die Angehörigen konzentrieren. "Denen gilt unser ganzer Fokus", so seine Stellungnahme gegenüber der ARD am Donnerstag Abend.
Dass eine solche Trauerarbeit aber überhaupt gar nicht notwendig gewesen wäre, wenn die Sicherheitsbestimmungen anders gewesen wären, wenn stets auch zwei Leute im Cockpit hätten anwesend sein nüssen, ging im Gespräch irgendwie unter. Egal nämlich, was dem Co-Piloten in diesen Momenten des Sinkfluges durch den Kopf ging, ob er absichtlich oder unabsichtlich den Sinkflug einleitete, es wäre nichts passiert, wenn es Pflicht gewesen wäre, dass stets zwei Personen im Cockpit anwesend sein müssen. Eine von innen her versperrte Sicherheitstür wäre dann nicht möglich gewesen, es sei denn, beide Piloten hätten sich gemeinschaftlich umbringen wollen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Lufthansa daraus lernt und umgehend Maßnahmen ergreift, um derartige Szenarien für alle Zukunft zu vermeidenn. Alles andere wäre grob fahrlässig.
- Besserung in Sicht -
Aktuellsten Meldungen zu Folge, wird die Zweimann-Regel nun wohl rasch auch umgesetzt werden. Mehrere Fluggesellschaften kündigten gestern bereits an, ihre Regularien ändern zu wollen, wonach künftig mindestens zwei Crew-Mitglieder sich im Cockpit befinden müssen. “Wir wollen unverzüglich diese neuen Verfahren einführen“, erklärt der Chef des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Tragisch daran ist nur, dass wieder einmal erst was Schlimmes passieren muss, bevor die Verantwortlichen anfangen nachzudenken. So viel geballte Intelligenz, so viele kluge Köpfe und keiner kam auf die Idee, dass Piloten sich auch selbst mal umbringen könnten? Es ist nun wirklich sehr traurig, dass erst 150 Menschen sterben mussten, bevor das jemand bemerkt.
- Ein Kommentar von Sandra Bender -
Foto: Wiki Commons / Airplane Crash
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