Sibylle Schwenk von der "Schwäbischen Post" schrieb in der Ausgabe vom 2.12.2008 folgendes über das Konzert der Wiltener Sängerknaben (Innsbruck/Tirol) in Neresheim:
Abteikirche Neresheim: Die Wiltener Sängerknaben zeichnet ein einzigartiger Chorklang aus
Wer die Musik liebt, den Chorgesang und die Vorweihnachtszeit, der kommt nicht umhin, sich mit den Wiltener Sängerknaben darauf einzustimmen. Der brillante Knabenchor mit großer Geschichte aus dem Tiroler Innsbruck hat für das Konzert in der Abteikirche Neresheim nebst einem wundervollen Programm seinen einzigartigen Chorklang mitgebracht, an dem man sich nicht satthören konnte.
Es ist nicht die schmale, geradlinige, nüchterne Sachlichkeit, die die Stimmen eines Knabenchors des Öfteren begleiten. Was die Wiltener Sängerknaben auszeichnet, ist ihr inbrünstiger, reifer Chorklang, der von reinster Intonation und einem Leuchten ist, das nur in den Stimmen von Knaben stecken kann. Chorleiter Johannes Stecher kitzelt diese Art zu singen aus den Jungs heraus, die hübsch traditionell mit Loden-Ponchos und großem Konzertchor bereits zum zweiten Mal nach Neresheim gekommen waren. Im gregorianischen Unisono beginnen die Männerstimmen in reinster Art und Weise, aufeinander hörend, fast so, als wollten sie die Akustik des Raumes beschwören. Und so kann das Orgelpositiv von Johannes Stecher irgendwann einsetzen, ohne dass der kleinste, intonatorische Makel zu vernehmen ist. Stark wird bei Heinrich Schütz und dem Choral „Aller Augen auf dich Herre“ phrasiert. Johannes Stecher hält mutig die Akkorde aus, lässt sie im
Kirchenraum schwingen. Genau das brauchen die Klänge, um nicht im Tönebrei unterzugehen. Dafür sorgt natürlich auch eine hervorragende Stimmbildung.
Jeder Einzelne der Knaben ist ein Solist, freundlich aufgemuntert vom Dirigenten. Gediegene Festlichkeit und ein offener Chorklang werden für „Come prepare the way“ oder Bruckners „Ave Maria“ zelebriert. Das „Locus iste“ wird zum geheimnisvollen, romantischen Klangerlebnis.
Ganz sicher und ohne Angst gehen die rund 50 Sänger ans Werk. Und spätestens nach dem ersten Lied aus dem großen Volkslieder-Teil inmitten des Konzerts, beginnt die große Zuhörerschaft die Innsbrucker Knaben so richtig ins Herz zu schließen. „Es wird scho glei dumpa“, „Maria durch ein Dornwald ging“ oder der ganz schlicht gesungene „Andachtsjodler“ führen bedächtig in die Adventszeit. Es ist ein zartes Stimmband-Schwingen, man mag es nicht Vibrato nennen, das den Chorklang ausmacht und das ihn von anderen Knabenchören deutlich unterscheidet. Deshalb singen an diesem Nachmittag auf dem Ulrichsberg richtige „Engel“ ihre Jubellieder, die in feinsten Soli auf „Herbergsuche“ gehen und mit zauberhaften Stimmen Dvoráks „Weihnachtsstern“ folgen. Die Kuppel der Abteikirche leuchtet im nachmittäglichen Sonnenuntergang. Es passt einfach alles. Warum also nicht das „Ave Maria“ von Bach-Gounod als Zugabe? Schöner kann man das nicht singen. Das findet auch das Publikum, das die Sängerknaben mit nicht enden wollendem Applaus feiert. |