„Ehrlich gesagt, ich habe damals gar nicht darüber nachgedacht, was eine Registrierung als Stammzell-Spender bedeutet“, sagt Sven Krächan. Der heute 33 jährige aus Namborn (Kreis St. Wendel) war damals 24 Jahre alt, als Zeitsoldat bei der Bundeswehr in Merzig als die Stefan-Morsch-Stiftung in der Kaserne zur Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufrief. Doch jetzt denkt er anders darüber, nachdem er Stammzellen für einen Patienten spenden konnte: „Mir ist erst bei der Aufklärung durch die Stefan-Morsch-Stiftung klar geworden, dass man so vielleicht ein Leben retten kann.“
Sven Krächan arbeitet jetzt als Berufskraftfahrer – sein Chef hat ihm Problemlos freigeben, als der hörte, welcher Termin für den jungen Mann anstand. Auch seine Geschwister finden es klasse, was ihr Bruder tut. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Chemotherapie und Bestrahlung reichen oft nicht aus, um den Patienten zu heilen. Dann kann nur noch eine Stammzelltransplantation helfen. Stammzellen finden sich im Knochenmark. Stimmen die Daten eines Spenders, mit denen eines Patienten überein, gibt es zwei Verfahren, um diese überlebenswichtigen Stammzellen zu transplantieren: Durch eine Punktion des Beckenkamms wird Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Das zweite Verfahren – und mittlerweile das am häufigsten angewandte (90 Prozent) – ist die Stammzellgewinnung aus dem Blut. Dabei wird dem Spender wenige Tage vor der Entnahme ein körpereigener Botenstoff verabreicht. So reichert sich das Blut mit Stammzellen an und kann dann in einer Entnahmestation (Apherese) – etwa bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld – ähnlich wie bei einer Dialyse entnommen werden.
Der Namborner ist froh, dass er helfen konnte: „Mein Bruder hat mich jetzt auch gefragt, ob und wie er sich typisieren lassen kann.“ Je mehr Menschen mit ihren Gewebemerkmalen in der Datei erfasst sind, desto größer sind die Chancen für einen Erkrankten, darunter den geeigneten Spender zu finden – einen genetischen Zwilling. Deshalb organisiert die Stefan-Morsch-Stiftung jeden Monat deutschlandweit so genannte „Typisierungsaktionen“: Allein 15 im Monat März – in Flensburg, Beuren oder Kaiserslautern. Dabei konnten nahezu 2500 neue, potenzielle Stammzell-Spender geworben werden. Ihnen wurden wenige Milliliter Blut abgenommen, die dann im HLA-Labor der Stiftung auf ihre Gewebemerkmale untersucht wurden. Diese Daten werden anonym in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingespeist. 30 Dateien – wie die Stefan-Morsch-Stiftung- tragen die Daten der Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.
Krächan ist jetzt in Gedanken bei dem Patienten oder der Patientin, die er nicht kennt: „Hoffentlich konnte ich helfen.“
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