Coffee to go kennt jeder – aber Coffee to wear? Dieser zufällige Fund im Internet lädt doch zu einer genaueren Recherche ein. Und siehe da: Was zunächst ein wenig verrückt klingt, ist einer der neuesten Öko-Trends in der Modebranche.
Was hat der Kaffee in der Kleidung zu suchen?
Ein Schälchen mit Kaffee ist ein altes Hausmittel, um unangenehme Gerüche zu binden. Ob im Kühlschrank mit seinen tausend Eigengerüchen, im vermieften Büro oder müffelnden Gebrauchtwagen: Kaffee bindet Gerüche. Das liegt daran, dass jedes Kaffeekörnchen unzählige Poren aufweist, in denen die Geruchsmoleküle eingeschlossen werden. Und das mit einer besseren Öko-Bilanz als bei jeder chemischen Duftbombe!
Da lag der Gedanke nahe, die positiven Eigenschaften von Kaffee auch für Kleidung zu nutzen. Tatsächlich kann Kleidung aus Kaffee Körpergerüche aufnehmen und neutralisieren. Da die Produkte mit Kaffee (vergleichbar moderner Funktionswäsche) zudem schneller trocknen als herkömmliche Kleidung, entstehen erst gar nicht so viele Gerüche. Das Tragegefühl ist angenehm warm, kuschelig und trocken.
Das verbliebene Koffein hält darüber hinaus auch noch Motten fern.
Wie funktioniert das Herstellungsverfahren?
Der Kaffeesatz wird entölt, mikroskopisch klein zermahlen und in einem Verhältnis von etwa fünf Prozent unter die Textilgarne gemischt. Für eine noch bessere Öko-Bilanz werden zerkleinerte Reste von PET-Flaschen in die Garne eingearbeitet.
In einem T-Shirt beispielsweise wird der Kaffeesatz von etwa drei Tassen Kaffee verarbeitet.
Woher kommt der Kaffee für die Kleidung?
In Deutschland und weltweit fällt tagtäglich tonnenweise Kaffeesatz an. In Haushalten den Kaffeesatz einzusammeln, wäre allerdings wenig rentabel. Den anfallenden Kaffeesatz ökonomisch zu nutzen wurde erst mit dem Boom von Coffee to go sowie Pad- und Kapsel-Automaten interessant: An weniger Stellen fällt mehr Kaffeemüll an. Vor allem Großhersteller wie Nestlé produzieren jährlich mehrere Millionen Tonnen Kaffeereste. Diese lokal anfallenden großen Mengen logistisch in ein Herstellungsverfahren zu integrieren, ist kein Problem.
Welche Hersteller mischen mit? Welche Produkte gibt es schon?
Die Textilien mit Kaffeeanteil werden gerne von den Großen der Branche genutzt.Puma, Nike, Vaude, Hugo Boss, Timberland – sie alle haben Kleidung mit Kaffeeanteil im Programm. Die Produktpalette ist dabei breit: Ideales Einsatzgebiet ist die Funktions- und Outdoorbekleidung, die schnell trocknend und geruchsabsorbierend sein soll. Neben Hosen, T-Shirts, Jacken und Pullis gibt es aber auch schon Dessous und Krawatten mit Kaffee. Der US-Hersteller Warrior Sports fertigt aus den Kaffee-Textilien die Trikots für den FC Liverpool.
Demnächst soll es auch Teppiche mit Kaffee geben, denn auch bei der Teppichherstellung sind Stoffe interessant, die schnell trocknen und unangenehme Gerüche absorbieren.
Welche interessanten Öko-Trends gibt es noch im Bereich Mode?
Umweltbewusste Hersteller setzen inzwischen neben Bio-Baumwolle immer stärker auf recycelte Materialien. Neben Kaffee und PET-Flaschen ist die Holzfaser Tencel eine interessante Alternative zu althergebrachten Herstellungsverfahren. Tencel wird aus schnell wachsendem Eukalyptusholz hergestellt. Eukalyptus benötigt weder künstliche Bewässerung noch Gentechnik. Das zur Herstellung verwendete Wasser sowie die Lösungsmittel werden in einem geschlossenen Kreislauf zurückgewonnen. Tencel ist zu 100 % biologisch abbaubar. |