Die Fachkräfte und der Erziehungs- und Familienberatungsstellen sowie des Schulpsychologischen Dienstes erlebten nach eigener Darstellung seit der vermehrten Zuwanderung die Anfragen nach psychologischer Hilfe für Familien, Kinder und Jugendlichen, welche aus Kriegsgebieten oder nach politischer Verfolgung nach Deutschland geflohen sind. Die Fachkräfte in den vier Erziehungs- und Familienberatungsstellen des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg, Eitorf, Rheinbach und Bornheim bieten passgenaue Unterstützung an. Beratungsgespräche flexibel und kurzfristig zu ermöglichen und die Betreuungsinstitutionen Kindertagesstätten, OGS oder Schulen in die Lösungssuche einzubinden, sind wichtige Voraussetzungen, um den oft vielschichtigen Problemlagen gerecht zu werden. Demnach konnten die Beratungsstellen in 2016 rund 1.600 und der Schulpsychologische Dienst rund 750 Kinder, Jugendliche und ihre Familien begleiten. Viele von diesen hätten Schreckliches gesehen und erlebt, müssten sich in einer für sie völlig neuen Wirklichkeit gewissermaßen sprachlos zurechtfinden. Daher habe man entschieden einen persönlichen Beitrag zur Stabilisierung und Integration der traumatisierten Zugewanderten zu leisten und seine Arbeitsweise an die besonderen Bedingungen anzupassen, wie Maria Buchholz-Engels, Leiterin der Psychologischen Beratungsdienste des Rhein-Sieg-Kreises, hervorhebt. Eine erste große Hürde stelle oft die sprachliche Verständigung dar, umso wichtiger sei es daher die Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum, den professionellen und ehrenamtlichen Unterstützern und Sprachmittlern in den Kommunen zu intensivieren.
So waren Ziele einer Stabilisierungsgruppe unbegleiteter Jugendlicher Lebenskompetenz, Bewältigungsstrategien für traumatische oder belastende Erlebnisse und Orientierungshilfen für eine ungewisse Zukunft aufzubauen. Aufgrund fehlender Verständigungsmöglichkeiten und in der Anfangsphase ader Erfordernis jedes Wort übersetzen zu müssen, zeigte sich nach Darstellung von Volker Neuhaus, Abteilungsleiter der Erziehungs- und Familienberatung, wie hilfreich die Gruppengespräche für die Jugendlichen waren. Pflegefamilien der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge konnten sich in Eitorf in einer Gruppe mit Fachkräften der Erziehungs- und Familienberatung über den Umgang mit ihren Schützlingen austauschen.
Nicht nur die psychischen Belastungen der Familien, sondern auch die Sprachbarrieren, erheblichen Unterschiede in den Lernständen, sowie die Vielfalt der Kulturen stellen hohe Anforderungen an Lehrkräfte und Schulen, die mit Kindern konfrontiert sind, welche durch ihre Erlebnisse vor oder während der Flucht stark belastet sind, lange keine oder noch nie eine Schule besucht haben. Die Schule sei für diese Kinder oft der erste und wichtigste Ort, der ihnen Sicherheit, Stabilität, Struktur und verlässliche Beziehungen biete, wie Maria Buchholz-Engels feststellt. Entsprechend groß sei die Nachfrage von Lehrkräften, insbesondere aus den Vorbereitungsklassen. Eine Aufstockung des Personals im Schulpsychologischen Dienst von Seiten des Landes zu Beginn des Schuljahres ermögliche eine kontinuierliche Weiterentwicklung spezifischer Hilfen und Gruppenangebote für Lehrkräfte und jugendliche Flüchtlinge. Die enge kollegiale Zusammenarbeit im Kreis, insbesondere mit dem Kommunalen Integrationszentrum, der Schulaufsicht im Rhein-Sieg-Kreis, den Jugendämtern und vielen Helfern in den Kommunen habe vieles möglich gemacht, das den Zugewanderten helfe, aber auch die aufnehmenden Institutionen stärke und zum Gelingen von Integration beitragen könne, sind sich Maria Buchholz-Engels und Volker Neuhaus einig. |