Beim alle zwei Jahre durchgeführten ADFC-Fahrradklima-Test konnte 2022 im Rhein-Sieg-Kreis erfreulicherweise die leichte Aufwärtsbewegung fortgesetzt werden. Dabei konnten an verschiedenen Stellen zahlreichen Verbesserungen festgestellt werden, etwa in den beiden Kommunen Bad Honnef und Neunkirchen-Seelscheid, die sogar deutliche Fortschritte gemacht haben sollen.
Bundesweit nahmen diesmal 241.000 Personen teil, darunter 2.513 Personen aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Das sind zwar etwas weniger als in 2020, als 2.720 Personen teilnahmen. Für alle 19 kreisangehörigen Kommunen, dabei erstmalig auch für Much und Ruppichteroth, waren diesmal eine ausreichende Anzahl an beantworteten Fragebögen eingegangen, so dass eine Auswertung möglich war. Die höchste Beteiligung gab es in Bad Honnef mit 232 Interviews und die geringste Beteiligung in Much mit 59.
Leichte Verbesserung zu 2020
Die Durchschnittsbewertung im Rhein-Sieg-Kreis liegt bei 3,94 auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 und ist damit gegenüber 2020 (4,0) leicht verbessert. Betrachtet man nur die 17 Kommunen, die bereits 2020 in der Auswertung waren, liegt der aktuelle Mittelwert für den Kreis bei 3,91. Dr. Peter Lorscheid und Dr. Georg Wilmers, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den Rhein-Sieg-Kreis, fassen das Ergebnis kurz zusammen, dass der Trend weiter in die richtige Richtung zeige. Nach dem bis 2018 stets negativen Trend, sei dies diesmal ein kleiner, guter Schritt nach vorne, der sich in Zukunft hoffentlich fortsetze.
Fahrradmietsystem wird besser angenommen
Den größten Schritt nach vorn konnte der Rhein-Sieg-Kreis beim Kriterium der Leihradsysteme machen. Kreisweit verbesserte sich die Benotung hierfür von 4,0 auf 3,1. Nachdem das RVK-Bike bereits 2019 linksrheinisch eingeführt wurde, trägt jetzt auch das rechtsrheinische Angebot des RSVG-Bike zum positiven Ergebnis bei.
Infrastruktur weiterhin in der Kritik
Besonders wichtig sind den Befragten Infrastruktur-Kriterien wie das Sicherheitsgefühl, Konflikte mit Kraftfahrzeugen, die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer und Hindernisse auf Radwegen wie etwa Poller und Umlaufsperren. Diese, wie auch andere Infrastruktur-Themen wie die Falschparker-Kontrolle, die Baustellenführung und die Ampelschaltungen sind weiterhin unter den am schwächsten bewerteten Kriterien.Dr. Wilmers attestiert, dass die Radverkehrsinfrastruktur in der Bewertung weiter schlecht und gegenüber den letzten Jahren auch praktisch unverändert sei und im Sinne des Fahrradklimas hier weiterhin viel getan werden müsse.
Auch wenn es bei der Infrastruktur durch einige punktuelle Maßnahmen Verbesserungen gab, warnt Sven Habedank, Radverkehrsbeauftragter beim Rhein-Sieg-Kreis vor zu hohen Erwartungen, da beim Neubau von Radwegen jahrelange Genehmigungsverfahren insbesondere hinsichtlich des Natur- und Umweltschutzes notwendig und auch der Grunderwerb zumeist schwierig sei.
Meckenheim wieder „Fahrradhauptstadt“
Kreisweit vorn liegt, wie schon in den vergangenen Jahren, Meckenheim mit einer Gesamtnote von 2,6. und erreichte unter den Städten mit 20-50.000 Einwohnern den zweiten Platz. Die Stadt punktet in allen Bereichen und profitiert vor allem von seiner systematischen Radverkehrsförderung, in der das Fahrrad als gleichwertiges Verkehrsmittel anerkannt und immer mitgedacht wurde. Den größten Sprung auf Platz 3 innerhalb des Rhein-Sieg-Kreises macht die Stadt Bad Honnef mit einem Wert von 3,6 (in 2020 noch 4,5 und damit Vorletzter). Auch wenn noch nicht alles besser geworden sei, wandelte sich das Fahrradklima, ausgelöst durch zahlreiche Projekte und Initiativen offensichtlich grundlegend. Merklich verbessern gegenüber 2020 konnten sich zudem Lohmar (kreisweit weiterhin auf Platz 2), Troisdorf, Neunkirchen-Seelscheid und Eitorf. Am unteren Ende der Notenskala liegen vor allem Gemeinden aus dem Bergischen und dem Siebengebirge: Königswinter (4,5), Much und Eitorf (beide 4,4). Dr. Peter Lorscheid attestierte, dass sich Hier zeige, dass es in diesen Berg-Gebieten an Fahrrad-Infrastruktur weitgehend fehlt. In Königswinter käme zudem zu den Problemen der bergigem Gelände die große Enge auf dem Rhein-Radweg hinzu. |