In dem Buch „Erst Senkrechtstart, dann Schleudersitz – ein Tornado-Pilot: zum Abschuss freigegeben“ beschreibt ein Insider unter dem Pseudonym Flo Reyda in eindrucksvollen Worten einerseits die Verwirklichung (s)eines Kindheits- und Jugendtraums, andererseits wie schnell der Umgang mit ungerechtfertigt aufgestellten, falschen und nicht verifizierten Behauptungen für einen „mit Leib und Seele“-Piloten beruflich relevante Konsequenzen haben kann.
Schon immer war es das Bestreben und Ziel des Autors auf dem vorderen Sitz des Cockpits eines Jets der Bundeswehr Platz nehmen. So beschreibt er im ersten Teil wie hart und zielstrebig er an der Verwirklichung arbeitete und dies dann letztlich auch erreicht. Anhand des Schreibstils kann sich der Leser sehr gut in die einzelnen Schritte seiner Gefühlsverfassungen versetzen.
Aufgrund letztlich ungerechtfertigter familiär bedingter Ursachen kommt es dann zu Anschuldigungen, die ohne Überprüfung von den übergeordneten Stellen übernommen werden. Auslöser ist das Streben der aus Sibirien stammenden Ehefrau sich neben der Familie beruflich verwirklichen zu wollen. Sie scheitert mehrfach und nutzt fortan jede Möglichkeit ihrem Mann dies vorzuhalten. Um Ruhe in die Angelegenheit zu bringen, trennen sich die Eheleute zunächst, raufen sich aber doch zeitweise wieder zusammen. Ryder zieht mit Wissen der Vorgesetzten zwischenzeitlich in die Kaserne. Bei seiner Rückkehr ins familiäre Umfeld nimmt er auf mündlichen Bescheid en technisches Gerät mit, dass seine Ehefrau bei ihrem endgültigen Auszug mitnimmt. Ob wissentlich, bleibt unklar.
In diesem Zusammenhang greift der Autor das Thema Mobbing auf, das es - zumindest offiziell - in der Bundeswehr nicht gibt / geben soll. Vor allem der Geschwaderchef zeigt sich, ohne Prüfung und Hinterfragung der Vorwürfe, von den in den Raum gestellten Behauptungen scheinbar stärker angetan, als von einer objektiven Bewertung und folgt scheinbar „bedingungslos“ dem „Flurfunk“ und den auf privaten Treffen gezielt gestreut Unwahrheiten der Ehefrau. Das geht so weit, dass auf dem Höhepunkt familiärer Eskalation ein vermeintlicher Diebstahl aus einer vom Piloten aufgrund räumlicher Trennung der Eheleute zwischenzeitlich genutzten Unterkunft des Fliegerhorstes ihm angelastet werden soll. Denn die Ehefrau räumt nach Rückkehr des Piloten ins gemeinsame Haus dieses einfach aus und nimmt dabei auch einen Gegenstand mit, der Eigentum des Bundes ist und dem Piloten auf mündlichen Bescheid überlassen worden war. Diese mündliche Duldung des Quartiermeisters, aber eben nur mündlich, wird dem Pilot nun scheinbar zum Verhängnis, denn plötzlich „erinnert“ man sich bei einer Inventur auf dem Stützpunkt zwar plötzlich an den Fernseher, nicht aber an die mündliche Duldung.
Daher wird von der Geschwaderleitung ein Versuch unternommen den Piloten zunächst mit Innendienst „kalt“ zu stellen und schließlich sogar aufgrund der – von ihrer Seite aus ungeprüften Vorwürfe - ganz aus der Bundeswehr zu entfernen.
Parallel dazu setzt die in Trennung lebende Ehefrau des Piloten dessen berufliches Umfeld für ihre Zwecke ein. Kollegen und Vorgesetzte distanzieren sich plötzlich, ohne mit dem Piloten selbst zu sprechen. Auch der kleine Sohn der Eheleute wird zu einem „Spielball“ zwischen den Noch-Eheleuten.
Somit kommt es zu einem fundamentalen Bruch in der einstigen Muster-Karriere. Fortan treten psychologische Analysen und Betrachtungen in den Vordergrund und bestimmen Geschehen und Darstellung. Spannungen und Differenzen im privaten Bereich überlagern den beruflichen Werdegang. Das hierfür notwendige Wissen eignet sich der Autor im Verlauf der Zeit an und lässt die dabei gewonnenen Erkenntnisse gekonnt einfließen. Das mag das ein oder andere Mal schon langatmig wirken, doch versucht es die Handlungsweisen, Motive und Beweggründe der beteiligten Personen zu beleuchten und hinterfragen. Erst der Fliegerarzt in Fürstenfeldbruck, der auf Bestreben des Geschwaderchefs den Piloten endgültig aus dem aktiven Dienst entfernen, also „grounden“ soll, erkennt die ungerechtfertigt aufgestellten Behauptungen und stellt sich auf die Seite des ihm zur Beurteilung Geschickten. Und plötzlich findet der zu Unrecht Beschuldigte bei einem Vorgesetzten Gehör und Verständnis. Mit diesen beiden Mitstreitern kann der Pilot nun „den Kampf“ seiner Rehabilitation und damit der Rückkehr ins Cockpit aufnehmen.
Zwischenzeitlich findet der Pilot in einer neuen privaten Beziehung eine voll hinter ihm stehende Unterstützung. Zwar geht diese Beziehung nach einiger Zeit wieder auseinander, doch bleibt man freundschaftlich und verständnisvoll verbunden.
Im Zuge des Wiedereinstiegs ins Cockpit und einer entsprechenden Schulungen an einem ausländischen Standort führt es den Piloten auch zum endgültigen privaten Glück. Und nicht nur das. Neben einem Kind mit seiner neuen Lebenspartnerin vermag es der Autor auch seinem Sohn aus der ersten Beziehung nach Jahren der Unruhe eine harmonische Familie zu bieten.
Resümee:
Alles in allem eine überaus spannend und mitfühlend geschriebene Lektüre, die Einblick in das Gefühlsleben eines Mannes gibt und dessen Kampf um die Wahrheit. Dabei versucht der Autor nicht nur seine subjektive Sichtweise des Sachverhaltes darzulegen, sondern hinterfragt und versetzt sich auch in die Rolle seiner Gegenüber, seiner Kontrahenten und deren möglicher Motivationen. So hinterfragt er, was seine Exfrau zu ihrem Tun trieb, warum sie gezielt Unwahrheiten und Lügen in die Welt setzte, seine Vorgesetzten, Kollegen und deren Ehefrauen instrumentalisierte und nicht zuletzt versuchte den eigenen, kleinen Sohn zu manipulieren? Hinterlegt ist alles mit Tatsachen, Örtlichkeiten und Personen sind real, letztere allerdings, sicher nicht zuletzt der Vermeidung um Streitigkeiten im Hinblick auf eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte, mit Pseudonymen dargestellt und charakterisiert. Kennern des Sachverhaltes und der Zusammenhänge wird es jedoch möglich sein diese zu identifizieren und realen Personen zuzuordnen. (za)
Flo Reyda
Erst Senkrechtstart, dann Schleudersitz
Ein Tornado-Pilot: Zum Abschuss freigegeben
338 Seiten
Ratio-books, 53797 Lohmar
ISBN 978-3-939829-11-9 |
