Nach „Der schöne leichte Tod“ und „Der Giraffenmacher“ ist der mecklenburgische Adolf-
Grimme-Preisträger, Michael Krull, mit seinem neuen Dokumentarfilm „Keinen Tag soll es geben“
das dritte Mal mit einem von der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern geförderten
Film auf dem Schweriner Filmkunstfest vertreten.
Uraufführung 04.05.08 / 19.45 Capitol, Schwerin.
Zehn Jahre nach einem Fernsehbericht über Obdachlose in der Stadt Rostock, wie sie im
Deutschen Fernsehen zur Weihnachtszeit fast schon die Regel sind, geht das Filmteam wieder
durch diese Stadt. Sie hat sich verändert, ist unbestritten schöner geworden, lebendiger und bunter.
Die einst graue, sozialistische Bezirksstadt der DDR ist in der Sozialen Marktwirtschaft
angekommen.
Es entsteht die Idee, nach den Menschen zu suchen, die in jener Nacht vor zehn Jahren in einem
der ersten Rostocker Aufenthaltsorte für Obdachlose über ihr neues Leben auf der Straße sprachen,
über ihre Angst vor Überfällen und warum sie nicht verrieten, wo in der Stadt sie sich verkriechen.
Was ist aus diesen Männern und der Frau geworden? Haben sie es geschafft? Den Weg von da
ganz unten wieder nach oben, zurück ins Leben?
Aber wo soll man zuerst suchen, wen ansprechen?
Es kommen starke Frauen zu Wort, die ein Obdachlosenasyl einrichteten, eine Suppenküche
aufbauten, die Straßenzeitung ins Leben riefen, weil sie es so oder ähnlich nach der Grenzöffnung
im Westen gesehen hatten und das Gefühl hatten, das kommt auf uns zu, das brauchen wir nun bei
uns auch.
Behilflich bei der Suche, die immer mehr zu einer filmischen Langzeitbeobachtung wird, ist auch
Walter, der 1990, im Jahre Eins der Deutschen Einheit als erster offiziell registrierter Obdachloser
der Stadt bekannt wurde. Er überlebte nur, weil Menschen den halb Erfrorenen nicht auf seiner
Parkbank liegen ließen - schließlich war Weihnachten. Die Lokalpresse berichtete.
Das Ergebnis der Suche ist ernüchternd. Zahlen belegen, dass sich Wohnungslosigkeit und
Kinderarmut parallel zur gesellschaftlichen Veränderung ausweiten.
Keinen Tag soll es geben, ist kein Film, der Zukunftsoptimismus verbreitet, wenn er nicht überall
auch Menschen entdecken würde, die in den Gescheiterten unter uns zuallererst den Menschen
sehen würden. |