Die Frankfurter Buchmesse brachte wieder viele Neuerscheinungen in den Buchhandel. Eine davon kommt vom in Heidenheim geborenen und heute in Schwäbisch Hall lebenden Autor R. Hugh (natürlich: ein Pseudonym). In seiner siebten Buchveröffentlichung unter diesem Namen beschäftigt er sich auch mit seiner zur Heimat gewordenen Stadt.
Nnnnh, nicht mit..., er macht in "Haal- historic fiction" (so der Titel des 620 Seiten umfassenden Harcover-Buches)) den Ort zum Schauplatz seiner Vorstellungen vom Alltag vor 900 Jahren.
Stellen Sie sich ans Fenster, schauen Sie hinaus auf den Alltag und denken Sie sich all die Dinge weg, die's vor 900 Jahren noch nicht gegeben hat. "Uuups! Kalt der Wind..." Na ja, Glasfenster gab's damals noch nicht. Nur Fensterläden, die Sie schließen könnten. Aber dann sehen Sie ja nichts mehr auf der Zeitreise ins Hall der Jahre 1087 bis 1156. Einfacher: Sie nehmen "Haal - historic fiction" zur Hand und begeben sich in Gedanken zusammen mit dem Haller Autor R. Hugh in den Alltag der aufstrebenden Siedlung rund um die Salzquelle.
Soviel anders als heute war der Alltag damals gar nicht, meint der Autor Man sorgte sich um das tägliche Auskommen, die Familie, Haus und Hof, das eigene Ansehen und (ebenso wie heute je nach Herkunft und Bildungsstand) um das, was in der Welt vor sich ging. Die Welt allerdings endete für den einen schon auf der Ebene über den Talhängen, für andere beim Hohen Staufen, in Helibruna oder Wirceburg, für einige wenige (Kreuzritter oder Pilger) in Rom, im Heiligen Land oder an der Grabesstätte des Heiligen Jacobus.
Am Hang über dem Haal gab es damals eine Jacobskapelle (bis zum Stadtbrand 1728, danach wurde an der Stelle das Haller Rathaus gebaut), eine Jacobuskirche, die Pilgern - und Pilgerreisen waren damals angesagt und modern in gewissen Kreisen - als Anlaufstelle diente. Eine von Mönchen betriebene Pilgerherberge gleich nebenan entspringt zwar der Fantasie des Autors, ist aber durchaus im Bereich des Möglichen. Und in die Gewölbekeller der Pilgerherberge legt der Autor auch die Vorgänge, die dann zum Bau der Haller Michaelskirche führten.
Drachengefunkel, das aber mitnichten einer Elfen- und Einhornfantasie entspringt, sondern ganz reele, (mit heutigem Wissen sogar belegbare) Ursprünge hat. Mit seiner Geschichte "Fiat Lux - oder als in Hall 1087 beinahe das elektrische Licht erfunden wurde" hat R. Hugh 2006 den zweiten Preis beim damaligen Kurzgeschichtenwettbewerb anlässlich des Jubiläums der Haller Michaelskirche gewonnen. Diese Geschichte ist jetzt das erste der 70 Kapitel von "Haal".
Haal oder Hall - früher sagte man, dies sei das keltische Wort für Salz. Ob das nun stimmt oder nicht, darüber mögen sich die Sprachwissenschaftler gerne weiter streiten. Jedenfalls ist 'Hall' Teil vieler Ortsnamen, die schon im Mittelalter und noch weiter zurück mit der Salzgewinnung und dem Salzhandel zu tun hatten. So auch in Hall am Kocher, das erst seit 1934 (!) offiziell 'Schwäbisch Hall' heißt, aber natürlich schon seit der Zeit der Staufer (die ja nicht nur Könige und Kaiser stellten , sondern auch Herzöge von Schwaben waren) - Freie Reichsstadt hin oder her - unter 'schwäbischem Einfluss' stand. Und in Hall nennt man den Platz rund um die Salzquelle heute noch den 'Haal'.
Das Sieden der Sole über Holzfeuern brachte Arbeit für Hunderte von Siedern, ihre Knechte, Holzhauer und Fuhrleute, Schmiede und Wagner, Seiler und Korbflechter, für Töpfer, Bierbrauer, Salz- und Weinhändler und ihr Gesinde, aber auch für all die Adlaten der umliegenden Herzogtümer und Grafschaften, die am goldwerten Salz mit verdienten. Nicht zu vergessen die Mönche und andere Kirchendiener, die sich vom neu gegründeten Kloster auf der Comburg bis hin zu den Jacobus-Mönchen der Pilgerherberge um den Fortgang am Bau ihrer neuen Michaelskirche sorgten.
Sie beschäftigten Steinmetze, Mörtler und Mauerer und Zimmerleute... Und alle hatten sie auch ihre alltäglichen Sorgen und Erlebnisse: der Kirchenbau, der mangels Wirceburger Pfennigen ins Stocken gerät, die Tochter, die mit den Gauklern ausreißt, der Wassermangel im zu trockenen Sommer, eine Nachtwache am Totenbett, ein Ochsenkarren (Vorsicht Gegenverkehr!), der einem Pferdefuhrwerk den Weg verstellt, die Magd, die vor ihrem Bauern flieht, Familienstreitigkeiten, eine Sonnenfinsternis, ein Fuhrmann, den sie den'Roemer' nennen, oder eine Kräuterfrau, die sich mehr erlaubt als mancher Mann...
R. Hugh 'Haal - historic fiction', product verlag Schwäbisch Hall / BoD Norderstedt, ISBN 978-3-921685-06-8, hardcover, 620 Seiten, 29.80 € , ab 1. November im örtlichen und im online-Buchhandel erhältlich |