Es ging wieder mal um die Wurst bei Slow Food Hohenlohe-Tauber-Mainfranken, dem mit knapp 900 Mitgliedern zweitstärksten Convivum der bundesweiten Organisation, die sich um gutes Essen sorgt. Im Wettbewerb standen die elf besten Schwartenmagen der Region. Vier Preise wurden vergeben.
Rund 50 Gäste saßen am vergangenen Samstag im Veinauer Rössle und warteten gespannt: die Teilnehmer und ihre Angehörigen sowie eine Anzahl von Liebhabern guten Essens regionaler Provenience, die Karten über Slow Food ergattern konnten. Gespannt warteten sie nicht nur auf das Ergebnis des Wettbewerbs, sondern auch auf das Festessen von Sternekoch Ernst Kunz Junior aus regionalen Zutaten und dem Gegenstand des Wettbewerbes: Schwartenmagencarpaccio mit Balsamicovinaigrette - Bärlauchcrouton und Senfeis - Sauerkrautsuppe mit Schwartenmagen-Ravioli - Kartoffel-Mousselin, grüner Spargel, und geschmolzener Schwartenmagen - gebackener Schwartenmagen mit lauwarmem Sellerie-Apfel-Salat und Haller Trambele - und zuletzt eine Dessertüberraschung.
Gourmetküche und eine Wurstsorte, die man aus jenen Teilen geschlachteter Tiere zubereitet, die als eher nicht verkaufbar, nicht verwertbar gelten? Schwarten, Schweinerüssel, Ohren, Zunge, der Magen! „Das sollte er besser nicht schreiben“, meinte Metzger- und Alt-Innungsmeister Theodor Hagdorn aus Schwäbisch Hall lachend an seinen Jury-Nachbarn den pensionierten Sternekoch Lothar Eiermann aus Friedrichsruhe: „Wenn rauskommt, was da reinkommt...“
Alle Teile eines Schlachttieres mussten in früheren Zeiten verwertet werden, als die Menschen es sich nicht leisten konnten, so verschwenderisch, achtlos und wenig wertschätzend zu sein. „Schwartenmagen, in anderen Regionen und Varianten auch Presswurst oder Presskopf genannt, gibt es schon so lange wie Menschen Tiere schlachten“, meinte Hausmetzger und Buchautor Bernhard Gahm. Und tatsächlich, die ältesten Hinweise finden sich bereits in der Antike bei Homer. im 18. Gesang der Odyssee. Er schreibt über den schlaflosen Odysseus: „...So wie ein Mann überm brennenden Feuer den Magen eines Schweines voll Fett und Blut von einer zur anderen Seite dreht und wartet sehr, ihn gebraten zu sehen, all so dreht er sich von einer Seite zur anderen...“
Ebenso unruhig, beobachtet von einem Kamerateam der Landesschau Baden-Württemberg, warteten die Gäste auf die Preisverleihung durch Slow-Food-Initiator Bernulf Schlauch. „Ist der ’weiße Rauch’ schon aufgestiegen?“, fragte er, als er kurz nach halb sieben zur Jury kam: „Bei uns schon“, meinten Gahm, Eiermann, Hagdorn und die weiteren Mitglieder der Jury, die Hauswirtschaftslehrerin an der Crailsheimer Eugen-Grimminger-Schule Hanna Wohnsiedler aus Rot am See und das Slow-Food-Mitglied Sven Lieven aus Wüstenrot. „Doch wir haben eine unerwartete Wendung: wir haben Punktegleichstand auf Platz zwei. „Dann gibt’s eben den zweiten Preis zweimal und den dritten trotzdem“, entschied Bernulf Schlauch, ging hinaus zu den Wartenden, verkündete die Sieger und verteilte die Urkunden. Den dritten Preis gab’s für Dieter Mayer, den Chefmetzger der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft am Hessentaler Schlachthof, die beiden zweiten Plätze gingen an Direktvermarkter Wilfried Bauer aus Bächlingen und Hobbymetzger Werner Zürn aus Gommersdorf. Den ersten Preis für den besten Schwartenmagen der Region verdiente sich Hausmetzger Manfred Albig aus Obewinden. Direktvermarkter, Hausmetzger, Hobbymetzger. Wurstmachen als Hobby? „Na ja, andrere spielen mit der Modelleisenbahn, ich war früher oft bei unserem Hausmetzger und hab dem über die Schulter geschaut. Und irgendwann wollte ich selber machen. Jetzt ist mein Hobbyraum eine Wurstküche“, erzählt Werner Zürn in einer der Pausen der fünfgängigen Speisung zur Preisverleihung. Diese Pausen nützt auch Klaus Käppler aus Füßbach zur Verkostung seiner Obstbrände. Er gehört zu den besten Schnapsbrennern Hohehenlohes und zählt gar manch Sterne-Restaurant zu seiner Kundschaft.
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