Zum zehnjährigen Bestehen, das eigentlich schon im Dezember vergangenen Jahres war, feierte der Freundeskreis Afrika Schwäbisch Hall ein Sommerfest im Hospitalhof. Rund 200 Besucher vergnügten sich bei Salsa-Livemusik, scharfem afrikanischen Essen und vielen Gesprächen.
“Wir müssen Petrus anrufen“, witzelte Gründungsmitglied Claude Keil, und eine der jungen Damen, die mit den Händen eine Plane über den afrikanischen Essensstand hielten bis die Verstrebungen angebracht waren, fragte: „Hast du die Telefonnummer?“ Es regnete zu Beginn des Sommerfestes und die Leute drängten sich unter die beiden Torbögen zum Hospitalhof. Doch irgendwie schienen die Stoßseufzer der Festmacher gehört worden zu sein. Schon 10 Minuen nach dem offiziellen Festbeginn hörte es auf zu regnen, die Tische und Bänke wurden mit einem Fenstergummi abgezogen und los ging’s. Musikalisch gar nicht mit afrikanischer sondern südamerikanischer Salsa Musik und der Stuttgarter Live-Band „Café con Leche“, die gleich mal ein Drittel der Besucher zum Tanzen vor die Bühne holte.
Die andern Besucher versuchten sich trotz der Musik-Lautstärke zu unterhalten oder taten sich am gebotenen Essen gütlich. „Currywurst goes Afrika“ hieß es am Wurststand auf der einen Seite des Platzes: Wurst aus Zebrafleisch oder gar Löwe? Mitnichten. Ganz normales Hällisches Schwein. Doch die Soße dazu... scharf! Amanor Ofori aus Ghana, seit über 20 Jahren mit einer Hallerin verheiratet, hatte sie am Abend vorher zubereitet „mit Zweiebeln, Thunfisch, Ingwer, scharfem Pfeffer und...“ nein mehr verraten wollte seine Frau, die Vorsitzende des Freundeskreises Afrika Sillvia Ofori nicht. „Probieren!“ riet sie.
Scharf ging’s auch auf der anderen Seite des Hospitalhofs zu. Kochbananen, Reis, Hirse, Süßkartoffel und dazu ein Gemüseeintopf oder Kichererbsen. „Man isst sehr scharf in Afrika, erklärte Pedrine Esslinger vom Stuttgarter Weltcafe, die das afrikanische Essen zubereitet hatte. „Ich hab mich da aber schon ein bischen angepasst und zurückgehalten, sonst wäre es für hiesige Gaumen wohl zu scharf“, meinte sie.
Nur rund 20 Mitglieder stark ist der Verein, der das Fest organisierte, doch wurde er unterstützt vom 3.Welt-Laden, dem Freundeskreis Asyl und dem Internationalen Kreis. Die Akteure sind wenige, doch sie haben schon viel geleistet. Und vor allem: sie sind davon überzeugt, dass man auch als kleine Gruppe, ja selbst als Einzelperson durchaus etwas bewegen, etwas bewirken, etwas verändern kann.
Claude Keil etwa ist als Referent zum Thema „Globales Lernen“ an Schulen und in der Erwachsenenbildung überall in Württemberg unterwegs. Da geht es zum einen darum, Ansichten über die Welt auszutauschen, aber auch Zusammenhänge zu verdeutlichen von der Politik bis hinunter zum Handeln des Einzelnen: Woher kommt unsere Jeans, wer arbeitet wo und was dafür, wie ist das mit der Schokolade, dem Kakao, der Mango, die wir im Supermarkt kaufen. Der Freundeskreis hat ein mittlerweile vom Bundesministerium für Internationale Zusammenarbeit genehmigtes Programm namens „Apfel trifft Mango“ entwickelt, das vor allem junge Leute aus Afrika und Deutschland zusammenbringen soll. Nach der Landesgartenschau 2016 in Öhringen, wo der Verein etwa mit einem Grünen Klassenzimmer ebenfalls vertreten ist, soll es dafür auch genügend Referenten geben und losgehen.
Im Gespräch mit den Freilichtspielen und der Stadt Hall ist man über ein Theaterprojekt mit Ghana. Und mit einem sogenannten Promoterprojekt versucht man im Bereich Nord-Württemberg ähnliche Organisationen zu vernetzen und durch Bildunsgangebote weiter zu qualifizieren. Bundesweit zuständig ist der Verein Freundeskreis Afrika als Entsende-Organisation des Freiwilligendienstes in das afrikanische Land Togo, der Heimat von Claude Keil. Die sechste Freiwillige, die man in den vergangenen Jahren dorthin nach einem vom Bundesministerium vorgegebenen Auswahlverfahren für ein Jahr als Lehrerin in eine Gehörlosenschule entsandt hatte, so die Vorsitzende Silvia Ofori, wird demnächst zurückkommen. |
