Crailsheim. Ein Kapitel im Buch der Nächstenliebe schrieben im Jahr 1947 die zwölfjährigen Mädchen Martha in Amerika und Kerttu in Finnland. 60 Jahre später reichen sie sich erstmals die Hand – in Crailsheim. Martha Cashel in Worthington, Minnesota/USA schrieb im Februar 1947 ihrer neuen Brieffreundin Kerttu Siekinen, sie möge ihr mitteilen, womit sie ihr eine Freunde machen könne. Kerttu bat bescheiden um ein paar getragene Schuhe – und Martha handelte, ohne die Folgen ihres Tuns zu ahnen. Als sich ein ganzer Berg Schuhe, den die Klassenkameradinnen von Martha zusammengetragen hatten, im Wohnzimmer der Cashels auftürmte, fragte sich die Marthas Mutter, Theodora: Wenn in Finnland die Not so groß ist, dass ein paar alte Schuhe wertvoll sind, wie muss es da erst im zerstörten Deutschland aussehen. Spontan startete sie in der Lokalzeitung von Worthington "Daily Globe", die ihr Mann Charles herausgab, eine Aktion, die nach sagenhaft kurzer Zeit im Juli 1947 offiziell in eine Patenschaft für Crailsheim mündete, der ersten direkten Verbindung zwischen einer amerikanischen und einer deutschen Stadt. Crailsheim war in den letzten Kriegstagen von der vorrückenden amerikanischen Armee nahezu völlig zerstört worden. Aus den Kinderbriefen und der mütterlichen Aktion wurde die "Partnerschaft des Friedens", deren 60-jähriges Bestehen kommende Woche gefeiert wird. Diese Partnerschaft steht auf einer breiten Basis persönlicher Beziehungen, die trotz der großen Entfernung oft schon über Jahrzehnte herzlich gepflegt werden. Dabei sehen sich erstmals Martha (McCarthy, die mit ihrem Mann Bill aus Santa Fe/USA kommt) und Kerttu (Kärkkäinen, die ihre Schwester Maija Ylisirniö mitbringt). Eine 40-köpfige Delegation aus Worthington, angeführt von Bürgermeister Alan Oberloh, reist an. Höhepunkt ist der Festakt am Donnerstag im Crailsheimer Rathaus.
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