Es war einmal... Nein, so beginnen Märchen. Doch ein Märchen war es sicher nicht, eher gelebte jugendliche Realität, mit der die Elterngeneration der frühen 70er so ihre Schwierigkeiten hatte. Außerdem i s t es ja immer noch: Das Westheimer Berghof Racing Team BRT feiert sein 40jähriges Bestehen als Verein!
„Dacht ich ans BRT bei Nacht, ward ich um den Schlaf gebracht“, schrieb einst zum 30ten der ehemalige Westheimer Bürgermeister Ernst-Weidner, denn mehrmals musste er seine schützende Hand über die Aktivitäten der jungen Leute legen, die sich da als einfache Clique in einer Ecke der LKW-Halle auf dem Bauhof der Firma Fimpel trafen, auf alten Autositzen um ein Lagerfeuer saßen, ihre gemeinsam erworbenen Quicklys, Kreidler-Floretts und andere Mopeds pflegten und davon träumten, Rennen auf einer eigenen Cross-Strecke damit zu fahren.
Andere Träume bezogen sich auf Musik, Mädchen und Parties. Dafür fand man 1974 sogar Räumlichkeiten. Einer aus der Clique hatte seine Oma, Seniorchefin in besagter Baufirma, überredet, der Gruppe die einstige Gastarbeiter-Baracke an der Ebertalsteige zu überlassen. Das wurde der erste BRT-Schuppen. Die Einrichtung sammelte man nach einer Annonce im Gemeindeblatt mit einem Firmen-LKW ein, Teppiche, Sofas, Sessel, Matratzen, Gläser für den Ausschank. Man traf sich alle Freitagabende und ließ auch Gäste, die nicht zur Clique gehörten, teilnehmen. Und damit begann der Ärger: Ruhestörungen bei Anliegern und Gerüchte, dass es wegen des nicht lizensierten Ausschanks eine Anzeige geben sollte. Dazu kam’s aber dann doch nicht, denn die Clique beschloss, sich als Verein eintragen zu lassen. Zu siebt unterschrieben sie am 28. Mai 1975 das Gründungsprotokoll, darunter auch der heutige (wieder) Vorsitzende Eckhard Keitel und zwei seiner Brüder.
Eckhard Keitel ist heute 58 Jahre alt. Und schon allein dies spiegelt die Veränderungen, die das BRT seit seiner Gründung durchlaufen hat. Aus dem Jugendclub, der Parties, Ausflüge, Konzerte und anderes organisiert, heute auch seine alljährlichen Moped-Cross-Rennen, wurde ein Verein jung gebliebener Erwachsener mit gewissen Nachwuchssorgen. Im erweiterten Vorstand, dem Ausschuss, sind nur zwei Leute unter 30. Bei den Mitgliederzahlen an sich gibt’s die Sorgen allerdings kaum, die liegen konstant so um die 200. Zehn mal mehr als 1980. Damals war der Club zwei Jahre lang ohne Vereinsheim, denn der erste Schuppen musste 1979 einem Neubaugebiet weichen.
Als dann 1981 in Uttenhofen der Wasserturm fertig gebaut war, konnte man die Baracke der Bauarbeiter erben. Aufgestellt wurde der neue Schuppen im Steinbruch, 150 Meter vom alten Standort entfernt. In der Zeit des zweiten Schuppens unter Vorsitz von Uwe Freitag, der 17 Jahre dem BRT vorstand, öffnete sich der Club auch mehr nach außen, beteiligte sich an Festen anderer Vereine, an der 1200-Jahr-Feier Westheims, an den Haller Sraßenspielen, organisierte Open-Air-Konzerte mit bekannten Bands, etwa „Grachmusikoff“, oder Events, die zum Teil einzigartig waren 

wie die Rocktoberfeste, die erste Halloween-Party in weitem Umkreis, die längste Hitparade der Region mit 222 Titeln in 24 Stunden Dauerbetrieb im Schuppen, oder die Konzerte an Heilig Abend.
Doch es gab auch immer mehr Widerstand von Anliegern wegen des Lärms. Beteiligt waren am Ringen um einen neuen Standort die Gemeinde, das Landratsamt, der Naturschutz, andere Vereine, ja sogar Anwälte. Beim Dorfumzug 1995 protestierte das BRT auf einem großen Tieflader, es gab viele Zeitungsartikel und Leserbriefe in dem mittlerweile öffentlich geführten Streit, und es wurden Unterschriften gesammelt. Mehr als 3000 stellten sich hinter den Club: Doch es nutzte wenig, zunächst,. Zum 30. Juni 1995 erließ das Haller Landratsamt eine Nutzungsunterlassung gegen den BRT-Schuppen, erteilte sogar eigenen Mitarbeitern, die unter den 3000 Unterzeichnern waren, eine Abmahnung.
Doch bei einem Behördengespräch an eben jenem 30. Juni wurde auch ein neuer Standort gefunden: der heutige, unterhalb von Uttenhofens Kläranlage zum Kochertal hin gelegen. 237 Tage dauerte es, dann hatten die Mitglieder mit viel Eigenarbeit und Hilfe von Handwerkern und Unternehmen, die Arbeitszeit und Material verbilligten oder sogar spendeten ihren neuen Schuppen gebaut. Ab Dezember 1996 gab’s wieder Parties, Konzerte, Kabarettabende und andere Veranstaltungen, weitab von möglichen Lärmbelästigungen. Dachte man bis zum 25jährigen des BRT. Damals kam die SWR3 „Soundmachine“ zum Schuppen. Und die war wirklich laut. Beschwerden allerdings kamen nicht aus Uttenhofen oder Westheim, sondern aus dem benachbarten Michelbach, wo zu gleicher Zeit in einem Festzelt die Kastelruther Spatzen auftraten.
„Wir zeigen halt“, meint grinsend dazu Eckhard Keitel, der heute – zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte,– als Vorsitzender agiert „eine gewisse Kontinuität.“ Die zeigt sich auch im Programm des Jubiläumsjahres, auch wenn man die regelmäßigen Freitagabende für die knapp 190 Mitglieder eingestellt hat. Am ersten Mai-Wochenende gab’s die BYOS (Bring Your Own Songs) Wunschhit-Party, am 4. Juli veranstaltet das BRT auf dem Westheimer Schulhof ein Open-Air mit der lokal berühmten Band „Decay (of Innocence)“, die selbst ihr 35jähriges Bestehen feiert. Und im Herbst folgen ein Konzert mit „Dr. Mablues“ und ein Auftritt des Kabarettisten Bernd „Hämmerle“ Kohlhepp. Beide nicht zum ersten Mal beim BRT. Wie gesagt: Kontinuität. Übrigens auch beim Mitgliedsbeitrag. Der wurde einst auf eine Mark pro Woche festgesetzt und gilt, umgerechnet in Euro, bis heute.
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