Wie lange muss man wohl üben, um sich auf so einem komischen Skateboard mit nur zwei Rädern zu halten? Das fragten sich die meisten Zuschauer angesichts der akrobatisch anmutenden Vorführung, die die 10- bis 13-jährigen Akteure mit ihrer Lehrerin, Ela Werner, beim Sommerfest der Freien Schule auf ihren Waveboards boten. In den für das Waveboarden typischen Schlängelbewegungen ging es im Slalom um Pylonen und über Rampen, wurden Bälle im Fahren aufgehoben und sich zugeworfen bis am Ende alle Hand in Hand in einer Polonaise fuhren. Einige Nachwuchsfahrer präsentierten auch, wie in der Inlinerskating-AG trainiert wird. Auch die Festbesucher durften erste Versuche auf den Waveboards starten.
Zum Festauftakt hatte die Gastband „Aarsoultherapy“ für gute Stimmung gesorgt. Mit ihrem Auftritt bedankten sich die Musiker dafür, dass sie den Bandraum der Freien Schule zum Proben nutzen durften. Die Schülerband zeigte anschließend, dass sie in Sachen Musikbegeisterung in nichts nachsteht. Weniger um Perfektion als um Spaß an Musik und Tanz ging es auch bei den eigenständig choreographierten und einstudierten Tanzdarbietungen von zwei Mädchengruppen. Unter dem strahlend blauen Himmel und umgeben von der blühenden Natur ließ es sich so bei Kaffee und Kuchen sowie Grillwürstchen und Salat gut aushalten.
Um einen weiteren Festhöhepunkt mitzuerleben, mussten die Gäste allerdings ihre schönen Plätze an der Sonne verlassen. Auf dem Programm stand die „Weltpremiere“ mehrerer Kurzfilme. Die Film-AG ist eines der vielen Lernangebote, an denen die Schüler neben den gewohnten Schulfächern teilnehmen können, und sie gehört nun schon seit einigen Jahren zu den besonders begehrten Aktivitäten. Denn hier können die jungen Filmemacher unter der professionellen Anleitung von Medienpädagogin Annika Vieweg hautnah erleben, wie aus ihren eigenen Ideen über das Schreiben des Drehbuches, die Besetzung der Rollen, das Proben, Drehen und Schneiden am Ende ein vorführreifer Film wird. Die fünf im vergangenen Schuljahr entstandenen Kurzfilme, die das Publikum zu sehen bekam, überraschten vor allem hinsichtlich ihrer Originalität, dem schauspielerischen Talent der Darsteller und der Qualität der filmischen Umsetzung. In „Waldgeist“ hat eine Mutprobe ungewollte und tragische Folgen – ein spannender Film mit völlig unerwartetem Ausgang. „Ein langer Abschied“ zeigt, wie ein Junge nach dem tragischen Unfalltod seines Freundes neue Hoffnung schöpft. In „Hundediebe“ hilft ein Hund seiner Besitzerin, die neu in ihrer Schule ist, den Zickenkrieg zu überwinden und Freundinnen zu finden. „Siegbert“, Held des gleichnamigen Films, ist ein Waldkind, dessen Integration in die Zivilisation nur bedingt gelingt. In SUDL („Sing um Dein Leben“) schließlich werden die im Fernsehen derzeit so verbreiteten Casting-Shows auf die Schippe genommen. Das Publikum war auf jeden Fall von allen gezeigten Filmen begeistert, und kaum einer vermochte zu sagen, welcher der Filme „der beste“ war – vielleicht werden darüber ja die Schülerfilmwettbewerbe mehr Aufschluss geben, bei denen die Filme sich demnächst der Konkurrenz und dem kritischen Urteil einer fachkundigen Jury stellen werden.
Auch ein erster Blick in die zukünftigen Räume für unter Dreijährige (U-3) war möglich, die direkt neben dem bewährten Kindergarten zurzeit noch renoviert werden. Zehn Plätze sind in der U-3-Sparte geplant bei einer Betreuungszeit von 7.30 Uhr bis 16 Uhr. „Wer sich dafür interessiert, muss sich jetzt beeilen, denn die meisten Plätze sind bereits belegt“, sagt Pia Hücker, die künftige Leiterin der Gruppe. Da altersgemischtes Lernen zu den Grundideen der FSU gehört, werde es oft Unternehmungen mit den älteren Kindergartenkindern geben, wie z. B. gemeinsame Ausflüge, Waldtage und Frühenglisch. Die Öffnungszeit des Kindergartens wird ab August ebenfalls auf 16 Uhr erweitert.
An vielen Stellen des Schulgeländes fielen die verschiedenen Kunstwerke ins Auge, die die Schüler im vergangenen Schuljahr realisiert haben, darunter zum Beispiel Graffitis und Gipsskulpturen der besonders aktiven Gruppe der 13- bis 15-jährigen, die Kunstpädagogin Judith Schneider im vergangenen Schuljahr betreut hat. Ihre Räume haben diese Schüler unter anderem mit Wandmosaiken verziert. Ein Teil der Fenster an der Gebäudefassade ist nun von Platten flankiert, die von Kindern verschiedener Altersstufen gestaltet wurden. Hier soll auf einen Blick sichtbar werden, was die Schule aus dem Blickwinkel der Kinder auszeichnet und sie liebenswert macht.
Für den harmonischen und klangvollen Abschluss eines sonnigen und fröhlichen Festes sorgte der Auftritt eines noch namenlosen Chores, der ebenfalls in den Räumen der Freien Schule ein „Probenzuhause“ gefunden hat und mit Sicherheit Zukunft hat. Für die im nächsten Jahr anstehende 25-Jahr-Feier der Freien Schule jedenfalls wurde sein erneutes Engagement sofort fest vereinbart.
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