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TransBorderLes e.V., van Herste und Main auf dem Christopher-Street-Day 2009 in Oldenburg
21.06.2009 16:08:31
Schon am frühen Samstagmorgen, am 20. Juni 2009, wurde der Anhänger gepackt. Nach etwa zwei Stunden Fahrt war das Ziel erreicht. Obwohl es zeitweise in Strömen goss, wurde der Stand aufgebaut und mit Info-Material und zu den Themen des CSD passenden Büchern ausgestattet.
Als die Teilnehmer des Umzugs mit ihren bunten Wagen und in ihren fantasievollen Kostümen den Veranstaltungsplatz erreichten, schüttete es wie aus Kübeln. Die Wettergöttin spendete viel Segen von oben herab. Dieser Umstand hielt die meisten Mitwirkenden und Gäste allerdings nicht davon ab, dem Festprogramm auf der Bühne ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Einige Redner, u. a. Claudia Roth von Bündnis90(Die Grünen, sprachen sich vehement für die Gleichberechtigung von Homo- und Transsexuellen in der Gesellschaft und vor dem Gesetz aus. Es könne nicht angehen, dass Menschen, die ihre sexuellen Neigungen auslebten, ohne jemandem Schaden zuzufügen, von der Gesellschaft nicht akzeptiert würden. Schwule, Lesben und Transgender würden nach wie vor ausgegrenzt, verspottet, tätlich angegriffen, verfolgt und im Berufsleben benachteiligt.
Ewig gestrige Vertreter der katholischen Kirche oder der Politik seinen offensichtlich nicht in der Lage, den Tatsachen ins Auge zu sehen. In einigen Kirchen würden nach wie vor Gottesdienste abgehalten werden, in denen dafür gebetet wird, dass Schwule, Lesben und Transgender endlich „zur Vernunft“ kommen und ihrem Irrglauben abschwören. Es gäbe Orte, in denen Neo-Nazis gegen Schwule, Lesben und Transgender offen demonstrieren und niemand hätte den Mut, dagegen vorzugehen.
Obendrein wurde klar herausgestellt, dass die so genannte Homo-Ehe vor dem Gesetz immer noch nicht mit der „normalen“, also Hetero-Ehe gleichgestellt sei. Konsequenzen für Steuer- und Erbrecht, die sich daraus ergeben, würden heruntergespielt.
Zum Schluss wurden Länder aufgezählt, in denen das Ausleben der Homosexualität noch unter Strafe steht. In einigen Ländern drohen langjährige Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe z. B. durch Steinigen. Alle Redner forderten die Anwesenden auf, sich mit diesen Verfolgten zu solidarisieren und sich selbst mit einzubringen. Es würde nicht reichen, einmal im Jahr den CSD zu begehen und dann nur ans Feiern zu Bier trinken zu denken.
Hans Georg van Herste und die Mitglieder des Vereins, der sich aus seinen Selbsthilfegruppen heraus gebildet hatte, standen derweil in ihrem Stand für Gespräche zur Verfügung. Mehrmals konnten sie beratend tätig werden und Hilfesuchenden wichtige Hinweise geben.
Was ist der Unterschied zwischen Schwulen und Transsexuellen? Woran erkenne ich, dass ich schwul, lesbisch oder transsexuell bin? Wie geht ein Coming Out? Muss ich mich operieren lassen? Diese Fragen konnten alle ausführlich beantwortet werden und manch zufriedener Fragesteller verließ den Stand, um freudig weiterzufeiern.
Van Herste, der selbst Opfer einer groß angelegten Verleumdungskampagne durch einen Vertreter der katholischen Kirche und dessen moderne Inquisitionsmethoden wurde, kann ein Lied davon singen, wie es ist, wenn man ausgegrenzt wird, weil man Homo- und Transsexuellen, Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch und Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind oder waren unterstützt oder die unfreiwillige Beschneidung von Frauen und Intersexuellen anprangert. Obwohl oft scharf gegen ihn vorgegangen wurde, ließ er sich nie verunsichern. Trotz großer Widerstände geht er seinen Weg konsequent weiter und dient damit als Vorbild für viele Menschen, die sich zuvor nicht getraut haben, gegen Gewalt und Benachteiligung vorzugehen.
Van Herste: „Es geht nicht darum, mich in den Vordergrund zu drängeln oder wichtig zu machen. Es geht darum in der Öffentlichkeit diese Themen anzusprechen, die Leute wachzurütteln. Durch blümchenhafte Sonntagsreden ist noch nie etwas verändert worden. Ich nenne die Missstände beim Namen, rede Tacheles. Und es ist mir klar, dass Täter und ihre Helfer das gar nicht gut finden. Allerdings werde ich auf diese Leute wohl schwerlich Rücksicht nehmen können.“
Van Herste, der einige Themen bezogene Bücher in verständlicher Sprache geschrieben hat, in den Medien präsent ist, viele Gespräche führt und die „Insel-Methode“ als Präventionsmittel gegen die oben aufgeführten Missstände erdacht hat und damit vielen Menschen helfen konnte, hat obendrein einige Autorinnen entdeckt und gefördert, um auch denen eine Chance zu geben, die „heiße“ Themen in ihren Werken auf unterschiedlichste Art und Weise verarbeitet haben.
Eine der inzwischen bekanntesten Autorinnen ist die unvergleichliche Margaretha Main, die in ihren „Elfen-Büchern“ keine Elfen, sondern ihre eigene Lebensgeschichte beschreibt. Mit viel Humor, der zeitweise wahre Lachschauer auslösen kann, erzählt die elfengleiche Retha, wie sie als Lausemädchen die Bewohner ihres Heimatdorfes veräppelte, große Jungs erschreckte, mit Schwarzpulver Steine wegsprengte und später im Berufsleben wegen ihres Lesbischseins ausgegrenzt worden war. Auch mit Autohändlern hatte sie so ihre lustigen Erlebnisse.
Und auch heute noch – inzwischen sind neun Bücher erschienen – kann sie es nicht lassen, sich und andere gehörig auf die Schippe zu nehmen. Sie hat zwei Buchpreise erhalten, kann sich über einen eigenen Fan-Club freuen und reist gern und viel mit ihrer Lebensgefährtin Michaela durch die Gegend.
Die CSDs nimmt sie gern zum Anlass, um aufzuklären und von den Autoren gespendete Bücher unters Volk zu bringen. Die Erlöse sind für einen guten Zweck bestimmt und haben schon oft dazu beigetragen, manchen finanziellen Engpass zu überwinden.
MM: „Ich habe durch Hans Georg erfahren, wie schön es ist, seine Homosexualität auszuleben und sich nicht dauernd zu verstecken. Ich habe durch ihn ein wahrhaft freies Leben kennen gelernt und meine kreative künstlerische Ader entdeckt. Mit meiner Mila kann ich nun ein Leben leben, von dem ich früher nicht mal zu träumen gewagt hätte. Deshalb stellt es für mich keine wirkliche Mühe da, weite Reisen auf mich zu nehmen, um auf den CSDs Hilfe zu leisten. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Lass doch die Konservativen und ewig Gestrigen maulen. Ich bin glücklich und das ist doch die Hauptsache oder?“

Info
www.transborderles.de
www.margaretha-main.de
www.vanherste.de

Buchtipps
Hans Georg van Herste – Der wahre Traum von Freiheit
Transsexuelle erzählen ihre Lebensgeschichte mit Info-Teil
ISBN 978-3839105979 – 100 Seiten – 6,80 Euro

Hans Georg van Herste – Die Kaputtmacher – eine Verleumdungskampagne
ISBN 978-3837067156 – 120 Seiten – 11,90 Euro

Margaretha Main – Die Elfe auf Umwegen oder Fahrten ins Abenteuer
ISBN 9783837025859 – 108 Seiten – 5,90 Euro

Eva-Maria Thalbach
Das Licht am Ende des Dornenwaldes
Das abenteuerliche Leben einer Transsexuellen
ISBN 978-3839106839 – 152 Seiten – 9.80 Euro

Katja Groening
Die Burg der Nymphen – erschütternde Zustände in einem Kinderheim
ISBN 978-3837018134 – 216 Seiten – 18,50 Euro

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veröffentlicht von Winter Beate


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