Fledermausfreunde suchen im Rahmen des Forschungspilotprojektes nach Wanzen
Zu Forschungszwecken sind Mitglieder des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt wieder im Wald auf dem Langen Berg zwischen Calvörde und Wegenstedt auf Mission. Das Ziel der Naturfreunde ist es, Fledermäuse in einem Pilotprojekt auf Parasiten zu untersuchen.
Calvörde. "Wir gucken heute nach, ob diese Fledermäuse Parasiten haben. Genauer gesagt, uns interessieren die Wanzen", erklärte Bernd Ohlendorf aus Stolberg, Mitglied des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt. Ohlendorf beschrieb: "Die Parasiten werden dann tiermedizinisch untersucht. Wir wollen wissen, ob die Wanzen Krankheitsüberträger sind. Fledermäuse können auch - wie wir Menschen - ,Schnupfen' oder andere Krankheiten haben. Und da geht es darum, wie kommt das eine zum anderen. Das ist tiermedizinisch, aber auch humanmedizinisch interessant, denn Fledermäuse können manches mehr und besser als wir mit unserem Immunsystem. Dieses Wissen ist wichtig."
Die frostfreien Temperaturen waren ideal für die Untersuchung der Fledermäuse. Die Großen Abendsegler haben dort ihr Winterquartier. Nur ein Teil der Tiere wird genau unter die Lupe genommen.
"Diese Untersuchung ist etwas Neues in Deutschland"
Bernd Ohlendorf, Mitglied des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt
"Diese Untersuchung ist etwas Neues in Deutschland. Wir probieren das zum ersten Mal. Die Auswertung der Proben, die sich dann anschließt, ist sehr aufwendig und teuer. Unsere Proben kommen in eine Bundesforschungseinrichtung. Das ist das Friedrich-Löffler-Institut für neuartige Tierkrankheiten in Greifswald", erklärte Ohlendorf.
Während Kathleen Feige Speichelproben von den Fledermäusen nahm, war Cindy Jeschke dabei, die Tiere zu wiegen. Alles wird präzise dokumentiert. Aber es muss schnell gehen, damit die Tiere nicht zu sehr gestört werden. "Wir haben hier ein Massenvorkommen. Auch wenn andere - mit dem Blick auf die geplanten Windkraftanlagen in Wegenstedt - das nicht wahr haben wollen. Das Schöne an diesen Kästen ist, dass die Tiere so gut verfügbar sind. An anderen Stellen kommen wir nicht so gut an die Tiere heran. Dort haben wir nicht so gute Ausgangsbedingungen", so Bernd Ohlendorf und lobte die Arbeit von Peter Loskarn, den Artenschutzbeauftragten des Landkreises Börde, der die Kästen regelmäßig säubert und immer nach dem Rechten schaut.
Bereits im März diesen Jahres haben Mitglieder des Arbeitskreises im Loskarn-Wald 273 Fledermäuse registriert. 152 haben eine Nummer bekommen. 121 von ihnen hatten bereits einen Ring. "Die Tiere befinden sich derzeit in einem guten Pflegezustand", ergänzte Loskarn nicht ohne Stolz.
Mit dem Tupfer geht Kathleen Feige in die Backentaschen der Fledermäuse, um Speichel zu entnehmen. "Der Speichel wird untersucht. Da geht man an die RNA und DNA, um zu gucken, ob da etwas im Körper der Tiere ist. Wenn die Tiere Parasiten haben, forscht man, ob sie diese Krankheiten übertragen. Die Parasiten können beißen und Blut ziehen", beschrieb Ohlendorf und erklärte: "Es gilt zu prüfen, ob es eine Kette gibt, wo diese Kette beginnt und wo sie endet."
Die Mitglieder des Arbeitskreises haben extra frei genommen, um dieses Pilotprojekt zum Wohl der Fledermäuse umzusetzen. Erst zum Ende des Winters wird sich herausstellen, ob weitere Untersuchungen für die Forschung nötig sind. "Vielleicht werden wir auch noch im Frühjahr die anderen Tiere auf Parasiten untersuchen. Wenn wir für die Forschung etwas Spannendes finden, dann wird sich dieses Projekt über ein paar Jahre hinziehen", blickte Ohlendorf voraus und erklärte: "Die meisten Tiere sind bereits markiert. Die kennen uns und das Prozedere schon."
"Im Fünf-Sterne-Hotel gibt es so gut wie keine Wanzen"
Kathleen Feige, Mitglied im Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt
"Wir haben noch nicht viele Wanzen gefunden", sagte Ohlendorf. "Im Fünf-Sterne-Hotel bei Herrn Loskarn gibt es so gut wie keine Wanzen", feixte Kathleen Feige, Mitarbeiterin des Umweltamtes des Landkreises Börde.
"Wir haben 138 Tiere aus einem von vier Kästen in den Händen gehabt und beprobt. Die anderen blieben unberührt. Insgesamt sind es 300 bis 400 Fledermäuse. Die Tiere gehen in einem sehr guten Ernährungszustand in den Winter. Eine Fledermaus wiegt etwa um die 30 Gramm. Das ist ganz vorzüglich", freute sich Loskarn.
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