Vor der Wahl mit populistischen Parolen noch schnell ein paar Stimmen um die Bahnstraße fangen, das steht ja in der Tradition jeder großen Partei. Doch am Ende jeder Wahlperiode mußte der Wähler immer wieder erkennen, daß sich nichts zum Besseren geändert hat. Denn mit unausgegorene Teilkonzepten kann keine, aber schon garkeine Stadt auf Dauer überleben. Parolen alleine helfen niemendem.
Nachhaltige Lösungen sind gefordert, keine Schnellschüsse. Nachhaltige Lösungen erfordern aber auch analytische Tätigkeit und vor allem eine Zieldefinition. Denn nur wenn ich weiß, wo ich hin will, kann ich auch den Weg wählen, nur wenn ich genau weiß, was ich an einem Fahrzeug reparieren will, kann ich auch das passende Werkzeug und die Ersatzteile besorgen und bereitstellen, nur wenn der Arzt eine umfangreiche Diagnostik vornimmt, wird der chirurgische Eingriff ein Erfolg. In der momentanen Situation bekommt man allerdings den Eindruck, daß nur eine Notoperation durchgeführt wird: Das Bein wird amputiert, damit der Patient die nächsten Wochen überlebt. Welche Wege es gibt, das Bein zu retten, wird garnicht ausgelotet, weil die Krankenkasse es nicht bezahlt. Außerdem kann dem Arzt doch egal sein, wie der Amputierte später die Prothese bezahlt und wie er auf Dauer damit leben muß.
Frieder Gebhardt und die SPD verkennen das eigentliche Problem der Bahnstraße: es ist bestimmt nicht der Durchgangsverkehr, es ist sicher nicht der Verkehr oder die Verkehrsführung allein! Denn dann hätte allein die Einbahnstraßenregelung eine Änderung der Situation hervorgerufen (positiv oder negativ). Eine Verbesserung war jedoch nicht erkennbar, eine Verschlechterung jedoch auch nicht. Die Ursachen des Problems liegen also nicht im Verkehr. Wer meine Artikel der letzten Wochen zum Thema Bahnstraße kennt (einige davon auf meiner Internetseite), der weiß, daß allein mit isolierten Maßnahmen, die lediglich an der Verkehrsführung herumdoktern, zukünftig kein Blumentopf zu gewinnen ist. Solche Fehler haben andere Städte schon längst vor uns gemacht. Warum sollen wir diese Fehler jetzt in Langen wiederholen?!
Es genügt keinesfalls, irgendwelche Modelle anderer Städte zu übernehmen (auch wenn sie sehr modern in englisch daherkommen) und mit dem Vorschlaghammer in die Schablone unserer Stadt zu prügeln. Solange keine Prüfung der Voraussetzungen und keine Prüfung der Eignung erfolgte, solange muß das Konzept auch scheitern! Es ist sogar noch schlimmer: Solange ich keine Definition der Ziele vornehme, sondern einfach mit der groben Kelle in die Mitte schlage – auch mit der Aussicht auf ein Scheitern – solange werde ich auch scheitern. Wo also bleibt die Definition der Ziele, die die SPD oder Frieder Gebhardt in der oberen Bahnstraße erreichen will? Wenn Frieder Gebhard diese Ziele
definiert hat, können wir auch darüber urteilen, ob sein Vorschlag ein geeignestes Mittel zur Zielerreichung darstellt. So aber haben wir nur ein Schlagwort und eine Parole. Was wir wirklich brauchen ist ein solides Konzept zur Stärkung des Geschäftszentrums in Langen! Dies, kombiniert mit verkehrstechnischen Lösungen bietet einen wesentlich nachhaltigeren Ansatz zur Stärkung der Innenstadt.
Die Probleme in der Bahnstraße sind über Jahrzehnte gewachsen, sie lassen sich demzufolge auch nicht von heute auf morgen lösen. Das währe eine Illusion, die dem Steuerzahler nur unmengen an Geld kostet.
Ein Gesamtkonzept Bahnstraße ist gefragt und ein solches Konzept kann die Bahnstraße allein nicht umfassen. Da gehört schon sehr viel mehr dazu! Die Vergangenheit hat deutlich gezeigt, daß allein mit verkehrspolitischen Maßnahmen nur sinnlos Geld rausgeworfen wird, aber dadurch niemand etwas gewonnen hat. Es braucht ein Gesamtkonzept, bei dem der Verkehr lediglich ein winziger und sicher nicht allesentscheidender Baustein ist. Der Baustein kann nur in Zusammenhang mit dem Gesamtkonzept beurteilt werden. Die Auswahl des Bausteins hat nach dem zu erreichenden Ziel zu erfolgen. Ein Schuß ins Blaue bringt nicht nur das von der SPD gewünschte Chaos, sondern auch „Cashburning“. Jede Infrastrukturmaßnahme muß zielorientiert angewendet werden. Daher ist ein solides städtebaulich gestütztes Stadtentwicklungskonzep gefragt, daß unter Beteiligung der betroffenen Personen und auch mit dem Engagement der profitierenden Parteien durchzuführen ist.
Ziel ist oder besser muß sein die Entwicklung des Wirtschaftsraumes Fahrgasse, Erbsengasse, Rheinstraße, Wassergasse und die gesamte Bahnstraße. Die Gestaltung der oberen Bahnstraße ist dabei ein wesentliches Element, aber ganz allein wird sie niemals überleben können. Der entwicklungsfähige öffentliche Raum ist sogar noch weiter gefaßt, er schließt die Bereiche um die Stadtkirche und das alte Rathaus, die Gartenstraße, Wiesgäßchen und Jahnplatz bis Zimmerstraße und weitere Randbereiche des definierten Wirtschaftsraumes mit ein. Ich kann mir auch bis heute nicht vorstellen, wie die Errichtung eines Großmarktes im Neurott zur Stärkung der Innenstadt beitragen soll, so wie es unser Bürgermeister Dieter Pitthan nach dem Entschluß über die Bebauung des Pittlergeländes verkünden ließ. Ein integrierter Ansatz dazu ist Business Improvement District oder kurz BID, die Public- Private-Partnership, kombiniert mit Infrastrukturmaßnahmen und sehr gezielter Wirtschaftsförderung im definierten öffentlichen Raum. Auch das sind zunächsteinmal nur Schlagwörter für den unbedarften Leser. Aber ich werfe sie zur Anregung der Diskussion in den Raum, denn ich werde diese Konzepte nicht kritklos übernemen. Zunächst werde ich
prüfen, was davon auf Langen anwendbar ist und dann entscheiden, was davon sich Langen auch finanziell leisten kann. Ich selbst arbeite derzeit an einem eigenen Konzept, daß für die Stadt passende Elemente enthalten soll. Dabei werden die Inhalte der anderen Basiskonzepte Konzepte aber nicht kritiklos übernommen, denn sie können für uns nichts anderes als eine Anregung sein. Wichtig ist, daß nur die passenden Bausteine einfließen und vielleicht auch
vollkommen neue, allein auf Langen zugeschnittene Ideen enthalten sind. Dazu muß untersucht werden, was von diesen Konzepten wirklich zu Langen passt. Und genau deshalb: ich werde meine Ideen jetzt noch nicht detailliert veröffentlichen können, denn mein Konzept soll auf einer soliden Basis stehen und von den positiven oder negativen Erfahrungen anderer Städte profitieren. Schnellschüße an der Stelle verpuffen nur. Aus diesen Grund arbeite ich mit renomierten Hochschulen der Welt (vorrangig in Deutschland wegen der politischen Bedingungen) zusammen. Allein zu diesem Thema laufen derzeit viele Dipom- und Master- Arbeiten sowie einige Dissertationen, von deren Ergebnisse die Stadt mit Sicherheit profitieren kann. Allein diese Arbeiten stützen bereits meine Ansicht, keine unreifen und isolierten Konzepte vorzustellen, sondern validierte Ergebnisse auf der Grundlage fundierter Analysen als Basis für eine Nachhaltige Entwicklungsstrategie zu verwenden. Gleichzeitig kann ich meine beruflich bedingte Wanderschaft ausnutzen und viele Kontakte in den unzähligen Städten ausnutzen, die ich besuchte und die vor den gleichen Problemen stehen oder diese vielleicht sogar bewältigt haben.
Eines sollte in jedem Falle klar sein: Der kommende Wahlkampf ist viel zu kurz, als das sich irgendeine Partei einbilden könnte, eine Patentlösung für die Probleme in der Bahnstraße zu finden. Wer etwas anderes behauptet, der handelt auf jeden Fall wider besseren Wissens, und das gilt besonders für einen so erfahrenen Kommunalpolitiker, wie Frieder Gebhardt. Ich denke nicht, daß er es nötig hat, zu solch einem Strohhalm zu greifen. Daher empfehle ich, die Thematik nochmals intensiv zu durchdenken und ausgereiftere Konzepte der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Aufforderung, hier mal fundiert tätig zu werden geht aber an alle politisch interessierten Personen, insbesondere an unsere Parteien in Langen! Und der Grundgedanke sollte nicht der sein, sich zu profilieren, sondern einfach nur den Interessen der Stadt und der Bürger zu dienen, so wie es mein Ziel und mein Wunsch ist. Schließlich habe ich mich aus vollem Herzen dazu bekannt, in Langen zu wohnen, daher ist es auch ein Stück weit gesunder Egoismus, ja wirklich purer Eigennutz, wenn ich an der Situation der Stadt etwas zu verbessern suche und diese Verbesserung von allen Bürgern (einschließlich für mich selbst) auch einfordere. Da gebe ich gerne zu, daß ich ein Träumer bin, aber das wurde mir ja schon von Frank Mahn in der Langener Zeitung vorgehalten. Aber ich bin lieber ein Träumer, als ein Profilneurotiker, so wie manch anderer Personen in der Langener Politiklandschaft (und damit ist KEINER aus der SPD gemeint, obwohl deren Ideen den Anlaß für diese Erklärung bilden).
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