Am kommenden Freitag, dem 23.09.2016, um 18 h, lädt die Stiftung Altstadtorgel ein zu einem Benefizkonzert auf Schloss Neuenhof, dessen Erlös dem Orgelneubau in der Erlöserkirche zugute kommt (Wir berichteten darüber). Was hat es mit dieser Orgel auf sich, was macht sie zu einem so besonderen Instrument? Diese neue Orgel soll eine symphonische Orgel sein!
Die symphonische Orgel, die auf den französischen Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll zurückgeht, möchte ein heutiges Werk sein, auf dem alle gängige Orgelliteratur darstellbar ist und die darüber hinaus musikalische Epochen besonders hervorheben kann.
Im heutigen Kulturbetrieb erlangte über die letzten Jahrzehnte ein Kriterium besonderes Gewicht: die werkgetreue Aufführungspraxis. Gerade in unserer Zeit hat die Musik der Romantik für das Konzertpublikum und die Liturgie wieder existentielle Bedeutung erlangt, da sie den Menschen einen emotionalen Zugang zur Musik ermöglicht und auch deren spirituelle Seite wesentlich betont.
Die symphonische Orgel nach Cavaillé-Coll kommt diesem Bedürfnis in höchstem Maße nach:
Er hat die Mechanik so reformiert und perfektioniert, dass jede Pfeife, ob hoch oder tief, laut oder leise, ohne Verzögerung dem Befehl der Finger gehorcht, weil die Tasten so leicht zu spielen wurden wie die des Klaviers, weil der Anschlagswiderstand beseitigt und die Konzentration aller Kräfte des Instruments praktibel wurde. Von hier folgt weiter: die Freiheit, Klangfarben miteinander zu verschmelzen, die Mittel, sie schrittweise zu verstärken oder zu mäßigen, rhythmische Unabhängigkeit, Sicherheit bei plötzlichen Klangänderungen, ausgeglichene Kontraste, und schließlich die Entfaltung der herrlichsten Klänge, eine reiche Palette der verschiedensten Stimmen: überblasende Flöten, Gamben, Trompeten, voces caelestes, Register von bislang ungekannter Qualität und Vielfalt. Der Improvisationkunst des Organisten sind so keine Grenzen gesetzt!
So ist eine moderne Orgel im Wesentlichen symphonisch. Das neue Instrument verlangt nach einer neuen Sprache, einem anderen Ideal, als zuvor. Es ist nicht mehr nur der Bach der Fuge, auf den wir uns berufen, es ist der Schreiber schönster Melodien, der ausdrucksstarke Meister der Preludien, des Magnificat, der Messe in h-moll, der Kantaten und der Passion nach Matthäus.
Wohl soll es im Besonderen das Orgel-Werk J.S.Bachs sein, das hier in großartiger Weise darstellbar ist und seine Choralbearbeitungen, die in feinsinniger Weise die Herzen berühren soll – das ist der klangliche Kern des Instrumentes.
Die symphonische Orgelliteratur, mit ihren poetischen Feinheiten, den zarten Farben, den räumlichen Dimensionen, den dichten, nahtlosen Übergängen, es wird das besondere Hörerlebnis sein.
Großartig wird sich die französische Orgelmusik darstellen lassen mit den überblasenden Flöten, den eleganten Zungen-Chören, den schwarzen Bombarden-Tönen. In dem akustisch wunderbar gestalteten Raum unserer Erlöserkirche wird man überwältigt sein von der Großartigkeit dieser Musik.
Eine der wesentlichen Neuerungen aber wird die liturgische Vielfalt und besondere Einsetzbarkeit des Instrumentes in der Kirchenmusik sein.
Mit ihrer stadtbegründenden Tradition und der hochwertigen Kirchenmusik stellt die Erlöserkirche ein wesentlich geistliches und kulturelles Zentrum in unserer Region dar.
Es liegt deswegen im Interesse aller, also sowohl in dem der Zivilgemeinde als auch in dem der kirchlichen Pfarrgemeinde, den kulturellen Wert dieses Gotteshauses durch den Einbau der neuen Orgel zu erhöhen, da sich damit die kulturelle Attraktivität Lüdenscheids als Fremdenverkehrsgemeinde effektiv steigern lässt. Denn die Kirchenmusik ist ein Eckpfeiler der Kultur.
Vor diesem Hintergrund erstreckt sich das Konzept des Kreiskantors Dmitri Grigoriev auf verschiedene Ansätze, die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde in ihrem musikalischen Engagement anzusprechen und herauszufordern. Einer der wesentlichen Punkte dabei ist die Bereicherung der traditionell hervorragenden Chorarbeit der Heinrich-Schütz-Kantorei in der Erlöserkirche mit einem einzigartigen symphonischen Instrument.
Wer sich angesprochen fühlt, dafür eine Spende von 50€ zu geben und als Gegengabe dem bewegenden Konzert von Dmitri Grigoriev(Klavier) und Johannes Gehring (Violine) mit Werken von Ottorino Resphigi und Sergej Rachmaninow zu lauschen, kann noch Karten bestellen unter unter der Telefonnummer 0231 99956985 oder auf der Website der Stiftung altstadtorgel-luedenscheid.de. 

Dia Klee |