Von Alexander Hauk
Weil die Stromversorgung fernab jedes Stromnetzes als Herausforderung gilt, sorgt die Entwicklung eines bayerischen Unternehmens weltweit für Aufsehen. Die SFC Smart Fuel Cell AG (SFC) mit Sitz in Brunnthal hat eine Brennstoffzelle entwickelt, die über einen chemischen Prozess zuverlässig aus Methanol Strom erzeugt. Inzwischen liefern die Brennstoffzellen von Japan bis in die Antarktis elektrische Energie, zum Beispiel in Reisemobilen, auf Segelbooten und in abgelegenen Hütten.
Besitzer von Wohnmobilen kennen das Problem: Solaranlagen liefern nur dann Strom, wenn die Sonne scheint, Generatoren sind in der Regel nicht gerade leise und produzieren jede Menge Abgase, und die Kapazität der Bordbatterie ist begrenzt. „80 Amperestunden sind eine gängige Größe“, berichtet Peter Podesser, Vorstandsvorsitzender der im Jahr 2000 gegründeten SFC AG. Allein die Beleuchtung und der Betrieb des Fernsehers würden dafür sorgen, dass eine Batterie kaum länger als zwei Tage durchhält.
„Dank unserer Entwicklung sind die Zeiten vorbei, in denen man mit bangen Augen auf die Spannungsanzeige der Batterie geschaut hat, um zu prüfen, ob der Energievorrat die zweite Halbzeit des Länderspiels durchhält“, erklärt Podesser mit Blick auf die Fußball-EM. Denn die SFC-Brennstoffzelle überwacht kontinuierlich den Ladezustand der Batterie und beginnt automatisch mit dem Nachladen, sobald ein bestimmter Wert unterschritten ist.
Das kleine Kraftwerk kommt kompakt daher und kann zusammen mit einer Tankpatrone auch in einem etwa 15 Kilogramm schweren und 80 Zentimeter breiten Aluminiumkoffer untergebracht werden. „Bei der chemischen Reaktion wird Methanol direkt in elektrischen Strom umgewandelt“, erklärt Podesser, der zusammen mit Jens Müller das Unternehmen leitet. Methanol ist ein Alkohol, der in der Natur zum Beispiel in Bäumen und Baumwollpflanzen vorkommt.
In zehn Litern davon steckt Energie für 130 Stunden Fernsehschauen oder rund 900 Stunden Licht. Zum Vergleich: „Für die Bereitstellung derselben Energiemenge würden 270 Kilogramm Batterien benötigt“, so Podesser. Im Betrieb ist die Brennstoffzelle etwa so leise wie der Lüfter eines Laptops. Dabei entstehen nur Wasserdampf und Kohlendioxid in einer Menge, die laut Unternehmensangaben in etwa der Atemluft eines Kindes entspricht.
2007 wagte SFC den Sprung an die Börse, und im selben Jahr verdoppelte sich der Umsatz auf 14,35 Millionen Euro nach 7,04 Millionen im Jahr 2006.Wie bei technologieintensiven Unternehmen nicht selten, verzeichnet die SFC AG noch Verluste, das Ergebnis nach Steuern betrug im vergangenen Jahr -2,52 Millionen Euro. Für 2008 ist nun ein Ergebnis „nahe der Break-Even-Schwelle“ geplant, nachdem SFC im ersten Quartal mit 147 000 Euro nach Steuern erstmals einen Gewinn erzielt hat. Inzwischen hat sich das Unternehmen auch zu einem wichtigen Arbeitgeber entwickelt: Knapp 100 Mitarbeiter tragen zum Erfolg bei, 2006 waren es erst 76.
Mit seinen sogenannten Direktmethanol-Brennstoffzellen-Produkten gilt SFC in diesem Segment als Marktführer. Das Unternehmen hält 15 Patente und wurde bereits mit mehreren Innovationspreisen ausgezeichnet. Erst kürzlich konnte SFC in der Kategorie „Energie“ den „Industriepreis 2008“ der „Initiative Mittelstand“ erringen. Überzeugt hat man die Jury mit einer Energieversorgung für Verkehrsleitsysteme, die im Straßenverkehr bereits läuft. Lag die maximale Einsatzzeit der Batterien bisher bei acht Stunden, laufen die Anlagen mit der Methanol-Brennstoffzelle nun 10 Tage unterbrechungs- und wartungsfrei auf der Autobahn.
SFC will mit seiner Entwicklung aber auch bei den Betreibern von Solaranlagen punkten. „Auch bei schlechtem Wetter stellt die Brennstoffzelle einen zuverlässigen Betrieb sicher“, so Podesser. Sobald die Solaranlage nicht genügend Leistung liefert, schaltet sich automatisch die Zelle ein. Selbst für die Fortbewegung kommen die Mini-Kraftwerke inzwischen zum Einsatz. SFC hat kürzlich einen Elektroroller mit Brennstoffzelle im Topcase vorgestellt, der im Hybrid-Betrieb mit der Batterie arbeitet und die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer erhöhte. |
