Bad Kreuznach. Diese leichte Nervosität herrscht rund um die Wohnstätte Hans Schumm. Die Nervosität, die immer dann ausbricht, wenn ein wichtiger Besuch ansteht. Rolf Mützenich hat sich angekündigt. Seit knapp einem Jahr ist er Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag. Ein entsprechend großer Bahnhof ist für ihn bereitet. Doch Mützenich beansprucht diesen nicht für sich. Ruhig und bescheiden, fast unauffällig, ist er angekommen. Jetzt steht er auf dem Balkon der Wohnstätte und unterhält sich mit Wolfgang Zimmer, dem Vorsitzenden der Lebenshilfe in Bad Kreuznach, die die Wohnstätte am Agnesienberg betreibt.
Diese Attitüde zieht sich durch den gesamten Besuch Mützenichs in Bad Kreuznach. Er ist bescheiden, hört zu und wenn er antwortet, zeigt er, dass er schon vieles weiß – aber gekommen ist, um noch mehr aufzunehmen. Er wolle das hier Gehörte mit nach Berlin tragen und an Lösungen mitarbeiten.
Auch die Lebenshilfe und ihre Wohnstätte sind durch Corona belastet worden: Die Ausgaben stiegen. Etwa weil mehr Schutzkleidung gebraucht wurde und die Preise dafür rasant angezogen haben. Zudem gibt es strukturelle Probleme, die eine Kostenkalkulation für die Wohneinrichtung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erschweren:
Die Lebenshilfe muss die Wohnstätte so führen, als ob die Bewohner ihre komplette Zeit hier verbringen. Auch das dafür benötigte Personal muss da sein, was wiederum entsprechend bezahlt werden muss, schildern die beiden Geschäftsführer Christina Gei-Weyand und Benjamin Rubröder. |