Köln, 14.06.2017: Die Türkisch-Islamische Union (DITIB), sowie alle
muslimischen Organisationen, machen immer wieder in verschiedenen Meldungen
sowie durch Aktionen und Stellungnahmen deutlich, dass es keine inhaltliche,
geistige oder emotionale Nähe der organisierten Muslime zu IS-Terroristen
oder religiös verblendeten Kämpfern gibt.
"Muslimische" Demonstrationen, um zu zeigen, dass man sich von den
Gewalttätern und ihren Taten nicht vereinnahmen lassen will, gab es bislang
ebenfalls unzählige Male in Form von gemeinsamen öffentlichen
Stellungnahmen, öffentlichen Gebeten und öffentlichen Initiativen.
Diesbezüglich verweisen wir auf unsere Meldungen allein innerhalb eines
Monats zu den Terrorakten in Teheran (07.06.2017), London (04.06.2017),
Kabul (31.05.2017), in Ägypten (26.05.2017) und in Manchester (23.05.2017).
Den Personen, die diese aktuelle Demonstration organisieren, hätte bewusst
sein müssen, dass für eine gemeinsame Veranstaltung Vorgespräche notwendig
sind. Auch hätten wir den betreffenden Personen vorab erklären können, dass
am 22. Tag des Ramadan, an dem in Köln von 3:47 Uhr bis 21:55 Uhr gefastet,
also nichts gegessen und getrunken wird, es den fastenden Muslimen
schlichtweg nicht zumutbar ist, stundenlang in der prallen Mittagssonne bei
25°C zu marschieren und demonstrieren.
Forderungen nach "muslimischen" Anti-Terror-Demos greifen zu kurz,
stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf
sie, ihre Gemeinden und Moscheen - das ist der falsche Weg und das falsche
Zeichen, denn diese Form der Schuldzuweisung spaltet die Gesellschaft. Darin
pflichten wir Aydan Özoðuz, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung,
bei.
Muslime sind darüber hinaus keine Verhandlungsmasse, die sich nach Belieben
hierhin oder dorthin zitieren lässt - die DITIB hätte sich statt Ansprache
über die Medien zumindest Gespräche im Vorfeld gewünscht.
Dies zeigt uns, dass die Initiative entweder zu kurz gedacht war oder
vordergründig um eine mediale und politische Effekthascherei bemüht, und
nicht etwa, wie behauptet, um die Bedürfnisse und Wünsche der Muslime.
Öffentlich wirksame Aktionen begrüßen wir, lehnen jedoch die Art und Weise,
wie dieser angekündigte Marsch organisiert wurde, ab. Diese Form ist eine
öffentliche Vereinnahmung und Instrumentalisierung.
Gleichwohl ist es uns ein wichtiges Anliegen, gemeinsame und starke Zeichen
gegen den Terrorismus zu setzen. In dieser Frage handeln wir allein im Sinne
der Muslime - alles andere wäre zu kurz oder egoistisch gedacht. Dass die
Wirkung solcher Aktionen nicht nachhaltig ist, zeigen die Reaktionen auf
bisherige Aktionen und Initiativen. So dauert es erfahrungsgemäß nicht
einmal Wochen, bis erneut Aufrufe an die Adresse der Muslime laut werden,
sich vom Terror zu distanzieren.
Wichtiger ist, dass die Gesellschaft von der kontinuierlichen und
unverzichtbaren Basisarbeit insbesondere der organisierten Muslime in
Deutschland erfährt, die dazu beitragen, dass wir in Deutschland ein
friedfertiges und versöhnliches, tolerantes Islamverständnis leben. Muslime
in Deutschland haben vor allem auch dank der DÝTÝB eine maßvolle und
friedliche Geschichte.
Betonen möchten wir dabei auch den Aspekt des Gemeinsamen, weil ein Zeichen
gegen den Terror zu setzen, ist eine Aufforderung an die gesamte
Gesellschaft, die darin sozusagen "Gesamtschuldner" ist. Hier pflichten wir
der Grünen-Spitzenkandidatin Frau Göring-Eckardt bei: "Das ist keine Frage,
die Muslime allein unter sich zu klären hätten" - denn wir tragen gemeinsam
Verantwortung! Dies war zu unserer Demonstration gegen Terror 2004 mit über
25.000 Teilnehmern genauso wichtig wie heute.
Als muslimische Religionsgemeinschaft werden wir in allen DITIB- Moscheen in
Deutschland zu diesem Freitagsgebet ein gemeinsames Bittgebet gegen den
Terror und für den Frieden halten und darüber hinaus in unsere
Freitagspredigt einfließen lassen.
Türkisch-Islamische Union
Kontakt:
Ayse Aydin // Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit // T: 0221-50
800 870 |