Der Vorsitzende des Verbands der Soldaten der Bundeswehr (VSB) bringt die Meinung der Soldatinnen und Soldaten auf den Punkt: „Eine generelle Verlängerung des Pensionseintrittsalter auf 62 Jahre geht an der Realität vorbei.“ Die Argumente von Oberstabsfeldwebel Günter Rudkowski sind vielsichtig, aber natürlich auch nicht unumstritten:
Die Medien im Internet haben die Inhalte des Strategieprogramm 2025 zur Umsetzung der Personalstrategie der Bundeswehr bereits für ihre Berichterstattung entdeckt und die Pläne des Verteidigungsministeriums erläutert, die sogenannte besondere Altersgrenze abzuschaffen und ein generelles Pensionsalter von 62 Jahren einzuführen.
Der Verband der Soldaten der Bundeswehr e.V. (VSB) kann diese Pläne nicht mittragen. „Die besondere Altersgrenze für Soldatinnen und Soldaten ist kein Privileg, sondern die zwingende Konsequenz für eine Armee im Einsatz. Jeden Tag dienen tausende Bundeswehrangehörige im Ausland ihrem Vaterland und seinen Bürgern – eine körperlich und geistig anstrengende und verantwortungsvolle Aufgabe“, begründet Oberstabsfeldwebel Günter Rudkowski, der Bundesvorsitzende des VSB, die Haltung der Interessenvertretung der Soldaten. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag seien Soldatinnen und Soldaten für das Wohl des deutschen Volkes auf hoher See, in Asien oder Afrika im Einsatz oder unterstützten unsere NATO-Partner im Baltikum. Dies geschehe bei Wind und Wetter sowie sehr oft unter drohender Lebensgefahr. „So etwas geht an niemanden spurlos vorbei“, sagt Rudkowski, der auf über 36 Jahre im Dienst der Bundesrepublik Deutschland zurückblicken kann. „Natürlich ist es für Nicht-Soldaten schwer nachzuvollziehen, dass wir früher wie der Durchschnitt der Bundesbürger in Pension gehen – aber dann müssen wir es Ihnen erklären. Und zwar zusammen mit der politischen Führung des Verteidigungsministeriums. Wenn die Bundesbürger verstehen, dass wir Soldaten haben, die ein Drittel ihrer Dienstzeit weit entfernt von ihrem Heimathafen, entfernt von ihren Familien, auf Schiffen oder Booten verbracht haben, können sie unsere Haltung besser nachvollziehen.“
Rudkowski sieht in den Plänen des Verteidigungsmininsteriums auch den Versuch, rasch nicht besetzte Dienstposten in der Bundeswehr zu befüllen. Diesen Plan hält der Vorsitzende des VSB für zu kurz gedacht: „Das ist ein personaltechnischer Taschenspielertrick und nicht im Sinn einer effektiven Auftragserfüllung. Wir brauchen in der Bundeswehr geistig und körperlich belastbare Soldaten. Außerdem war die besondere Altersgrenze immer ein Anreiz, um zur Bundeswehr zu gehen.“
Mit den aktuellen Plänen müssten alle Soldaten länger bleiben - ohne ein angepasstes Personalentwicklungskonzept, welches auch das Bestandspersonal berücksichtigt - wirkt sich dies überaus negativ auf die Beförderungsmöglichkeiten aus. Rudkowski weiß: „Wo keine älteren Kameraden nach Hausen gehen, können keine jüngeren Soldaten auf attraktive Dienstposten wechseln. Das konterkariert die viel gepriesene neue Attraktivität der Streitkräfte.“
Der Verband der Soldaten der Bundeswehr wolle flexible und realitätsnahe Maßnahmen, keine Personalpolitik mit der Brechstange. „Kameradinnen und Kameraden, die sich körperlich und geistig fit füllen, können gerne länger bleiben“, so der Bundesvorsitzende. Ein Plan nach dem Motto besser Krücke wie Lücke stehe im krassen Gegensatz zum Motto des VSB „Miteinander-Füreinander“ und sei daher mit der Interessenvertretung der Soldatinnen und Soldaten nicht zu machen.
|