Eigentlich ist Halle an der Saale wirklich ein schönes Fleckchen. Klar, es gibt Unerfreuliches: Die Menschen kehren der Stadt zu Tausenden den Rücken, und außerdem steht man ein bisschen im Schatten der großen, strahlenden Schwester Leipzig. Dennoch ist die viertgrößte Stadt im Osten durchaus eine Reise wert: die vom Krieg fast verschonte Altstadt, die Moritzburg, das grüne Saale-Ufer. Außerdem schmückt sich Halle gern mit dem selbst geschaffenen Titel der "Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts".
Doch Halle hat ein Imageproblem. Und was für eines. Bei Umfragen nach der deutschen Stadt mit der größten Lebenszufriedenheit landet Halle regelmäßig weit abgeschlagen am unteren Ende der Statistik. Unlängst sorgte es an der Saale schon für großes Aufsehen, dass man den letzten Platz diesmal an das benachbarte Dessau abgeben konnte.
Halle an der Saale hat graue Abbruchhäuser, vernagelte Geschäfte, triste Neubaublöcke - und eine humorlose Verwaltung. Sie ließ eine Satire-Webseite, die sich über die Stadt lustig machte, aus dem Netz werfen. Eine Woche später ist die Seite wieder da und die Stadtverwaltung blamiert.
Und Halle - genauer gesagt die Stadtverwaltung - hat noch ein Problem: Die "Vröhlichen Vagabunde Von Halle" (VVVH). Das sind ein paar Hallenser, die eine Satire-Webseite betreiben, die es in sich hat: "Hölle an der Saale". Dort zeigt sich Halle - anders als auf der offiziellen Stadtwebseite - nicht eben von seiner Schokoladenseite. Graue, mit Graffiti beschmierte Altbauten, leer stehende Neubaublöcke, verrammelte Geschäfte und verfallene Industriebrachen gibt es hier zu sehen.
Countdown für Halles Untergang
Und der Countdown, der auf hoelle-saale.de gezählt wird, dürfte ebenfalls eher negatives Stadtmarketing bedeuten. Er zählt die Tage bis zum Untergang Halles. Geht der Bevölkerungsschwund in der einstigen Chemiemetropole nämlich weiter wie bisher, dauert es noch gut 23.500 Tage, also bis zum Jahr 2068, bis Halle von der Landkarte verschwunden sein wird.
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