Gütersloh/Bielefeld - Mit so wenig Anteilnahme am Schicksal ihrer im Irak verfolgten christlichen Mitmenschen hatte wohl keiner der rund 400 assyrischen Demonstranten am Freitagnachmittag auf dem Berliner Platz gerechnet.
Mit Kerzen, Flugblättern, Transparenten, und der assyrischen Flagge, riefen die Assyrer zu mehr Toleranz für die Christen im Irak auf. Mit einer Mahnwache für die Todesopfer der christlichen Minderheit erinnerten sie damit an die traurigen Ereignisse der Massenvernichtungen von 1915, als durch das Osmanische Reich ca. 800.000 und 1933 durch die irakische Regierung Zehntausende von christlichen Assyrern getötet wurden. Bis heute wird, trotz herrschender Demokratie, immer noch das grausame Massaker von Simele im August 1933 verleugnet. Leider ist es auch eine traurige Tatsache, dass seit dem Jahre 2003 die Massaker in ihrer ehemaligen Heimat verstärkt zunehmen und kein Ende der Gewalttaten in Sicht ist.
So entzündeten Kinder und Erwachsene gemeinsam im Gedenken an alle Opfer der Genozide und Vertreibungen ein kunstvoll auf dem Platz errichtetes Kreuz aus Kerzen, das leider aufgrund von Nieselregen und starken Windböen nicht richtig zur Geltung kam.
Trotzdem fehlten gemeinsame Lieder und eine Kinderfolklore-Gruppe nicht, um auf die Defizite in den Menschenrechten aufmerksam zu machen, die sich seit der Verabschiedung des neuen Gesetzes für die Provinzwahlen am 24. September 2008 durch das irakische Parlament für die assyrische Minderheit mehr und mehr verschlechtern.
In der am gleichen Tag abgehaltenen Westfälischen Synode in Bielefeld hatte bereits der Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, Julius Hanna Aydin, die Schwesterkirchen und die deutsche Regierung um Hilfe für die verfolgten assyrischen Christen im Irak gebeten. In seiner Rede machte auch er aufmerksam auf die seitens radikaler islamischer Gruppierungen ausgeübten Einschüchterungen und Drohungen, sowie die zahlreichen Morde an irakischen Christen.
Pfarrer Sabri Aydin als auch Dekan Ibrahim Gok von der syrisch-orthodoxen Kirche St. Stephanus in Gütersloh, nahmen zusammen mit Pfarrer Shamun Demir aus Delbrück nach der Synode ebenfalls an der Mahnwache teil, bei der auch ein Vertreter der griechischen Gemeinde erschienen war.
Im späteren Verlauf besuchten dann auch zwei CDU- und ein SPD-Vertreter die Veranstaltung. Sie bedauerten das geringe Interesse seitens der einheimischen Bevölkerung und drückten den Assyrern ihre Loyalität aus. Angedacht ist demnächst ein politisches Treffen zur Erörterung der schwierigen Situation der assyrischen Christen im Irak.
Es bleibt zu hoffen, dass den irakischen Flüchtlingen nun endlich auch seitens der Politik ein Weg offen steht, in unserem Land aufgenommen zu werden, solange ihre Heimat ihnen keinen Schutz gewährt - denn Absichtserklärungen allein helfen nicht, Menschenleben zu retten und zu schützen.
Von Marianne Brückl
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