Waren im Stadtwald Montabaur in der Zeit des kalten Krieges Munition und Waffen in Nato-Bunkern gelagert, so wird dort am Sonntag, dem 5.September, 15 Uhr, nun Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ passend zur neuen internationalen Kunstausstellung „Optical Shift 2010. Illusion und Täuschung“ im b-05 Kunst- und Kulturzentrum bei freiem Eintritt erklingen.
Die 24 Präludien und Fugen sind von Bach ausdrücklich als eine Realisation der temperierten Stimmung konzipiert, einer Neuerung seiner Zeit, die es ermöglichte, ohne neuerliches Stimmen in allen Tonarten auf einem Tasteninstrument zu musizieren.
Synthesizer wiederum gestatten die Produktion einer unermesslichen Zahl von Instrumentalklangfarben, sodass nunmehr nicht nur alle Tonarten, sondern auch viele Klangfarben auf einem Tasteninstrument erklingen können, Illusion und Täuschung!
So ist es auch im Sinne Bachs denkbar, sein Wohltemperiertes Klavier nicht nur mit dem Kompromiss der temperierten Stimmung, sondern auch mit elektro-akustischer Tonerzeugung aufzuführen.
Live von Arnd Dolge am Tasteninstrument gespielt, sind von ihm 48 verschiedene an Vokal- und Instrumentalklänge angelehnte Tonfarben gewählt und geben jedem Präludien und jeder Fuge eine eigene Klangcharakteristik. Neben historischen Klangbildern von Cembalo, Orgel, Spinett sind die von Zupfinstrumenten, Blasinstrumenten und Singstimmen zu hören. Selbst außereuropäische Instrumente wie Koto, das Shamisen, die Shakuhachi aus Japan, Kalimba aus Afrika, die indische Sitar und Shanai, aber auch unsere volkstümlichen Instrumente Bandoneon, Mundharmonika, Akkordion und sogar Elektrische Gitarren eignen sich, Bachs Präludien und Fugen in ihrem Stimmungsgehalt zu interpretieren.
Arnd Dolge ist von Haus aus Pianist und studierte in Leipzig und Berlin. Er war lehrend an Musikhochschulen in Tokio, Osaka, Bremen und an der ehemaligen pädagogischen Hochschule in Koblenz tätig. Er konzertierte erfolgreich in Japan, der Schweiz, Frankreich und Deutschland. Bis 1997 leitete er auch die Kreismusikschule Westerwald und bemühte sich um eine stärkere Verbreitung und Akzeptanz klassischer Musik in diesem ländlichen Raum.
Als Dirigent gründete er das Respighi-Ensemble und führte in über einem Jahrzehnt mit diesem Solistenensemble viele bedeutende Werke für Streichorchester auf.
Seit1993 widmet er sich der Komposition elektronischer Kunstmusik. Auf seiner Webseite (www.electronicartmusic.de) stehen der Öffentlichkeit ein beträchtlicher Teil seiner Kompositionen zur Verfügung. Dolge ist aktives Mitglied des Zentrums für elektronische Musik Freiburg/Breisgau. (www.zem.de) |