Wenn man im Internet den Begriff Zeitschriften mit der größten Auflage eingibt, bekommt man unweigerlich den Hinweis auf die Zeitschriften der Zeugen Jehovas. Die weltweit höchste Auflage hat die Zeitschrift „Der Wachtturm“ und die zweithöchste die Zeitschrift „Erwachet!“
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Wie kam es zur Herausgabe dieser besonderen Publikationen?
Zunächst gab Charles Taze Russell, der nach der biblischen Wahrheit suchte, mit Nelson H. Barbour bis zum Jahre 1878 die Zeitschrift „Herald of the Morning“ heraus. Allerdings kam es zwischen den beiden Herausgebern zum Bruch, als Barbour in einem Artikel den Wert des Loskaufsopfers Christi leugnete. Barbour schrieb in einem Artikel der Tod Jesu hätte genauso wenig Sinn als wenn man eine Fliege mit einer Stecknadel durchstechen und ihr dadurch Schmerzen zufügen würde.
Im Frühjahr 1879 zog sich Russell von Barbour zurück, indem er in einem Brief vom 3. Mai 1879 folgendes an ihn schrieb: „Wir sind zu unterschiedlichen Ansichten gelangt über die Lehre aus dem Wort unseres Vaters (in bezug auf den Wert des Loskaufsopfers Christi), und obwohl ich Dir zubillige, daß Du Deine Ansichten mit aller Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit vertrittst – was ich für meine gegenteiligen Ansichten auch beanspruche -, muß ich mich doch von meinem eigenen Verständnis des Wortes unseres Vaters leiten lassen und denke demzufolge, daß Du im Irrtum bist….Die Abweichungen erscheinen mir so gravierend, daß die enge Verbundenheit und Harmonie, wie sie zwischen Herausgebern und Redakteuren eines Blatts oder einer Zeitschrift bestehen sollte, zwischen Dir und mir nicht mehr existiert, und deshalb bin ich der Meinung, daß wir unsere Verbindung abbrechen sollten.“
Am 22. Mai 1879 schrieb Russell dann: „Ich überlasse Dir den ‚Herald‘ nun. Ich ziehe mich ganz und gar von der Zeitschrift zurück und verlange nichts von Dir…Gib die Trennung bitte in der nächsten Nr. des ‚Herald‘ bekannt, und streiche meinen Namen.“ Beginnend mit der Ausgabe vom Juni 1879 wurde Russell nicht mehr als Mitherausgeber des ‚Herald‘ aufgeführt.
Barbour gab den ‚Herald‘ bis 1903 weiter heraus. Wie aus noch vorhandenen Verzeichnissen von Bibliotheken hervorgeht, wurde sein Erscheinen dann eingestellt. Wenige Jahre später – 1906 – starb Barbour.
Als Folge gab Russell im Juli 1879 die Zeitschrift „Zions Watch Tower and Herald of Christ’s Presence (Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi) heraus.
Die erste Ausgabe startete mit einer Auflage von 6.000 Exemplaren. Bis zum Jahre 1914 war diese auf 50.000 je Ausgabe gestiegen. C.T. Russell hielt durch den „Wacht-Turm“ und andere Veröffentlichungen biblische Wahrheiten hoch und widerlegte falsche religiöse Lehren und menschliche Philosophien, die im Widerspruch zur Bibel waren. Die erste deutsche Ausgabe des „Wacht-Turms“ erschien im Jahr 1897. Um deutlicher auf das Ziel der Zeitschrift hinzuweisen wurde der Titel zum 1. Januar 1909 auf „Der Wacht – Turm und Verkünder der Gegenwart Christi“ abgeändert. Vom 1. Januar 1939 an nannte man die Zeitschrift „Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich“, wodurch die Aufmerksamkeit auf Jehova, den universellen Souverän gelenkt wurde, der seinem Sohn Jesus Christus Herrschaftsgewalt gegeben hat.
Anfangs erschien der „Wacht-Turm“ als achtseitige Monatsschrift. 1891 wurde er auf 16 Seiten erweitert, und von 1892 an kam er halbmonatlich heraus. 1950 erhielt er in verschiedenen Sprachen ein neues Format mit 32 Seiten.
Im Jahr 1916 wurde er in 7 Sprachen gedruckt: Dänisch-Norwegisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Polnisch und Schwedisch. Aber im Jahre 1993 erschien er jeweils in 112 Sprachen. Auch die Auflage kletterte in die Höhe. Anfang 1993 wurden pro Ausgabe in allen Sprachen insgesamt 16.400.000 Exemplare gedruckt.
Am 1. Oktober 1919 gesellte sich die Zeitschrift „The Golden Age“ (Das Goldene Zeitalter) hinzu. Die Zeitschrift brachte Berichte über zahlreiche Wissensgebiete. Sie führte den Lesern vor Augen, was in der Welt vor sich ging, und zeigte, daß die wirkliche Lösung für die Probleme der Menschheit die Milleniumsherrschaft Christi ist, mit der tatsächlich ein „goldenes Zeitalter“ für die Menschheit anbrechen wird. Die Gestaltung der Titelseite wurde mehrmals verändert, doch die Botschaft blieb dieselbe. Das „Goldene Zeitalter“ war für die Verbreitung in der Öffentlichkeit bestimmt und jahrelang hatte es eine weit höhere Auflage als „Der Wacht-Turm“.
Beginnend mit der Ausgabe vom 6. Oktober 1937 wurde der Titel auf „Trost“ abgeändert. Das war sehr passend, weil viele unter bedrückenden Verhältnissen lebten und die Welt während des Zweiten Weltkriegs aus den Fugen geriet. Der Trost, den die Zeitschrift spendete, war jedoch von einer Art, wie sie nur bei denen Anklang findet, die echte Liebe zur biblischen Wahrheit haben.
Ab der Ausgabe vom 22. August 1946 wählte man den Titel „Erwachet!“. Es wurde Wert darauf gelegt, Menschen die Bedeutung der Weltereignisse ins Bewußsein zu rücken. Der Inhalt der Zeitschrift stützte sich auf Informationen aus den üblichen Nachrichtenquellen, aber man hatte eigene Korrespondenten in verschiedenen Ländern. Die ausgeglichenen, praktischen und tiefgründigen Artikel in „Erwachet!“, die eine Vielfalt von Themen behandeln, ermuntern die Leser, der wichtigsten Botschaft dieser Zeitschrift Beachtung zu schenken, nämlich, daß sich durch die Weltereignisse biblische Prophezeiungen erfüllen, die beweisen, daß wir in den letzten Tagen leben und daß Gottes Königreich bald allen, die seinen Willen kennenlernen und tun, ewige Segnungen bringen wird. Von „Erwachet!“ wurden Anfang 1993 pro Ausgabe 13.240.000 Exemplare in 67 Sprachen gedruckt.
Die aktuelle Ausgabe von „Erwachet!“ beträgt 68.097.000 Exemplare in 214 Sprachen, die Auflage der aktuellen Ausgabe des „Wachtturm“ 74.210.000 in 418 Sprachen. Seit dem 1. Januar 2008 gibt es auch eine Studienausgabe des Wachtturms. Sie dient als Grundlage für die Bibel-Besprechung von speziellen Themen im Wachtturm-Studium, das wöchentlich in den Versammlungen der Zeugen Jehovas stattfindet. Erwähnenswert wäre auch noch, daß „Der Wachtturm“ selbst in der Verfolgungszeit unter dem Nazi-Regime regelmäßig erschien. Manchmal sogar in geheimen Druckereien inmitten eines Konzentrationslagers.
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