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Jehovas Zeugen – die grössten Kongressveranstalter der Welt
05.06.2022 07:08:32

Schon recht früh in ihrer neuzeitlichen Geschichte erkannten Jehovas Zeugen, damals noch als Bibelforscher bekannt, den Wert des Zusammenkommens. Dieses hatte zwei Gründe, nämlich den Glauben des einzelnen an Gottes Wort, die Bibel zu stärken. Auch sollte der Kontakt zu der immer größer werdenden Schar der Mitgläubigen untereinander gestärkt werden.

So ermunterte Charles Taze Russell, Präsident der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung alle Leser des Wacht-Turms auf, soweit es ihnen möglich wäre, in kleinen oder grossen Gruppen zusammenzukommen. Das Hauptbüro sandte auch reisende Beauftragte aus, um die verschiedenen Gruppen kennenzulernen und im Glauben aufzubauen.

In Abständen fanden auch an vielen Orten Hauptversammlungen statt, die von Bibelforschern aus nah und fern besucht wurden. C.T. Russell hielt bei diesen Anlässen oft Ansprachen. Ein Zeitzeuge erinnert sich: „Auf der Bühne vor dem Publikum trug er stets einen langen schwarzen Gehrock und eine weiße Krawatte. Seine Stimme war nicht laut, und er benutzte nie eine Lautsprecheranlage, weil dergleichen damals noch nicht erfunden war; doch irgendwie drang seine Stimme immer bis zur fernsten Ecke des Saals. Er konnte die Aufmerksamkeit einer großen Zuhörerschaft nicht nur eine Stunde lang fesseln, sondern manchmal zwei oder drei Stunden. Vor einer Ansprache verbeugte er sich jeweils leicht vor dem Publikum. Beim Sprechen stand er nicht steif da wie eine Statue, sondern war ständig in Bewegung; er gestikulierte mit den Armen und ging von einer Seite zur andern oder vor und zurück. Ich sah ihn kein einziges Mal mit einem Manuskript oder Notizen in den Händen – nur mit der Bibel, die er sehr oft gebrauchte. Seine Worte kamen von Herzen, und er redete sehr überzeugend. Damals befand sich auf der Bühne nichts weiter als ein Tischchen mit der Bibel, einem Wasserkrug und einem Glas, aus dem er gelegentlich einen Schluck Wasser nahm.“
Seit dieser Zeit wurden von den Bibelforschern weltweit Kongresse veranstaltet. Anfangs besuchten diese nur recht wenige, da die Zahl der Bibelforscher noch nicht allzu groß war. Das sollte sich aber drastisch ändern, denn später besuchten sogar Hunderttausende diese geistigen Festmähler.

Der größte Kongress aller Zeiten fand im Jahr 1958 in New York statt, der in zwei überfüllten Stadien, dem Yankee-Stadion und den Polo Grounds gegenüber statt-fand. 253.922 Anwesende hörten den öffentlichen Vortrag des damaligen Präsiden-ten der Watchtower Society, Nathan H. Knorr mit dem Thema: „Gottes Königreich herrscht – ist das Ende der Welt nahe?“.
Besonders das Yankee-Stadion in New York war ein Ort, an dem epochemachende Kongresse der Zeugen Jehovas stattfanden. Vom 30. Juli bis 6. August 1950 waren Delegierte aus 67 Ländern anwesend. Bis zum Sonntag stieg die Besucherzahl auf 123.707 bei dem öffentlichen Vortrag an. Er hatte das Thema: „Kannst du ewig in Glück und Frieden auf Erden leben?“. Ein weiterer Kongress fand im Jahre 1953 im New Yorker Yankee-Stadion statt. Diesmal betrug die Besucherhöchstzahl 165.829. Das Programm begann etwa um 9.30 Uhr und endete meistens erst um 21 oder 21.30 Uhr.

Historische Kongresse fanden im Jahr 1919 und 1922 in Cedar Point, Ohio statt. Im Jahr 1919 rechnete man mit 2.500 Besuchern, doch der Kongress überstieg alle Erwartungen. Bereits am zweiten Tag war der Vortragssaal überfüllt. Der Platz reichte nicht aus, sodaß man weitere Säle benutzen wollte. Auch diese boten nicht ausreichend Platz, sodaß der Kongress in einen Wald verlegt wurde. Hier hatten schließlich um die 6.000 Kongressbesucher ausreichend Platz. Bei diesem Anlaß wurde auch eine neue Zeitschrift angekündigt mit dem Titel „Das Goldene Zeitalter“. Der Name der Zeitschrift wurde später in „Trost“ umbenannte und ist heute unter dem Namen „Erwachet!“ bekannt.

Drei Jahre später im Jahr 1922 versammelten sich in Cedar Point, Ohio durchschnittlich 10.000 Personen jeden Tag, deren Zahl sich zum Höhepunkt des Kongresses fast verdoppelte. Joseph Franklin Rutherford, damaliger Präsident der Watch Tower Society hielt auf diesem Kongress bahnbrechende Vorträge, die das Werk der Bibelforscher sehr beeinflussen sollte. So ermunterte er die Zuhörerschaft in seinem Vortrag „Das Königreich“: „ Seid treue und glaubensstarke Zeugen für den Herrn! Geht vorwärts in dem Kampfe, bis jede Spur Babylons wüst und öde gemacht gemacht ist! Die Welt muss wissen, daß Jehova Gott ist und daß Jesus Christus König der Könige und Herr der Herren ist! Dies ist der Tag aller Tage. Seht, der König regiert! Ihr seid seine öffentlichen Verkündiger. Deshalb verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich.“ Die Zuhörerschaft war begeistert und klatschte stürmisch. Ein Delegierter, der auch im Kongressorchester mitspielte schwenkte seine Geige über dem Kopf hin und her und rief mit seinem starken deutschen Akzent: „Ach ja! Und nau wi du ist, no“. Seit dieser Zeit wurde das internationale Predigtwerk beschleunigt und hat sich immer weiter bis an die Enden der Erde ausgedehnt.

Ein weiterer historischer Kongress fand 1931 in Columbus, Ohio statt. Am Sonntag, den 26. Juli nahmen die Bibelforscher einen neuen Namen an: „Jehovas Zeugen“. Durch die Annahme dieses Namens wurden die Tausende von Anwesenden mit noch größerem Eifer erfüllt, während sie den Namen Gottes, Jehova und sein Königreich weltweit verkündigten.

Auch in Deutschland fanden regelmäßig große Kongresse statt, die oft in mehreren Städten veranstaltet wurden. 1946 wurde der erste Nachkriegskongress in Nürnberg durchgeführt, zu dem 9.000 Personen kamen. Erich Frost hielt die bedeutende Ansprache „Christen im Feuerofen“. In dieser nahm er Bezug auf die vielen Insassen der Konzentrationslager in den Reihen der Zeugen Jehovas. Er selbst war neun Jahre lang im Konzentrationslager eingesperrt gewesen.

Im Jahr 1951 wurde zu einem Kongress in Frankfurt am Main eingeladen. 47.432 Besucher aus 24 Ländern nahmen die Einladung gerne an.1955 gab es wieder einen Kongress auf der Zeppelinwiese in Nürnberg. 107.423 verfolgten aufmerksam die Vorträge. Die Veranstaltung wurde von Delegierten aus aller Welt besucht. Die europäische Ausgabe der Zeitung „The Stars and Stripes“ schrieb über den Zustrom von Zeugen Jehovas: „Wahrscheinlich ist dies der größte Massendurchzug von Amerikanern durch Europa seit der Invasion der Allierten während des Zweiten Weltkrieges.“
1963 war der Schauplatz des internationalen Kongresses die Münchner Theresienwiese. Er fand vom 21. bis 28. Juli statt und stand unter dem Motto: „Eine ewige gute Botschaft“. 107.164 Personen hörten den Vortrag von N.H. Knorr am Sonntag mit dem Thema: „Wenn Gott König ist über die ganze Erde“.

Der größte Kongress in Deutschland an einem Ort fand 1969 wieder auf der Zeppelinwiese in Nürnberg statt. 150.645 Besucher hörten den Vortrag von N.H. Knorr „Tausend Jahre Frieden nahen“. Ein Kongressbesucher erinnert sich: „Als der Präsident den öffentlichen Vortrag hielt erwähnte er auch den Bibeltext aus Matthäus 5:45. Dort heißt es: „So beweist ihr, dass ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid, denn er lässt seine Sonne über schlechten und guten Menschen aufgehen und er lässt es auf Gerechte und Ungerechte regnen“. Er hatte den Text kaum beendet als ein großer Platzregen auf die Zuhörer niederprasselte. Aber keiner der Anwesenden verließ den Ort und konzentrierte sich weiter auf den Vortrag. Zum Glück hörte der Regen aber auch schnell wieder auf!“.

Jehovas Zeugen haben in aller Welt Hunderte Kongresssäle gebaut, in denen sie sich mindestens zwei Mal im Jahr zu Kongressen versammeln. Diese finden fast an jedem Wochenende statt und werden von Hunderten Delegierten besucht. Allein in Deutschland gibt es 8 davon, nämlich in München, Reutlingen, Bingen, Gelsenkirchen, Möllbergen,Trappenkamp, Velten und Glauchau. Da jedes Jahr weltweit Tausende Kongresse stattfinden kann man ohne zu übertreiben sagen, dass Jehovas Zeugen die grössten Kongressveranstalter der Welt sind.

veröffentlicht von Schalies Hans-Joachim


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