„Der Wachtturm“ der Zeugen Jehovas wird 140 Jahre alt
Region – Es geht um die Zeitschrift der Zeugen Jehovas, die als „Der Wachtturm“ bekannt ist. Sein genauer Titel lautet aber: „Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich“. Wie kam es eigentlich zur Herausgabe dieser Publikation?
Zunächst beteiligte sich Charles Taze Russell, der von den großen Kirchen enttäuscht war, an der Herausgabe der Zeitschrift „Herald of the Morning“ von Nelson H. Barbour aus Rochester (New York). Dieser hatte im wesentlichen die gleiche Überzeugung von biblischen Lehren, besonders was die unsichtbare Gegenwart Christi betraf. Eine Zeitlang – bis 1878 – ging alles gut. Schließlich kam es zum Bruch. In der Ausgabe vom August 1878 erschien ein Artikel von Barbour, in dem er den Loskaufswert des Opfers Christi leugnete. Er behauptete tatsächlich, der Tod Jesu hätte den gleichen Wert, als wenn man eine Fliege mit einer Nadel durchstechen und ihr damit Schmerzen zufügen würde.
Das war für Russell zuviel. Er schrieb einen Brief an Barbour vom 3. Mai 1879 in dem er die Gründe seines Rückzugs aus der gemeinsamen Zeitschrift erklärte: „Wir sind zu unterschiedlichen Ansichten gelangt über die Lehre aus dem Wort unseres Vaters (in bezug auf den Wert des Loskaufsopfers Christi), und obwohl ich Dir zubillige, daß Du Deine Ansichten mit aller Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit vertrittst, muß ich mich doch von meinem eigenen Verständnis des Wortes unseres Vaters leiten lassen und denke ich demzufolge, daß Du im Irrtum bist...Die Abweichungen erscheinen mir so gravierend, daß die enge Verbundenheit und Harmonie, wie sie zwischen Herausgebern und Redakteuren eines Blatts oder einer Zeitschrift bestehen sollte, zwischen Dir und mir nicht mehr existiert, und deshalb bin ich der Meinung, daß wir unsere Verbindung abbrechen sollten.“
Im Juli 1879 beschloß Russell eine neue Zeitschrift unter dem Namen „Zion's Watch Tower and Herald of Christ's Presence“ herauszugeben. Von der ersten Ausgabe wurden 6.000 Exemplare in Englisch gedruckt. Die Zeitschrift war so erfolgreich, daß die Auflage im Jahre 1914 auf 50.000 Exemplare gestiegen war. Bereits in der zweiten Ausgabe brachte er das Vertrauen zum Ausdruck: „Die Zeitschrift 'Zions Wachtturm' wird, wie wir glauben, von JEHOVA unterstützt und braucht deshalb nie bei Menschen um Unterstützung zu bitten oder zu betteln. Wenn er, der sagt: 'All das Gold und Silber der Berge ist mein', nicht mehr die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, nehmen wir an, daß es Zeit ist, ihr Erscheinen einzustellen.“
Schließlich erschien „Der Wachtturm“ auch in deutscher Sprache. Seit seinem Erscheinen fiel keine einzige Ausgabe aus, selbst unter der erbitternden Verfolgung unter dem Nazi-Regime Adolf Hitlers. In den Konzentrationslagern wurde die Zeitschrift sogar im Geheimen vervielfältigt. Heute ist „Der Wachtturm“ die auflagenstärkste Zeitschrift der Welt. Es gibt sogar Länder in denen „Der Wachtturm“ als einzige Zeitschrift erscheint.
Ihre aktuelle Auflage beträgt 83.449.000 Exemplare und wird in 353 Sprachen übersetzt.
Die Zeitschrift „Erwachet!“ erscheint im 100. Jahrgang und hat eine produzierte Auflage von 64.282.000 Exemplaren und ist in 211 Sprachen erhältlich. Sie erschien zum ersten Mal im September 1919 unter dem Namen „Das Goldene Zeitalter“. Später wurde der Name auf „Trost“ umbenannt, bevor sie unter dem heutigen Namen „Erwachet!“ erschien. Fast jede neue Ausgabe der Zeitschriften erscheint wieder in mehr Sprachen. Darunter sind auch sogenannte exotische Sprachen, die nur von Minderheiten gesprochen werden.
Auch in der Region wird die Zeitschrift "Der Wachtturm" sowie die Schwesterzeitschrift „Erwachet!“ gerne gelesen und das durchaus auch außerhalb der Reihen der Zeugen Jehovas. Einige sammeln diese und bewahren sie sogar zu Nachschlagezwecken auf. Unter den Lesern befinden sich auch Geistliche, die sogar aus den Publikationen der Zeugen Jehovas ihre Predigten in der Kirche vorbereiten.
Hans-Joachim Schalies, ein begeisterter Leser aus Büdingen, sagt dazu: „Ich lese die Zeitschriften schon von meiner frühesten Kindheit an. Ich bin immer wieder begeistert, welche Themen der Bibel darin behandelt werden. Ein Universitätsprofessor sagte zum Beispiel über die Zeitschrift „Erwachet!“, wenn man die Zeitschrift „Erwachet!“ 20 Jahre lang lesen würde, käme das einem Universitätsstudium gleich. Man erhält nützliche Empfehlungen, um mit den Problemen des täglichen Lebens fertig zu werden. Sie fördern das Vertrauen in den Schöpfer, der versprochen hat, den Untergang der Erde durch die Klimakatastrophe aufzuhalten. Er verspricht im Bibelbuch Offenbarung, Kapitel 11, Vers 18, zitiert nach dem Neuen Testament von Albert Kammermayer: „Die Völker haben sich im Zorn von dir abgewandt. Darum trifft sie jetzt dein Zorn...Aber ohne Ausnahme wirst du alle vernichten, die unsere Erde ins Verderben gestürzt haben.“
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