Büdingen - Wenn Hannelore Schalies mit Freunden durch die Büdinger Innenstadt geht, wundern sie sich stets. Warum? Überdurchschnittlich viele Passanten grüßen, manche bleiben stehen, um ein kurzes oder auch längeres Gespräch zu beginnen. Selbst völlig fremde Personen fragen dann: „Darf ich Sie mal etwas fragen? Sind Sie eine Zeugin Jehovas?“. Die Antwort lautet dann immer: „Ja, aber woher wissen Sie das?“ „Das sieht man halt. Sie sind so anders“. Auch im Krankenhaus und im Alten- und Pflegeheim ist sie dafür bekannt, dass sie Patienten und Senioren mit der biblischen Botschaft bekannt macht.
Schon im Schulkinderalter musste sich Hannelore Schalies schon für ihren Glauben durchsetzen. Im dörflichen Leben von Rinderbügen war es in den 1950er und 1960er Jahren nicht so leicht, seinen Glauben als Zeugin Jehovas zu bekennen. So machte der damalige Klassenlehrer ihr das Leben besonders schwer, weil er eine gegnerische Position gegenüber Zeugen Jehovas entwickelt hatte. Das führte sogar dazu, dass sie schlechte Noten bekam, nur weil sie religiöse Feiertage nicht mitmachte. Von Religionsfreiheit hatte der Klassenlehrer wohl noch nichts gehört. Erst als ein Onkel, der Lehrer in der damaligen DDR war, mit einer Beschwerde beim Schulrat drohte, besserte sich die Lage etwas.
Hannelore wohnte mit ihren Eltern zwei Häuser von der evangelischen Kirche entfernt in der Kirchgasse. Ihre Mutter hatte sich nach einem intensiven Bibelstudium entschlossen, aus der Kirche auszutreten. Sie hatte schnell festgestellt, dass die meisten Kirchenlehren nicht an der Bibel orientiert waren und viele auch auf menschlichen Traditionen gründeten. Damals war es noch üblich, die Namen derjenigen öffentlich in der Kirche vorzulesen, die der Kirche den Rücken gekehrt hatten. Die Folge waren Anfeindungen jeglicher Art.
Aber Hannelore und ihre Mutter ließen sich nicht einschüchtern und blieben ihrem neugewonnenen Glauben treu. Sie ließ sich am Freitag, den 16. Juli 1965 auf einem internationalen Kongress der Zeugen Jehovas im schweizerischen Basel taufen. Bis heute ist sie in ihrer Religionsgemeinschaft sehr aktiv. Seit dem 1. September 1993 setzt sie für ihre Missionstätigkeit besonders viel Zeit als Vollzeitpredigerin (Inlandsmissionarin) ein. Am 1. September 2018 kann sie ihr 25-Jähriges Jubiläum feiern. Das hat auch dazu geführt, dass besonders viele Leute in ihrem Predigtdienst sagen: „Sie kenne ich doch?“.
Ihr Resümee nach über 53-jähriger Tätigkeit als getaufte Zeugin Jehovas und nach einem 25-jährigen Einsatz als Inlandsmissionarin lautet: „Die chaotischen Weltverhältnisse zeigen, dass wir eine Regierung benötigen, die die großen Probleme der Menschheit lösen kann. Da es aber keine menschliche Regierung gibt, die dazu auch nur annähernd in der Lage ist, benötigen wir Gottes Königreich, um das wir ja auch im Vaterunser beten. Nur Gottes himmlische Königreichsregierung unter dem König Jesus Christus, hat den Willen, die Macht und die Mittel, diesem chaotischen Weltsystem ein Ende zu setzen. Ich freue mich auf die Erfüllung der biblischen Prophezeiungen, in der Jehova das Paradies auf der Erde wiederherstellen und Menschen ohne Krankheiten ewig leben werden. Diese Botschaft der Bibel hat mein Leben verändert und ich möchte diese gerne an meine Mitmenschen weitergeben.“
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