Am 14. September 2022 werden in Büdingen ab 15.30 Uhr insgesamt 13 Stolpersteine verlegt. 12 davon erinnern an jüdische Bürger aus Büdingen, die in verschiedenen Konzentrationslagern ermordet wurde. Der 13. Stolperstein soll das Gedenken an den Zeugen Jehovas Ernst Schwalm wachhalten. Dieser wird vor dem Haus Am Schloßplatz 4 verlegt, wo Schwalm als Heilpraktiker tätig war. Dadurch war er vielen Bürgern aus Büdingen und Umgebung gut bekannt. Schwalm war wegen seines Glaubens als Zeuge Jehovas in sieben Konzentrationslagern inhaftiert, nämlich in Buchenwald, Majdanek, Lublin, Auschwitz, Mauthausen, Melk und Ebensee. Dadurch teilte er das Schicksal von ungefähr 13.000 Zeugen Jehovas, damals noch als Bibelforscher bekannt, die ebenfalls Haftstrafen in Gefängnissen und Konzentrationslagern des Hitler-Regimes antreten mußten. Die Inschrift des Stolpersteins lautet:
„Hier arbeitete
Ernst Schwalm
Zeuge Jehovas
Jg. 1900
Verhaftet 1938
In mehreren KZ
Zuletzt 1945
Arbeitskommando Melk
Arbeitslager Ebensee
Befreit“
Dies ist der erste Stolperstein der in Büdingen für einen Zeugen Jehovas verlegt wird.
Interessant hierbei ist eine Beurteilung von Martin Niemöller, des späteren Präsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Martin Niemöller wohnte einige Zeit im Büdinger Schloß, also nur einen Steinwurf von der Praxis von Ernst Schwalm entfernt. In seinem Buch „Ach Gott im Himmel sieh darein“ schreibt er über die Glaubensfestigkeit der Bibelforscher (heute Jehovas Zeugen): “Und zumal wir Christen von heute stehen beschämt da vor einer sogenannten Sekte wie der der ernsten Bibelforscher, die zu Hunderten und Tausenden ins Konzentrationslager und in den Tod gegangen sind, weil sie den Kriegsdienst ablehnten, und sich weigerten, auf Menschen zu schießen“.
Zu denen, die den Kriegsdienst konsequent ablehnten, gehörte auch Ernst Schwalm, der es vorzog in insgesamt sieben Konzentrationslagern gefangengehalten zu warden, als den Glauben an seinen Gott Jehova zu verleugnen und somit als Verräter zu gelten.
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