Rund 80 Jahre ist es jetzt her, daß der Literaturnobelpreisträger Dr. Thomas Mann aus seinem amerikanischen Exil heraus leidenschaftlich gegen den Faschismus in Europa eintrat.
Im Jahre 1938 wurde im Europa Verlag das Buch „Kreuzzug gegen das Christentum“ von Franz Zürcher in Deutsch, Französisch und Polnisch veröffentlicht. Das Buch war eine Reaktion auf die Verfolgung der Zeugen Jehovas unter dem NS-Regime. Die boshaften Angriffe der Nationalsozialisten gegen Jehovas Zeugen wurden gründlich dokumentiert und die Konzentrationslager Sachsenhausen und Esterwegen schematisch dargestellt.
Im Klappentext dieses Buches hieß es: „Die Stimme der Wahrheit hat ihren eigenen Klang und stärkste Wirkung. Sie wird viele Herzen erschüttern und die an den Verbrechen Schuldigen an die nie schlummernde, vergeltende Gerechtigkeit mahnen. Der Verfasser will nicht nur Mitleid erregen, sondern auch einen Weg aus dem Dunkel weisen. Denn solange es Menschen gibt, die für ihre Überzeugung alles, Arbeit, Brot, Freiheit, Familie, ja das Leben opfern, ist noch Hoffnung vorhanden! Aus dieser ernsten Schilderung trauriger Geschehnisse spricht ein frischer, weltbezwingender Glaubensmut. Menschen der Gegenwart kämpfen, leiden und sterben wie die unerschütterlichen Glaubenshelden der Vergangenheit. Obwohl viele, die sich Christen nennen, in der entscheidenden Prüfung versagten, leisten die unbekannten Zeugen Jehovas als christliche Märtyrer nach fünf Jahren Terror in Deutschland nach wie vor ungebrochenen Widerstand gegen Gewissenszwang und heidnischen Götzendienst“.
Ein Exemplar dieses Buches wurde auch an Dr. Thomas Mann geschickt. Er bestätigte den Empfang des Buches mit folgenden Worten: „Ich habe Ihr so schauerlich dokumentiertes Buch mit größter Ergriffenheit gelesen, und ich kann die Mischung von Verachtung und Abscheu nicht beschreiben, die mich beim Durchblättern dieser Dokumente menschlicher Niedrigkeit und erbärmlicher Grausamkeit erfüllte…Durch Schweigen wird der Welt die moralische Apathie nur allzu bequem gemacht…Auf jeden Fall haben Sie Ihre Pflicht getan, indem Sie mit diesem Buch vor die Öffentlichkeit traten“.
Schon früh wurden die Greueltaten der Hitler-Regierung durch Wachtturm-Publikationen aufgedeckt. Dazu gehörte auch die Tatsache, daß die Kirchen eng in den Nationalsozialismus verstrickt waren. So brachte ihre Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter“ (später „Trost“) schon im Jahre 1933 den ersten von vielen Berichten über die Existenz von Konzentrationslagern in Deutschland. Vor dem Erscheinen des ersten Artikels waren die Namen Auschwitz, Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen den meisten unbekannt. Die Berichte von Zeugen Jehovas, die unter großen Gefahren aus den Lagern geschmuggelt wurden, legten die mörderischen Absichten des Dritten Reiches bloß.
Eugen Kogon schrieb in seinem Standardwerk „Der SS-Staat“. „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die SS psychologisch mit dem Problem der Bibelforscher nicht ganz fertig wurde“. In der Zeitschrift „Trost“ vom 26. September 1945 hieß es: „Propagandisten halten das Volk für vergeßlich. Sie verfolgen die Absicht, Vergangenes auszuradieren und sich in einem neuen Gewand, dem eines Wohltäters zu repräsentieren, um gegen sie sprechendes Beweismaterial unter den Teppich zu kehren“.
Das erkannte offensichtlich auch der Nobelpreisträger Dr. Thomas Mann.
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