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Wie ein Altenstädter Zeuge Jehovas seinen Glauben in dunkler Zeit bewahrte. Ein Stolperstein erinner
18.02.2016 10:34:36
Ein Stolperstein erinnert in Frankfurt an seinen Glaubensmut.

Sie gehörten zu den ersten, die das NS-Regime verboten und gnadenlos verfolgte. Von den etwa 25.000 Zeugen Jehovas und ihren Mitverbundenen in Deutschland wurden etwa 10.000 von 1933 bis 1945 unmittelbar Opfer des Nationalsozialismus (ohne Österreich und dem Elsaß). 550 Kinder wurden ihren Eltern durch Sorge-rechtsentzüge weggenommen, um sie in „ideologisch zuverlässigen“ Familien umerziehen zu lassen, was den Nazis aber nicht gelang. Etwa 8.000 wurden zu Haftstrafen verurteilt. 2.600 deutsche und rund 1.200 „nichtdeutsche“ Zeugen Jehovas verbüßten ihre Strafe im Konzentrationslager, 1.200 bis 1.500 verloren ihr Leben, 360 durch Hinrichtung.

Der Haft gingen oft Denunzination, der Verlust des Arbeitsplatzes, Tätigkeitsverbote, die Beschlagnahme des Eigentums, der Einzug oder die Verweigerung persönlicher Dokumente wie z.B. der Reisepaß oder die Arbeitserlaubnis voraus.

Warum war diese recht kleine Religionsgemeinschaft den Nationalsozialisten ein „Dorn im Auge“? Weder gnadenlose Verfolgung noch Todesgefahr vermochten ihre Standhaftigkeit und Loyalität gegenüber Gottes Gesetzen zu brechen. Sie wider-setzten sich kompromisslos der Gleichschaltung eines menschenverachtenden Systems. So kam das in Nazi-Deutschland übliche „Heil Hitler!“ nicht über ihre Lippen.
Dr. Michael Berenbaum, Historiker am U.S. Holocaust Memorial Museum in Washington D.C., würdigte das Verhalten der Zeugen Jehovas wie folgt: „ Man muß sich einmal vorstellen, wie viel Mut es kostete, anders zu sein. Man kommt in einen Raum und hört die Worte ‚Heil Hitler!’ und da sagt jemand ‚Guten Morgen!’ Oder man betritt einen Raum, die Sitzung ist beendet, man sagt ‚Heil Hitler!’, und jemand erwidert: ‚Auf Wiedersehen!’. Dieses Verhalten zeugt von einzigartiger Zivilcourage und von unvorstellbarer menschlicher Ehrbarkeit.“
Die Historikerin Dr. Christine King von der Staffordshire-Universität in Großbritannien äußert sich mit den Worten: „Schon sehr früh gelten die Zeugen Jehovas als Hauptfeind, teilweise wegen ihrer in aller Öffentlichkeit vertretenen Haltung und Weigerung, auch nur die geringsten Bestandteile des Nationalsozialismus, die mit ihrem Glauben unvereinbar waren, zu akzeptieren“. Später fügte sie hinzu: „Die Zeugen blieben wirklich fest, wie wir wissen, bis in den Tod – kein leichter, sondern ein qualvoller Tod. Ein Wachtposten sagte über die Zeugen, die in der Todeszelle sangen: ‚Ich könnte euch mit der Dampfwalze überrollen, auch das würde euch nicht zum Schweigen bringen.’ Und das passiert immer wieder, weil die SS einfach nicht begreift, mit was für Gegnern sie sich da eingelassen hat. Sie denkt, sie könnte den Glauben, die Integrität, den Mut und den Familiensinn der Zeugen Jehovas niederwalzen, was natürlich absolut unmöglich ist. Ich denke, uns ist heute klar geworden, und das zeigt auch das, was das Holocaust Memorial Museum zur Würdigung der Geschichte der Zeugen Jehovas getan hat, dass Jehovas Zeugen offen Stellung bezogen haben, und das von Anfang an, mit e i n e r Stimme und mit ungeheurem Mut.“
Auch rassisches Vorherrschaftsdenken war den Zeugen Jehovas fremd. Für sie galt das in der Bibel festgelegte Gesetz, nämlich die Liebe zu Gott und zu ihren Mitmen-schen. Außerdem waren Jehovas Zeugen politisch streng neutral und leisteten deshalb auch keinen Treueid auf den Staat. Bis heute ist ihre politisch neutrale Haltung von vielen Regierungen der Welt oft missverstanden oder sogar bewusst falsch interpretiert worden, nicht selten auf Intervention von religiösen Gegnern.

Historiker nennen drei Hauptpunkte der Ideologie Adolf Hitlers:
1. Rassische Reinheit und rassische Überlegenheit der Deutschen, verbunden mit einem starken Antisemitismus,
2. Nationalismus, der das Ziel hatte, die Macht und den Einfluß Deutschlands in der Welt auszuweiten und
3. das Führerprinzip: Bedingungsloser Gehorsam gegenüber dem Führer Adolf Hitler.

Alle drei Punkte konnten Jehovas Zeugen nicht mit ihrem christlichen Gewissen vereinbaren, denn
1. sind gemäß der Bibel vor Gott alle Menschen gleich,
2. widerspricht der Nationalismus dem Gebot Gottes und
3. steht nur Jehova und seinem Sohn Jesus Christus bedingungsloser Gehorsam zu.
Daraus ergab sich zwangsläufig eine Eskalation mit dem NS-Regime, da sich Jehovas Zeugen auch weigerten, Kriegsdienst in irgendeiner Form zu leisten. So wurden viele von ihnen wegen Wehrkraftzersetzung ins Konzentrationslager überführt. Dies war besonders seit September 1939 der Fall, denn durch ihre konsequente Kriegsdienstverweigerung zogen sie sich den Zorn der NS-Diktatur zu. Das führte schließlich dazu, dass die NS-Kriegsjustiz mehr als 250 Todesurteile gegen Kriegsdienstverweigerer verhängte. Diese wurden größtenteils in Brandenburg, Berlin-Plötzensee, Torgau und an anderen Orten vollstreckt. So ordnete Heinrich Himmler an, August Dickmann aufgrund seiner Weigerung Kriegs-dienst zu leisten, am 15. September 1939 öffentlich zu erschiessen. Dickmann war der erste Kriegsdienstverweigerer überhaupt, an dem die Todesstrafe vollzogen wurde.

In einer solchen von patriotischen Gefühlen bestimmten Zeit bewahrte auch ein Bibelforscher aus Altenstadt seinen Glauben. Sein Name ist Karl Finkernagel.
Er wurde am 29. August 1869 in Altenstadt geboren und verzog später nach Frankfurt. Wo er als Tapezierer seinen Lebensunterhalt verdiente. Finkernagel engagierte sich aktiv für seinen Glauben im Bezirk Frankfurt-Bockenheim, wo er eine leitende Funktion in seiner Religionsgemeinschaft innehatte.
Im Rahmen einer Aktion gegen die Zeugen Jehovas im Raum Frankfurt wurde er am 15. Dezember 1936 von der Stapo verhaftet und in Schutzhaft genommen. Zuvor waren bei einer Hausdurchsuchung Bücher und Broschüren der verbotenen Religionsgemeinschaft gefunden worden. Es ist anzunehmen, dass Karl Finkernagel am 12. Dezember 1936 an der reichsweiten Verteilung der Luzerner Kongressresulution der Zeugen Jehovas teilgenommen hatte. Diese wurde auf einem Kongress vom 4. bis 7. September 1936 in Luzern angenommen. In dieser wurde gegen die Verfolgung ihrer deutschen Glaubensbrüder scharf protestiert. Über 2.000 Flugblätter mit dem Wortlaut der Resolution wurden an Regierungsmitglieder in Deutschland und an den Vatikan verschickt. 200.000 weitere Exemplare wurden in einer Blitzkampagne am 12. Dezember 1936 zwischen 17.00 und 19.00 Uhr im ganzen Reichsgebiet verteilt.

Karl Finkernagel blieb über sechs Monate in Untersuchungshaft, bis ihn schließlich das Sondergericht Frankfurt/ Main am 30. Juni 1937 zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat verurteilte. Diese galt durch die Untersuchungshaft als verbüßt. Nach seiner Haftentlassung wurde er aber der Polizei überstellt, die ihn darauf in Schutzhaft nahm. Ohne eine weitere Gerichtsverhandlung verbrachte man Finkernagel in das Konzentrationslager Lichtenburg. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 1560 und blieb bis zum 7. August 1937 inhaftiert. Mit 625 anderen Häftlingen, darunter auch 20 Bibelforscher, wurde er dann mit einem Transport in das sich im Aufbau befindliche Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Nach nur drei Wochen Lageraufenthalt verstarb Karl Finkernagel am 28. August 1937, nur wenige Tage vor seinem 68. Geburtstag. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt.

Seit dem 18.Mai 2015 erinnert ein Stolperstein in der Hamburger Allee 58 in Frankfurt an den mutigen Mann, der trotz Verfolgung seinen Glauben als Zeuge Jehovas in dunkler Zeit bewahrte.

veröffentlicht von Schalies Hans-Joachim


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