Hirzenhainer Mondstürmer!
Es begab sich um das Jahr 1910, in der oberhessischen Gemeinde Hirzenhain.
Ein lauer Sommerabend, sternenklarer Himmel, und die Menschen sassen im Freien, und gönnten sich in trauter Gemeinschaft noch ein Feierabendbierchen, auch zwei und drei.
Gegen 22 Uhr ging der Mond, so wie üblich, hinterm Horizont auf, und zauberte sein Lächeln über den Ort.
Als der Mond so wanderte, zog er am hohen Berge, hinter dem Gutshof der adeligen Herrschaften, vorbei.
Jetzt trauten die Hirzenhainer Bürger ihren Augen nicht mehr.
„FEUER FEUER“ schrie einer nach dem 6. Bier; „der Gutshof brennt“.
Alle anderen rieben sich die Augen, und in der Tat, hinter den Gebäuden begann es grell zu leuchten.
Rasch wurde der Spritzenwagen aus dem Dorfschuppen gezogen, 8 Mann vorweg, weitere 8 Mann hinten dran, und im Dauerlauf die 2 KM zum Berg hoch.
Doch oh weh, was war das?
Total ausser Puste oben angekommen, musste man feststellen, es brannten nicht die Gebäude des Gutsbesitzers, das grelle Licht kam vom Mond, der sich im Hintergrund befand.
Da die Nachbargemeinden von Merkenfritz, Gelnhaar und Usenborn das mitbekommen haben, machten sie sich lustig über die Hirzenhainer, und nannten sie fortan:
„Die Hirzenhainer Mondstürmer“
Viele Jahrzehnte lang wurde später im Freibad Hirzenhain die Mondstürmerparty gefeiert. Ein Fest, auf das sich fast alle Ureinwohner freuten.
Das war zu Zeiten, als es noch eine hohe Massenkaufkraft und viele gutbezahlte Arbeitsplätze in Hirzenhain gab, und das Freibad noch gut in Schuss gewesen ist.
Kulturelle Traditionsfeste gibt es in Hirzenhain keine mehr, und diese Geschichte, eine wahre Begebenheit, ist fast in Vergessenheit geraten.
Früher war alles besser, und vor allen Dingen, lustiger. |