„Nicht alles Gold, was glänzt“, so bezeichnet Sonja Gärtner aus Bullau die Streuobstkampagnen, mit denen sich der Odenwaldkreis in der Presse schmückt.
Kreis und Behörden brüsten sich gerne mit ihrem durchaus lobenswerten Engagement zum Streuobstschutz. Doch schaut man einmal hin, was aus den Bäumen anschließend wird, so sieht die Sache zum Teil anders aus.
Familie Gärtner gehörte zu den Freiwilligen, die im Jahr 2001 zehn Hochstamm-Obstbäume im Erbacher Ortsteil Bullau pflanzten. 65 % der Kosten finanzierte der Kreis aus Mitteln der Ausgleichsabgabe. Dies sind Gelder, mit denen nach öffentlichem Recht Eingriffe in die Natur - wie bspw. der Bau von Gewerbegebieten - erst legalisiert werden. 35 % steuerte Familie Gärtner selbst bei. „Dazu zehn Jahre unzählige Arbeitsstunden beim Pflanzen, Gießen und Schneiden“ wie Horst Gärtner zu berichten weiß.
Die Arbeit lohnte sich: Die Bäume gediehen prächtig, lockten mit ihrer Blütenpracht unzählige Insekten, bereicherten die Landschaft und trugen schon das erste Obst. Auch die zuständige Schäferin achtete auf die leicht auszuzäunenden und dafür extra auf Parzellengrenzen gepflanzten Bäume.
Das Unheil begann mit dem Wechsel des Landbewirtschafters in 2008. Dieser unterzog die Obstbäume umgehend einer Beweidung durch über 200 Schafe und Ziegen. Die Bäume hatten keine Chance und sogar die von Familie Gärtner nachträglich wieder angebrachte Drahtummantelung konnte nicht verhindern, dass alle Bäume in den Folgejahren stark verbissen wurden und nun teilweise schon vollständig abgestorben sind.
Der Schäfer teilte Frau Gärtner dazu am Telefon mit: „Jetzt weht hier ein anderer Wind“ und schlagartig änderte sich auch die Einstellung der mehrfach um Hilfe gebetenen Behörden. „Vor allem sagte man uns, dass die überwiegend aus Landesmitteln finanzierten Bäume, die andernorts Eingriffe in die Natur ermöglicht haben, unsere Privatangelegenheit seien und man den Schaden doch zivilrechtlich verfolgen solle“, so Herr Gärtner, „das Rückgrat, dem auch auf anderen Flächen rigoros vorgehenden Landwirt klare Regeln vorzugeben, besitzt hingegen keiner“.
Unverständlich, denn der Bewirtschafter wird ausgerechnet aus Geldern des „Hessischen Integrierten Agrarumweltprogramms (HIAP)“ finanziert, mit dem die nachhaltige Bewirtschaftung wertvoller Flächen in Hessen gesichert werden soll.
Frau Gärtner zieht deshalb das ernüchternde Fazit: „Ich rate allen Freiwilligen, Obstbäume für den Kreis nur auf Flächen im eigenen Besitz zu pflanzen oder sich genau über die zuständigen Landbewirtschafter zu erkundigen“. Sonst könne es einem leicht ergehen wie Familie Gärtner, die Geld und unzählige Arbeitsstunden investiert hat und anschließend mit anschauen musste, wie stattliche Obstbäume zu Grunde bewirtschaftet wurden.
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