(pk-k) Herdecke, 04.02.2011 Was kann ein einzelner Mensch tun, um die Welt ein wenig besser zu machen? Seit der weltweit bekannt gewordenen Aktion „We are what we do“ braucht niemand mehr die Wirkung kleiner Schritte zu unterschätzen, mit denen Alltag und Lebensqualität überall und von jedem sofort verbessert werden können. Mit dem Buch „Mitspielen: Fünf Stunden für das gute Leben“ ist ein weiterer Leitfaden in den Buchhandel gekommen, der zu Taten animiert, wo mitunter ansonsten zu lange geklagt und diskutiert wird.
Veränderungsbewegungen traten und treten immer wieder dort in Erscheinung, wo offensichtliche Problematiken die Lebensqualität einschränken. Das war schon immer so. In den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kulminierte die Belastung von Umwelt und Nahrungsmitteln – die Biobewegung war die Antwort. Gegenwärtig bestimmen die Ausläufer der Finanzkrise Lebenssituationen von Menschen und Staaten. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Die Geldgeschäfte der Banken und Spekulanten werden kritisch begleitet, Bürgerwille formiert sich und aktualisiert die Forderungen für Elemente der direkten Demokratie. Auch die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen rückt zunehmend in den öffentlichen Diskurs und zahlreiche Initiativen haben sogar damit begonnen, eigene, nicht staatliche Währungen zu schaffen und in den Umlauf zu bringen. Befinden wir uns an der Schwelle zu einer neuen Bewegung, die nun den zentralen Bereich der Wirtschaft revolutionieren könnte?
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Krise, die sich an den Erschütterungen des Geldsystems offenbarte, im eigentlichen Sinne eine Systemkrise ist. Es geht nicht nur ums Geld allein. Es geht um mehr, nämlich um die Prinzipien der Wirtschaft überhaupt. Wirtschaft, das bemerken inzwischen immer mehr, geht uns alle an. Der gesamte Bereich wirtschaftlicher Aktivitäten reicht weiter und tiefer ins Leben, als sich allein durch Geld beschreiben ließe. Weit weniger als die Hälfte aller wirtschaftlichen Aktivitäten des Menschen finden statt, ohne jemals mit monetären Äquivalenten verbunden zu werden. Warum sollte angesichts dieser Proportion dem Geld die Macht zugestanden bleiben, unter der so viele Menschen leiden? Eine Befreiung von überlebten Prämissen der kapitalistischen Marktwirtschaft wird neue Theorien ebenso hervorbringen, wie die ökonomischen Handlungsmodelle der Menschheit der Zukunft zu anderen Lebensformen führen.
Marktforscher gehen von einem Rückgang der durchschnittlichen Konsumaufwendungen um rund zehn Prozent in den kommenden Jahren aus. Und das nicht als Ausdruck von schwindender Kaufkraft, sondern von aus freien Stücken reduzierter Konsumbereitschaft. Ein neuer Verbrauchertyp wird sich in den Ausgaben freiwillig beschränken, weil es der Erfahrung der Lebensqualität zugute kommt. Weniger Zeit fürs Geldverdienen, mehr Zeit für den Genuss! Paul Ray schuf den Begriff der „Kulturkreativen“ und der Trendforscher Matthias Horx schriebt von der LOHAS, beide meinen im Prinzip das gleiche: Mündige Menschen, bewusste Verbraucher konsumieren nicht mehr blind, sondern gestalten durch ihr Verhalten die Wirtschaft neu.
Mit dem Buch „Mitspielen: Fünf Stunden für das gute Leben“ ist eine Anleitung verfügbar, mit der die ersten Informationen über neue Wirtschaftsformen nicht nur einfach weitergegeben werden. Das Buch ist Teil einer Aktion, in der es um die kleinen Anfänge geht, die jeder Mensch an jedem Ort sofort machen kann. Praktische Anleitungen führen in Experimenten zur schrittweisen Veränderung des eigenen Verhaltens und zuletzt geht es darum, sich mit anderen zu vernetzen. Wirtschaft geht uns alle an. Sie ist zu schade, um nicht von jedem Verbraucher auch selbst in die Hand genommen und gestaltet zu werden. Fünf Stunden für das gute Leben sind nicht zu viel, aber auf jeden Fall ein Aufwand der sich sofort lohnt, denn die Qualität des eigenen Handelns wird sofort zu einer im persönlichen Leben. Und Freude am Leben haben wir doch alle gern!
„Mitspielen: Fünf Stunden für das gute Leben“ epubli-Verlag, 17,80 Euro, ISBN 978-3-8442-065-2
Peter Krause-Keusemann |